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Gurlitt-Sammlung: schweres Erbe für Bern

Die Sammlung des am 6. Mai 2014 verstorbenen Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt ist zwar viele Millionen Franken wert, aber auch ein schweres Erbe für das Kunstmuseum Bern. Dieses wird nicht nur Werke alter Meister wie Chagall, Gauguin oder Matisse erben, sondern auch Rückgabeansprüche von Nachfahren jüdischer Sammler.

Der Name Gurlitt wird künftig wie ein Mahnmal für den Kunstraub der Nazis stehen. Der Sohn von Adolf Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt wurde im November 2013 zu einer internationalen Berühmtheit. Damals wurde bekannt, dass er unbemerkt jahrzehntelang in seiner Münchner Wohnung rund 1300 Kunstwerke unter anderem von Picasso, Matisse, Liebermann, Chagall und anderen Grössen der Kunstwelt aufbewahrt hatte. Cornelius Gurlitt hatte die Sammlung von seinem Vater Hildebrand, einem in den 1920er- und 1930er-Jahren auch im Auftrag des Naziregimes sehr aktiven Kunsthändler, geerbt.
Im Zuge von Ermittlungen wegen Steuerdelikten wurden die Werke im Februar 2012 von der Staatsanwaltschaft Augsburg beschlagnahmt.
Laut Experten könnten mehrere Hundert Bilder sogenannte Raubkunst sein, also Werke, die von den Nazis den Juden und anderen Opfern des Regimes entwendet worden waren.
Der Fall hat nicht nur in Deutschland eine heftige Diskussion über Raubkunst in Gang gesetzt. Die Öffentlichkeit hat erfahren, dass sich eine Vielzahl der von Nazis gestohlenen Werke immer noch in den Händen früherer Täter, deren Erben oder in staatlichen und privaten Museen befinden. Ins öffentliche Bewusstsein gerückt ist dabei auch, dass die rechtlichen Grundlagen nicht ausreichen, um die Rückgabe zu erzwingen.
Am 7. Mai 2014 wurde bekannt, dass Cornelius Gurlitt seine millionenschwere Bildersammlung dem Kunstmuseum in Bern vermacht hat.
(Quelle: sda, Bilder: AFP/Staatsanwaltschaft Augsburg)

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