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Accu Holding geht in provisorische Nachlassstundung

Die Accu Holding Gruppe hat nach dem Skandal um ihren früheren Chef und finanziellen Problemen ihrer Tochtergesellschaften die Übersicht über ihre Schulden verloren. Eine Nachlassstundung soll nun für Klarheit sorgen und eine Sanierung ermöglichen. KEYSTONE/WALTER BIERI sda-ats

(Keystone-SDA) Die Industriegruppe Accu Holding hat ein Gesuch um provisorische Nachlassstundung eingereicht. Die Verhaftung ihres ehemaligen Chefs sowie verschuldete Tochtergesellschaften haben die in Emmenbrücke LU ansässige Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.

Das Gesuch um Nachlassstundung für einen Zeitraum von vier Monaten wurde am Mittwoch vom Bezirksgericht im luzernischen Hochdorf genehmigt, wie Accu gleichentags mitteilte.

Accu macht das frühere Geschäftsgebaren des einstigen Chefs und Verwaltungsratspräsidenten Marco Marchetti für die Probleme verantwortlich. Die Staatsanwaltschaft hatte vor rund einem Jahr gegen den inzwischen zurückgetretenen Marchetti ein Untersuchungsverfahren wegen möglicher Finanzdelikte eröffnet.

Auch Accu hat inzwischen eine Strafanzeige eingereicht wegen mehrfach qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung sowie Urkundenfälschung. Die bisherigen Untersuchungen hätten eine Vielzahl von Problemfeldern aufgedeckt, hiess es bei der Präsentation der Halbjahreszahlen Ende September.

Verschuldete Töchter

Die Tochtergesellschaften von Accu befinden sich ebenfalls in Nachlassstundung, Restrukturierungsverfahren oder in Konkurs. Damit sei es der Accu Holding AG auch nicht mehr möglich, ihren Finanzbedarf über die Tochtergesellschaften zu decken, heisst es in der Mitteilung.

Im Rahmen der Finanzschwierigkeiten der Accu Gruppe seien von Geschäftspartner teilweise Forderungen gegenüber den Tochtergesellschaften wie auch gegen die Muttergesellschaft angemeldet worden, schreibt Accu. Der effektive Bestand der Verbindlichkeiten sei im Rahmen des Nachlassverfahrens zu ermitteln. Nach heutigem Wissensstand sei die Accu nach einer Wertberichtigung auf die Tochter Nexis Fibers überschuldet.

Der Verkauf der Nexis Fiber sei nach Genehmigung des Nachlassverfahrens in der Slowakei ungewiss. Je nach Resultat des Nachlassverfahrens könne dieser Wert der Beteiligung wesentlich schwanken.

Aktienhandel wieder aufgenommen

Der Handel der Accu-Aktien wurde Anfang Oktober wieder aufgenommen, nachdem er seit Anfang August eingestellt gewesen war. Das Industrieunternehmen ist im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gerutscht und musste einen Reinverlust von 21,1 Millionen Franken ausweisen, wie Ende September bekanntgegeben wurde. Das Unternehmen kündigte damals weitere drastische Restrukturierungsmassnahmen an.

Accu ist in den Geschäftsfeldern Industrielle Garne und Oberflächentechnologie tätig und ist an verschiedenen Firmen beteiligt. Die industriellen Garne von Accu werden beispielsweise für Airbags, Transportbänder oder Reifen verwendet. Die Oberflächentechnologie umfasst Härtereien und High-Tech-Dünnschicht-Beschichtungszentren.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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