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Afghanische Kulturgüter kehren in ihre Heimat zurück

Ein im Museum ausgetelltes Objekt. (Bild: Baselland)

Gemäss der UNESCO ist eine Rückführung der Objekte nach Kabul zu verantworten. Die Objekte wurden zwischen 1998 und 2001 in die Schweiz gebracht und so vor der Zerstörung gerettet.

Das Afghanistan Museum in Bubendorf bei Basel wird im Oktober geschlossen. Die Kulturgüter sollen im kommenden Frühjahr zurückgebracht werden.

Das Afghanistan Museum in Bubendorf wurde im Oktober 2000 eröffnet. Von Beginn an war klar, dass die ausgestellten Objekte nach Afghanistan zurück gebracht werden, sobald es die Umstände gestatten würden.

Am Montag hat die UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) entschieden, dass eine Rückführung zu verantworten sei.

Deshalb wird das Museum nach Angaben seines Leiters Paul Bucherer noch in diesem Jahr geschlossen. Der UNESCO-Entscheid sei nach einem Auftrag der afghanischen Regierung gefallen, sagte Bucherer.

Das Afghanistan-Museum im Exil werde voraussichtlich Mitte Oktober seine Pforten schliessen. Die Finissage ist für den 14. Oktober vorgesehen. Die Kulturgüter sollen danach bis spätestens im Frühjahr 2007 in ihre Heimat zurückgebracht werden.

Gemäss Bucherer waren die Objekte zwischen 1998 und 2001 ins Exil-Museum nach Bubendorf gebracht worden, um sie vor der Zerstörung zu schützen.

Wiederaufbau der Buddha-Statuen verzögert sich

Nicht gerettet werden konnten die berühmten Felsstatuen von Bamiyan aus dem 2. bis 7. Jahrhundert. Die Buddha-Statuen seien 2001 von der Al Kaida gesprengt worden, sagte Bucherer. Damals hatte die Taliban-Regierung öffentlich die Verantwortung für die Zerstörung übernommen.

Der Leiter des Afghanistan-Museums im Exil setzt sich seither für den Wiederaufbau der Figuren ein. Trotz einer grundsätzlichen Zustimmung der UNESCO verzögert sich dieser aber weiter.

Kooperation zwischen Uni Bamiyan und ETHZ

Sowohl der afghanische Präsident Hamid Karsai als auch Ex-König Mohammed Sahir Schah hätten eine Rekonstruktion noch vor wenigen Wochen als verfrüht bezeichnet, erklärte Bucherer. Seiner Meinung nach würde der Wiederaufbau vermutlich nach den von der ETH Zürich ausgearbeiteten Unterlagen erfolgen.

Die ETH ist in Bamiyan bereits aktiv am Bau des Bildungs- und Begegnungszentrums “House of Science” beteiligt.

Das Kooperationsprojekt zwischen der ETH Zürich und der Universität Bamiyan soll im Oktober der afghanischen Regierung übergeben werden, wie die ETH am Dienstag mitteilte.

Original Schriftstücke

Das Afghanistan-Museum beherbergt wichtige Objekte der jüngeren Geschichte Afghanistans.

Wasserpfeifen, verzinnte Kupferwaren, Möbel, Geschirr, Schmuck, Kosmetikbehälter geben einen Einblick in das Leben der verschiedenen Volksgruppen und Gegenden des Landes sowie in das Weiterleben des traditionellen Kunsthandwerks im afghanischen Alltag.

Daneben beherbergt das Museum auch Original-Schriftstücke afghanischer Könige.

swissinfo und Agenturen

Seit jeher ist Afghanistan eine Drehscheibe der Zivilisationen. Sein kulturelles Erbe ist einmalig.

Einflüsse auf die Geschichte des Landes hatten Perser, Griechen, Alexander der Grosse, Buddhismus, Hinduismus und Islam.

Ein Grossteil des kulturellen Erbes wurde während den jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen vernichtet.

Nach dem Sturz des Taliban-Regimes haben die Behörden in Kabul die UNESCO mit der Koordination zum Schutz des afghanischen Kulturguts beauftragt.

Die Sanierung des Museums in Kabul und die Rückkher der afghanischen Kulturgüter sind die vordringlichen Projekte der näheren Zukunft.

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