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Polizeialltag frei aller CSI-Fantasien

Gesichter, hochrot nach dem Selbstversuch mit Tränengas. Die Hand mit der Gartenschere, die der Marihuana-Plantage zu Leibe rückt, die schrumpeligen Füsse einer Leiche aus der Aare: Alltag der Berner Kantonspolizei, gesehen von neun angehenden Pressefotografen.

So hat man die Polizei bisher nicht gekannt: Für das Projekt “Der zweite Blick. Arbeit und Alltag von Police Bern”, hat die Berner Kantonspolizei neun angehenden Pressefotografinnen und –fotografen freie Hand gewährt, um Polizistinnen und Polizisten ein Jahr lang zu begleiten.

Die “ungeschminkte Realität” des Berufes und der Menschen zeigen, die ihn ausüben, lautete die einzige Vorgabe von Kommandant Stefan Blättler. Inhaltlich waren die Absolventinnen und Absolventen des Medienausbildungs-Zentrums (MAZ) frei, wie Studienleiter und Fotograf Reto Camenisch bestätigte.

Die Fotos, die in einem Bildband veröffentlicht wurden, zeugen von der sorgsamen Umsetzung der Vorgabe. Voyeuristen kommen nicht auf die Kosten, vielmehr dominiert nüchterne Distanz. Etwa dann, wenn Beamte in einem weissen Plastikzelt einen Leichnam aus der Aare untersuchen. Der Forensiker trägt eine graue Jacke, abgetragene Jeans und braune Schuhe mit Schnee auf der Spitze. Mit den smart-coolen Superhirnen aus der künstlichen Realität der zig CSI-TV-Serien hat dieser Berner Ermittler nur die Gummihandschuhe gemein.

Zu PR-Zwecken können die Bilder der Polizei kaum dienen. Aber sie machen die Polizistinnen und Polizisten, ob bei der Razzia im Bordell, im Schiesskeller oder im Pferdestall, menschlich. Dies ist durchaus das Kalkül der Auftraggeberin.

swissinfo.ch

(Bilder: © Kantonspolizei Bern/MAZ-Studierende: Stefan Deuber, Alicia Friedli, Carole Lauener, Danielle Liniger, Frank Lüling, Valentin Luthiger, Christoph Mächler, Caroline Marti, Giorgia Müller)

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