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Auf der Suche nach einer Goldmine

In der bündnerischen Region Surselva rückt der kommerzielle Abbau von Gold näher. Nächstes Frühjahr wird mit Probebohrungen begonnen. Hinter dem Projekt steht eine kanadische Firma. Die Bevölkerung der Gold-Region begrüsst das Vorhaben.

In der Surselva befindet sich vermutlich das goldhaltigste Gestein der Alpen – mit bis zu 14 Gramm pro Tonne. Seit jeher lockt diese Region daher Goldsucher an.

Feriengäste und Hobby-Goldwäscher waschen den Sand des Rheins. Es gibt sogar spezielle Angebote für Touristen.

Nur eine kommerzielle Nutzung erfolgte nie, obwohl es diverse Anläufe und geologische Vorstudien gab.

Am weitesten fortgeschritten war das seit 2006 aufgegleiste Projekt der Genfer Explorationsfirma Minalp SA.

Doch im Rahmen der Finanzkrise stiegen Investoren aus. Das Vorhaben schien gescheitert.

Ernsthafte Absichten

Doch in diesem Sommer kam die Wende dank der Murray Brook Minerals Inc. mit Sitz in Quebec, welche die Minalp SA kaufte. Die kanadische Firma ist fest entschlossen, das Projekt des Goldabbaus in der Schweiz voranzutreiben.

Jean-Jacques Treyvaud, ein ehemaliger Genfer Bankier, der inzwischen in Kanada lebt und die Murray Brook Minerals Inc. präsidiert, unterstrich am Mittwoch im Rahmen einer Medienkonferenz in Disentis die ernsthaften Absichten seines Unternehmens in Bezug auf den Goldabbau.

Demnach sollen ab kommenden Frühjahr geologische Detailpläne für eine 60 Quadratkilometer grosse Zone angefertigt werden. Später sollen an 10 Stellen Sondierbohrungen in verschiedenen Neigewinkeln erfolgen – insgesamt 6000 Meter. Für die Explorationsphase sind 2,5 Millionen Franken budgetiert.

Gold im Gestein

Das Unternehmen konzentriert sich auf drei Gebiete, welche bei geologischen Studien der Minalp SA als erfolgversprechend galten. Darunter befindet sich die Zone Bova Gorda im Garvera Massiv südlich von Disentis. Dort fand man im August 2009 eine Felsprobe mit 2,4 Gramm Gold pro Tonne Gestein.

Die Ausführungen Treyvauds machten klar, dass es für ein solches Goldgräberprojekt einen langen Atem braucht. Mindestens zwei bis drei Jahre werden vergehen, bevor man mit Sicherheit weiss, ob sich ein kommerzieller Abbau lohnt. Für eine Rentabilität ist ein Goldgehalt von mindestens 2 Gramm nötig.

Bis zum eigentlichen Abbau werden weitere Jahre ins Land ziehen. Und um eine Abbaukonzession zu erhalten, ist eine Machbarkeitsstudie samt Finanzierungsnachweis erforderlich.

Klare Regeln dank Abbaugesetz

In der Surselva steht man dem Projekt jedenfalls positiv gegenüber. “Wir sind glücklich, dass es weiter geht”, sagt Walter Deplazes, Gemeindepräsident von Sumvigt.

Selbstverständlich müssten die Eingriffe in die Natur – auch in der Explorationsphase – so weit wie möglich reduziert werden.

Um dem möglichen, unterirdischen Abbau einen gesetzlichen Rahmen zu geben, haben die Bürger von Sumvitg und den beiden anderen Standortgemeinden, Disentis und Medel/Lucmagn, bereits im September 2008 ein Abbaugesetz gutgeheissen.

“Wir haben in unserer Gegend ja keinerlei Erfahrung mit Minen”, so Dumeni Columberg, Gemeindepräsident von Disentis. Daher habe man sich in Kanada und Südafrika schlau gemacht.

Entstanden ist ein Abbaugesetz mit 28 Artikeln. Es regelt unter anderem die Entgeltung für die Gemeinden, wenn Gold dereinst aus Minen der Region verkauft werden sollte. Demnach beträgt die Produktionsabgabe “zwischen 2 und 5 Prozent des Nettoverkaufserlöses”.

Name: “Surselva Gold”

Die Gemeinden müssen zudem dafür sorgen, dass die Gewinnung von Gold und anderen Edelmetallen in ihrem Tourismuskonzept angemessen berücksichtigt wird.

Auch der Name des Edelmetalls ist bereits festgelegt: “Surselva Gold”.

“Dieses Vorhaben beschäftigt uns schon seit 20 Jahren und wir sind froh, dass es nun einen professionellen Investor gibt”, freut sich Columberg. Das Gesetz stelle sicher, dass die Landschaft nicht verschandelt werde.

Man verspricht sich neue Arbeitsplätze, eine Gewinnbeteiligung, vor allem aber eine Erhöhung des Bekanntheitsgrades als touristische Destination. “Auch dies ist für uns Gold wert”, sagt der Gemeindepräsident von Disentis.

Gerhard Lob, Disentis, swissinfo.ch

Die Surselva ist ein Bezirk im Kanton Graubünden mit 43 Gemeinden und rund 23’000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Hauptstadt ist Ilanz.

Disentis-Mustér, Sumvigt und Medel-Lucmagn sind benachbarte, romanisch-sprachige Gemeinden im Bezirk Surselva nördlich des Lukmanier-Passes.

Im Rahmen der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise ist der Goldpreis auf Rekordpreise geklettert.

Investoren schätzen das Edelmetall in der Krise als sichere Anlage.

Der Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) ist Mitte Oktober im Handel bis auf 1070,40 Dollar gestiegen.

Anfang Oktober war die eineinhalb Jahre alte Rekordmarke bei rund 1030 Dollar gebrochen worden.

Anfang der 1990er-Jahre lag der Goldpreis bei rund 250 Dollar pro Feinunze.

Diese Langzeitentwicklung beflügelt auch Investitionen in möglichen Goldabbau wie in der Surselva.

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