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“Lesen trainiert die Synapsen”

In der Schweiz wird der Welttag des Buches kaum mehr gefeiert. Keystone

Am 23. April ist Welttag des Buches. Die Schweizer Buchhändler zeigen kaum Interesse - der private Leseförderungs-Verein 4xL dafür sehr.

“Lese Nist! Leich teral, Smand enkt”, sagt Bundespräsident Moritz Leuenberger. “Lesen trainiert die Synapsen”, meint Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Und Sänger Büne Huber liest, weil’s – im Gegensatz zu Patent Ochsner – keinen Krach macht.

Die Gedanken von 30 Schweizer Prominenten zum Thema Lesen sind Bestandteil einer gross angelegten Aktion des noch jungen Vereins 4xL (leger, lire, leggere, lesen) am Weltbuchtag. 20 Zeitungen unterstützen die Aktion, indem sie die Zitate gratis als Inserate veröffentlichen. Radiospots und lustige Stickers werben zusätzlich fürs Lesen.

10 Prozent Analphabeten in der Schweiz

1995 proklamierte die UNO-Kulturorganisation Unesco den 23. April zum Welttag des Buchs. Das Datum ist symbolisch für die Weltliteratur: Es ist der Todestag von Miguel Cervantes und William Shakespeare (beide 1616) sowie der Geburtstag von Vladimir Nabokov (1899) und Halldor Laxness (1902).

Im Zentrum der Unesco-Bemühungen stehen Alphabetisierung und Bücherbeschaffung in Ländern des Südens. Doch auch in unseren Breiten ist die Lage alarmierend: Jeder fünfte Schweizer hat Probleme mit Lesen, jeder zehnte ist funktionaler Analphabet.

Zu viel, sagte sich der bekannte Berner Schriftsteller Lukas Hartmann, Gründer des Vereins 4xL. “Es liegt am grossen Angebot der elektronischen Medien, am Freizeitangebot überhaupt, dass das Buch an Attraktivität verliert”, sagt Hartmann gegenüber swissinfo.

Vorreiter Spanien

Die Idee, einen Ehrentag für das Buch zu zelebrieren, stammt aus dem spanischen Katalonien. Dort wird seit den Zwanziger Jahren der Tag des heiligen Jordi mit volksfestartigen Büchermärkten gefeiert, an denen der Buchhandel zehn Prozent des Jahresumsatzes erzielt.

Während im Nachbarland Deutschland sich der Welttag des Buches als grosses nationales Lesefest etabliert hat, ist in der Schweiz der anfängliche Enthusiasmus der Buchhändler – mit Festen, Geschenken und Gratisbüchern – grösstenteils wieder eingeschlafen.

Werkbeiträge an Schweizer Autoren

Pünktlich zum Welttag des Buches gab die schweizerische Kulturstiftung Pro Helvetia die Namen der 33 Autorinnen und Autoren bekannt, die in diesem Jahr Werkbeiträge in der Höhe von gesamthaft 650’000 Franken erhalten. Berücksichtigt wurde, wer bereits eine Buchpublikation vorweisen kann.

Die Beiträge liegen zwischen 8000 und 30’000 Franken. Sie sollen einen zeitweisen Rückzug aus dem Erwerbsleben ermöglichen, um sich auf literarische Projekte zu konzentrieren.

Die Namen

Aus der deutschsprachigen Schweiz erhalten 17 Autoren und Autorinnen Werkbeiträge: Hansjörg Betschart (Basel), Peter Bieri (Berlin), Franz Böni (Zürich), Melitta Breznik (Cazis), Christina Buchmüller (Zofingen), Martin Dean (Basel), Philipp Engelmann (London), Ingrid Fichtner (Zürich), Sergius Golowin (Allmendingen), Hans Gysi (Märstetten), Pierre Imhasli (Visp), Judith Kuckart (Zürich), Werner Schmidli (Basel), Martin Stadler (Schattdorf), Sabine Wen-Ching Wang (Wald), Mix Weiss (Zürich) und Laure Wyss (Zürich).

Aus der französischsprachigen Schweiz werden 10 Schreibende unterstützt: Jacques-Etienne Bovard (Carouge), Pierre Chappuis (Neuenburg), Gaston Cherpillod (Le Lieu), Monique Laederach (Peseux), Michel Layaz (Lausanne), Pierre Louis Péclat (Lausanne), Marius Daniel Popescu (Prilly), Jacques Roman (Lausanne), Jean-Pierre Vallotton (Lausanne), Eliane Vernay (Madrid).

Die italienischsprachige Schweizer Literatur wird mit Beiträgen an Vince Fasciani (Genf), Ennio Maccagno (Bellinzona) und Gritzko Mascioni (Nizza) unterstützt, die rätoromanische mit solchen an Dumenic Andry (Zuoz), Felix Giger (Chur) und Ursina Guldemond-Netzer (Amstersdam).

150’000 Franken gehen zudem an fünf Übersetzerinnen und Übersetzer: Elisabeth Edl (München), Marion Graf (Schaffhausen), Wolfgang Matz (München), Anna Ruchat (Riva San Vitale) und Christian Viredaz (Zuchwil).

swissinfo

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