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Bald neue Schweizerschulen im Ausland?

Podiumsdiskussion an der Konferenz der Schweizerschulen im Ausland im grossen Rittersaal in der Lenzburg. Dritte von rechts: Botschafterin Christine Schraner Burgener. Educationsuisse/Philipp Zinniker

Schweizerschulen im Ausland sind kein Auslaufmodell. Eine neue Strategie des Bundes sieht vor, dass neue Schulen entstehen können, ohne dass diese den bisherigen Schulen Gelder abgraben.

Noch vor wenigen Jahren drohte den Schweizerschulen im Ausland das schrittweise Aus. Im Parlament hingen die Subventionsbeiträge des Bundes in der Schwebe. Seit Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die Vermittlung schweizerischer Bildung im AuslandExterner Link am 1. Januar 2015 stehen die 17 Schulen auf soliden Füssen. Jährlich erhalten die anerkannten Schweizer Schulen und internationale Schulen mit Schweizer Unterstützung Beiträge von rund 21 Millionen Franken.

Mit einer Strategie zur Entwicklung des Netzes der Schweizerschulen im AuslandExterner Link will der Bund nun die Eröffnung neuer Schulen ermöglichen. “Die Nachfrage nach Privatschulen wächst weltweit”, hält das Bundesamt für Kultur (BAK) in seiner Strategie fest, die am 13. Juli an der Konferenz der Schweizerschulen im Ausland in Lenzburg vorgestellt wurde.

Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK), stellt die Strategie des Bundes vor. Educationsusisse/Philipp Zinniker

Im Gesetz sei vorgesehen, “dass der Bund auch Schulgründungen unterstützen kann”, sagt BAK-Direktorin Isabelle Chassot gegenüber swissinfo.ch. Dem Bund und Departementsvorsteher Alain Berset gehe es in der Strategie darum, “vor allem auch die Kultur und die Bildungszusammenarbeit ins Zentrum zu rücken”.

Prioritäten der Strategie sind laut Chassot, das Netz der Schweizerschulen in Schwerpunkt-Regionen zu vergrössern und das duale Bildungssystem mit Berufslehren einzuführen, wenn immer möglich auch bei Neugründungen.

Zwar unterliegen die bestehenden Schweizerschulen der linearen Kürzung aller Subventionskredite des Bundes um 3%, doch Chassot betont, “dass Schulneugründungen nicht auf Kosten der jetzigen Schulen gehen müssen. Für neue Gelder werden wir dem Parlament einen besonderen Antrag stellen”.

Peking ruft

Eine solche Neugründung kündigt sich in Peking an. Geplant war sie bereits diesen Sommer, doch wegen der schwierigen Suche nach Startkapital sei die Eröffnung nun für Sommer 2017 geplant, sagt Barbara Stäuble, Präsidentin des Trägervereins Peking. Gerade in der Anfangsphase habe die Hilfe des Bundes schmerzlich gefehlt, weil dieser keine Mittel für Machbarkeitsstudien zur Verfügung stelle.

Schweizerschulen

An den 17 anerkannten Schweizerschulen in 9 Ländern wurden im Schuljahr 2014/15 insgesamt 7823 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Davon waren rund 1800 Schweizer Kinder.

Etwa 300 Schweizer Lehrerinnen und Lehrer waren 2015 an den Schulen tätig, zusätzlich zahlreiche lokale Lehrkräfte.

14 Kantone amtieren als Patronatskanton für eine oder mehrere Schulen.

Die Schweizerschulen erhielten 2015 einen Bundesbeitrag von insgesamt 18,566 Millionen Franken (ohne Beiträge an internationale Schulen mit Schweizer Unterstützung).

Das Netz der Schweizerschulen ist historisch zufällig nach entsprechenden Bedürfnissen entstanden. So war etwa die Schule in Bergamo zu Beginn eine Firmenschule für Kinder von Angestellten einer Baumwollspinnerei. Die erste heute noch bestehende Schule wurde 1860 in Mailand gegründet.

In der Zwischenzeit habe man eine pragmatische Lösung gefunden: “Wir werden nun die Schule mit einer Partnerschule in Peking beginnen, eine internationale Schule, die das IB [Internationale Matura, die Red.] anbietet, aber auch stark auf Muttersprachen-Unterricht fokussiert und uns als Schweizerschule grosse Unterstützung bringt, um bei ihnen als Schweizer Abteilung aufzumachen”, so Stäuble.

“Es muss nicht immer eine reine Schweizerschule sein”, kommentiert Derrick Widmer, der Präsident von EducationsuisseExterner Link, des Vereins für die Schweizerschulen im Ausland. Vermehrt werde man in Zukunft die Zusammenarbeit mit deutschen und internationalen Schulen oder privaten Investoren suchen.

Im Projekt der Schule in Peking seien Leute dabei, “die sich sehr gut in China auskennen”. Er erwähnt dabei etwa Uli Sigg, ehemals Schweizer Botschafter in Peking und fundierter Kenner des Landes wie auch der chinesischen Kultur. “Deshalb bin ich optimistisch.” Und da sich das Projekt einer Schule anschliessen würde, bestehe die Infrastruktur bereits, und man müsse “am Anfang nicht so viel Geld einwerfen”, so Widmer.

Er bedauert ein wenig, dass die Strategie des Bundes eine rasche Expansion behindere. “Der Bund finanziert nur zurückhaltend”. Sponsoren zu finden, sei nicht einfach. Deshalb mache eine vermehrte Zusammenarbeit mit anderen Schulen Sinn, wie dies bereits mit 14 deutschen Schulen der Fall sei.

“Gute Rendite”

“Die Schweizerschulen im Ausland investieren in unsere Zukunft”, sagt Christine Schraner Burgener, Schweizer Botschafterin in Deutschland. Sie verfügt über fundierte Erfahrungen mit Auslandschulen, besuchte als Kind während sechs Jahren die deutsche Schule in Tokio, und die eigenen Kinder drückten in ihrer Zeit als Schweizer Botschafterin in Thailand während einiger Jahre in der Schweizerschule in Bangkok die Schulbank.

“Wir haben ja bereits eine sehr gute Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandschulen. Aber oft sind die wie etwa jene in Peking schon überfüllt. Deshalb finde ich es toll, wenn wir weitere neue Schweizer Auslandschulen einführen”, sagt die Botschafterin.

Schliesslich vermittelten die Schulen Schweizer Kultur und Landessprachen. Und wenn man ins Heimatland zurückkehren wolle, “sichern sie auch den Übergang, dass man dort den Anschluss findet, besonders bei den Hochschulen”.

swissinfo.ch

Isabelle Chassot ist wichtig, dass die Schweizerschulen im Ausland eine grössere Wirkung auf das Inland erhalten. Denn die Aussenposten seien “sehr innovativ und bieten eine grosse Anlagerendite (‘return on investment’)”.

Leider aber gälten die Abschlüsse im Ausland in der Schweiz oft zu wenig, weshalb sie sich vom Schweizer Ausbildungssystem etwas mehr Offenheit wünscht.

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