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Bhutan – wenn sich Glück in Geld verwandeln soll

Der Schweizer Fotograf Adrien Golinelli ist seit seiner Kindheit von Bhutan fasziniert. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass er mitten in der Natur, hoch oben in den Bergen, aufgewachsen ist.

“Ich stellte mir Bhutan als eine Art von Schweiz in Asien vor. Einfach ohne die destruktiven Seiten der Modernität. Also als eine Art verlorenes Paradies, in dem die Leute in Harmonie leben. Schliesslich besuchte ich Bhutan im Jahr 2012. Damals hatte ich schon ein realistischeres Bild von dem Land. Doch der Schock war gross, denn die Realität sieht ganz anders aus.”

Bhutan ist von der Grösse her mit der Schweiz vergleichbar. Beide Länder sind von grösseren und mächtigeren Nachbarn umgeben. Sie haben eine Identität, die sie ihren bergigen Landschaften und dem Stolz, nie kolonialisiert gewesen zu sein, verdanken.

Die Beziehungen wischen der Schweiz und Bhutan gehen in die 1950er-Jahre zurück. Damals pflegte die Schulthess-Rechberg Familie Kontakt mit dem König von Bhutan. Die Industriellen-Familie startete Entwicklungsprojekte und finanzierte diese auf privater Basis.

In den 1970er-Jahren wurden die Projekte von Helvetas und anderen Schweizer Hilfsorganisationen übernommen und zu Erfolgsgeschichten in Landwirtschaft, Waldpflege, aber auch zu Vorbildern bei der Ausbildung von Lehrern und dem Bau von Hängebrücken.

Auch heute noch unterstützt die Schweiz die junge Demokratie und das hauptsächlich in den Bereichen Institutionen und gute Regierungsführung.

Doch das Bhutan unserer Träume gibt es nicht. Es bleibt ein unerreichbares gelobtes Land. Es voller Strassen und Steinbrüchen, eine grosse Baustelle. Es war einst das ärmste Land in Asien. Heute hat das Land das fehlende Bruttosozialprodukt durch ein Gefühl des nationalen Glücks ersetzt.

Adrien Golinelli studierte Literatur an der Universität Genf. Begeistert von der Geopolitik hat er mehr als 40 Länder bereist. Für seine Serie “Hinter den Kulissen”, die er in Nordkorea realisiert hat, erhielt er 2012 den Pariser Foto-Preis für junge Talente.

Seine Fotos sind noch bis am 21. September in der Galerie Focale in Nyon ausgestellt.

(Bilder und Texte: Adrien Golinelli)

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