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Airport Berlin als Chance für Schweizer KMU

Berliner Flughäfen / Dirk Laubner

Der Ausbau des Flughafens Schönefeld zum Airport Berlin Brandenburg International ist das grösste Flughafenprojekt in Europa und das wichtigste Zukunftsprojekt der deutschen Hauptstadtregion. Und eine Chance für Schweizer KMU, meint der Swiss German Club.

Investitionen von 2,2 Milliarden Euro, plus Schienen-, Strassen- und Drittinvestitionen, 40’000 neue Arbeitsplätze und ein Beschäftigungseffekt von über 70’000 Arbeitsplätzen: Der Airport Berlin Brandenburg International (BBI) bietet in der Entwicklungs- und Betriebsphase auch Chancen für Schweizer Investoren und vor allem für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen (KMU).

Dieser Ansicht ist Fritz Burkhalter, Initiant und Gründer des Swiss German Club: Dieser Ende Januar dieses Jahres gegründete Club bietet den in der Schweiz lebenden Deutschen Starthilfe, Integration, Networking und Heimat.

Auch Schweizer sind im Wirtschaftsnetzwerk willkommen, ob als Privat- oder Geschäftspersonen.

Marktmöglichkeiten erschliessen

An einer Veranstaltung des Swiss German Club unter dem Titel “Airport Berlin Brandenburg International BBI – Chancen für Schweizer Unternehmen” in Zürich ging es jüngst darum, Schweizer Unternehmen und Investoren für das BBI-Projekt zu gewinnen. Für Burkhalter steht nicht das Investieren im Vordergrund, sondern viel mehr, sich als Schweizer Unternehmen in Berlin die Marktmöglichkeiten zu erschliessen und entsprechend zu entwickeln.

“Ich denke da vor allem an Dienstleister und Anbieter in verschiedensten Bereichen wie Aufbau, Treuhand, Marketing, Kommunikation oder Internet”, sagt der Gründer des Swiss German Club gegenüber swissinfo.ch. “Weil sich die Schweizer KMU oft nicht kennen, sollten sie sich vor Ort bündeln und den Markt gemeinsam angehen.”

Keine Konkurrenz zu deutschen KMU

Dass deutsche KMU in einer wirtschaftlichen Krisenzeit es nur ungern sehen könnten, wenn ihnen Schweizer Unternehmen beim BBI-Projekt Aufträge wegschnappen, glaubt Burkhalter nicht. “Wir haben unsere Aktion mit dem Herrn Reinhold Dellmann, Minister für Infrastruktur und Raumordnung Brandenburg, und der Zukunftsagentur Brandenburg abgesprochen.”

Der Minister sei an der Zürcher Veranstaltung des Swiss German Club ja sogar als Redner aufgetreten und habe das BBI-Projekt persönlich vorgestellt. “Die Schweiz hat eine eigene, spezielle Positionierung von der Qualität her, und das ist eine gute Ergänzung zu den Angeboten in Deutschland”, so Burkhalter.

Auch umgekehrt möglich

Der Swiss German Club würde sich auch im umgekehrten Fall engagieren, betont dessen Gründer. Wenn es zum Beispiel ein ähnliches Projekt wie BBI beispielsweise im Raum Zürich gäbe, würde man ebenfalls Vernetzungsarbeit anbieten, um deutsche Investoren und Unternehmen zu gewinnen.

“Der Swiss German Club hat eine Brückenfunktion zwischen der Schweiz und Deutschland, und zwar in beiden Richtungen. Ich als Unternehmer bin in Deutschland auch für den Kanton Uri aktiv, wo es verschiedene Entwicklungsprojekte gibt, bei denen es darum geht, Ansiedlungen und Ergänzungen zu akquirieren.”

Pragmatische Lösungen finden…

Die in letzter Zeit spürbaren Spannungen zwischen der Schweiz und Deutschland, insbesondere in Sachen Steuerstreit, lassen den Gründer des Swiss German Club nicht unberührt. Die Schweiz habe im Steuerbereich tatsächlich einen gewissen Nachholbedarf, sagt Burkhalter.

“Vielleicht haben wir es in der Schweiz verpasst, pragmatisch mit unserem Nachbarland Deutschland, mit dem wir ja eine sehr gute Beziehung haben, frühzeitig Lösungen anzugehen. Und Herr Steinbrück hat das vielleicht etwas polemisiert, in seiner Art, und die Diskussion war am Schluss dann nicht mehr sachlich. Aber in der Sache kann die Schweiz mit Deutschland immer Lösungen finden und hat sie bis anhin auch immer gefunden.”

…und aufeinander zugehen

Und was die Ressentiments gegenüber Deutschen in der Schweiz – die zweitgrösste Ausländergruppe – betreffe, da engagiere sich der Swiss German Club stark dagegen. “Man muss sich gegenseitig persönlich kennen lernen. Man kennt ja die Pauschalurteile, aber da sind die Menschen, die man persönlich kennt, immer ausgeschlossen. Man muss aufeinander zugehen, sowohl wir Schweizer als auch die Deutschen.”

Jean-Michel Berthoud, swissinfo.ch

Die Region Berlin-Brandenburg verfügt derzeit über zwei Flughäfen: Schönefeld und Tegel. Der älteste und dritte, der Tempelhof in der Stadt, wurde bereits am 30. Oktober 2008 geschlossen.

Ab Ende Oktober 2011 wird der gesamte Flugverkehr der Region Berlin-Brandenburg auf dem Hauptstadt-Airport BBI im Südosten der Stadt (Schönefeld) konzentriert sein. Der innerstädtische Flughafen Tegel wird dann ebenfalls geschlossen.

Die Konzentration des Berliner Flugverkehrs auf nur einen Standort bietet eine bessere ökologische Gesamtbilanz gegenüber dem jetzigen, aufgrund der historischen Teilung Berlins zersplitterten Flughafensystem – sowohl beim Flächenverbrauch als auch bei der Lärm- und Verkehrsbelastung.

Die Swiss German Club GmbH wurde im Januar 2009 gegründet.

Der Club ist politisch und konfessionell unabhängig.

Er vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen der Mitglieder, um das private und wirtschaftliche Zusammenleben Schweiz – Deutschland zu fördern und die Integration zu unterstützen.

Der Club hat verschiedene Regionalstellen in der Schweiz und eine Filiale in Berlin.

Der Club richtet sich sowohl an Private wie an Geschäftsleute.

Die Mitgliederbeiträge variieren je nach Grösse des Unternehmens zwischen 1000 und 6000 Franken jährlich.

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