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Manuel Schuster: Ein digitaler Nomade in Manila

Mit seinem Job ist er örtlich völlig ungebunden. Der 27-jährige Manuel Schuster aus Thun im Berner Oberland folgte seiner Liebe auf die Philippinen und berät heute Unternehmen bei Fragen rund ums Marketing im Internet.

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swissinfo.ch: Wann und weshalb haben Sie die Schweiz verlassen?

Manuel Schuster: Ich wollte schon immer ortsunabhängig arbeiten und dabei die Welt entdecken. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, 2016 Asien zu bereisen.

Bereits im Oktober 2015 habe ich aber meine jetzige Freundin in Barcelona getroffen, die dort im Urlaub war. Sie kommt ursprünglich von den Philippinen. Im November 2015 habe ich mich dann entschieden, genau diesen südostasiatischen Inselstaat anzusteuern.

swissinfo.ch: Wie waren die ersten Monate auf den Philippinen?

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M.S.: Die ersten Monate waren unglaublich. Zuerst habe ich mich für ein, zwei Monate in Manila aufgehalten. Dort herrscht ein totales Verkehrschaos, und die Armut in manchen Vierteln ist deutlich spürbar. Trotzdem hat Manila einen gewissen, ganz eigenen Charme und eine Menge zu bieten.

Danach haben meine Freundin und ich uns entschieden, eine Weile in Boracay zu leben. Dort gibt es schneeweisse Strände, wie man sie sonst nur von Postkarten her kennt, und traumhaft schöne Sonnenuntergänge.

Abends haben wir uns meistens in unserer Lieblings-Bar “Wahini” einen Cocktail oder ein Bier bestellt und genossen, wie die Sonne langsam im Meer versunken ist. Tagsüber musste ich natürlich trotzdem arbeiten, um mein Leben zu finanzieren. Mit einem Strand vor der Haustür ist das aber um einiges angenehmer… 😉

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swissinfo.ch: War es eine Reise ohne Rückkehr, oder haben Sie vor, einmal wieder in die Schweiz zurückzukehren?

M.S.: Bei meiner Abreise wusste ich noch nicht genau, wie lange oder ob ich überhaupt zurückkehre. Da ich mich aber nicht nur in eine tolle Frau, sondern auch in das wunderschöne Land verliebt habe, ist mir die Entscheidung ziemlich leichtgefallen. Trotzdem versuche ich, meine Familie und Freunde jedes Jahr in der Schweiz zu besuchen.

swissinfo.ch: Welcher Arbeit gehen Sie nach? Wie kam es dazu, dass Sie als digitaler Nomade arbeiten? Wie läuft es?

M.S.: Es war schon sehr lange mein Traum, ortsunabhängig zu arbeiten. Den Begriff “Digitaler Nomade” habe ich im Jahr 2014 das erste Mal aufgeschnappt und gesehen, dass es für manche Individualisten durchaus möglich ist, das Leben auf diese Weise zu gestalten.


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Ich selbst arbeite als Online Marketing Manager für Unternehmen in der Schweiz und habe hier mit meiner Freundin das Online Magazin PhilihappyExterner Link aufgebaut, das erfreulicherweise sehr schnell wächst. Es handelt sich um ein Portal, das die positiven Aspekte der Philippinen aufzeigt, da dieses Land weit mehr zu bieten hat als die meisten denken.

Aufgrund der grossen Nachfrage, wie ich das alles so mache, habe ich im Juni nebenbei meinen persönlichen BlogExterner Link gestartet, auf dem ich Online-Marketing-, Blogger- und zukünftig auch Digitale Nomaden-Tipps teilen werde.

swissinfo.ch: Wo leben Sie gegenwärtig, wie ist das Leben dort?

M.S.: Zurzeit leben wir wieder in ManilaExterner Link, da wir hier mit unserem Online Magazin wachsen möchten und Manila die Business-Hauptstadt der Philippinen ist.

Ich habe hier schon fast alles ausprobiert, inklusive Street Food. Das Essen finde ich super, viele frische Meeresfrüchte; und ich bin ein absoluter Fan von Sinigang [saure Suppe, eines der philippinischen Nationalgerichte, N.d.R.]. Nebst der philippinischen Küche findet man hier aber auch viele andere kulinarische Köstlichkeiten.

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Manuel Schuster mit seiner Freundin.

swissinfo.ch: Was ist in den Philippinen attraktiver als in der Schweiz?

M.S.: Zunächst natürlich das Wetter ;-). Auch sind die Menschen hier offener, fröhlicher, und man fühlt sich hier einfach wohl und nicht gestresst. Wie vorher bereits erwähnt, ist die Auswahl an Restaurants enorm und das Essen überaus lecker. Zudem ist hier auf den Philippinen alles viel günstiger.

swissinfo.ch: Was ist der grösste Unterschied zur Schweiz?

M.S.: Neben dem Eindruck, dass die Menschen in der Schweiz eher kalt und ein bisschen verklemmt sind, ist der öffentliche Verkehr ein sehr grosser Unterschied. Es dauert hier selbst für kurze Distanzen manchmal Stunden, um von A nach zu B zu kommen. Die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel, die es hier gibt, sind in einem sehr schlechten und unsicheren Zustand.

Es ist also kein Wunder, dass nahezu alle Menschen mit dem Auto fahren. Das wiederum hat zur Folge, dass die Strassen entsprechend voll sind und man ewig im Stau steht. Daher weiss ich die öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz sehr zu schätzen.

swissinfo.ch: Wie denken Sie aus der Ferne über die Schweiz?

M.S.: Das Schweizer System funktioniert natürlich viel besser, und trotzdem sind die Menschen in meinen Augen in der Schweiz unglücklicher. Ob das am Wetter liegt? Keine Ahnung! Dennoch liebe ich natürlich meine Heimat und die damit verbundene frische Bergluft.

swissinfo.ch: Wie ist die politische Lage in den Philippinen? Merkt man im Alltag etwas von Präsident Dutertes knallhartem Drogenkrieg oder vom Kriegsrecht im Süden?

M.S.: In Manila ist von all dem nicht viel zu spüren, zumindest bekomme ich davon nichts mit. Ich versuche zwar, mich auf dem Laufenden zu halten, aber ich kann die Lage und die Entscheidungen des Präsidenten nicht richtig einschätzen. Die vielen Toten, die es durch den Drogenkrieg und den Krieg im Süden gibt, sind natürlich furchtbar.

Ich versuche, mich hier neutral wie die Schweiz zu halten und unterstütze das Land an anderen Stellen. Sobald das Online Magazin genügend Geld abwirft, werden wir ganz aktiv verschiedene Initiativen unterstützen. Ich bin bereits dabei, mich mit den ersten Organisationen zu treffen.

swissinfo.ch: Was vermissen Sie von der Schweiz am meisten?

M.S.: Die frische Bergluft, das tolle Brot und natürlich meine Familie und Freunde.

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Manuel Schuster hat eine starke Präsenz auf Instagram.

Leben Sie als Schweizerin oder Schweizer auch im Ausland? Markieren Sie auf Instagram Ihre Bilder mit #WeAreSwissAbroadExterner Link.

Die in diesem Artikel geäusserten Ansichten, unter anderem zum Gastland und über dessen Politik, sind ausschliesslich jene der porträtierten Person und müssen sich nicht mit der Position von swissinfo.ch decken.

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