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Amnesty wirft Sudan Einsatz von C-Waffen in Darfur vor

Ein UNO-Patrouille in Darfur. Die internationalen Truppen konnten die C-Waffen-Angriffe nicht verhindern. (Archiv) Keystone/AP/ALBERT GONZALEZ FARRAN sda-ats

(Keystone-SDA) In den vergangenen acht Monaten hat die Armee Sudans gemäss Nachforschungen von Amnesty International (AI) in der Region Darfur wiederholt C-Waffen eingesetzt. Entsprechende Nachforschungen stellte die Menschenrechtsorganisation in New York vor.

AI habe Satellitenbilder und Fotos ausgewertet und Interviews mit über 200 Überlebenden geführt, so AI in einem Communiqué am Donnerstag. Die Fotos zeigten auch Kleinkinder und Babys mit erschreckenden Verletzungen.

Nach der Analyse der Dokumente geht AI von mindestens 30 Angriffen mit Chemie-Waffen auf die Zivilbevölkerung in der entlegenen Region Jebel Marra aus, der letzte am 9. September. Die Regierung Sudans verwehre allem humanitären Organisation, Menschenrechtsorganisation und Medienschaffenden den Zutritt zur betroffenen Region.

“Das Ausmass und die Brutalität dieser Angriffe ist kaum in Worte zu fassen”, wird Tirana Hassen zitiert, die bei AI verantwortlich für die Nachforschungen in Sudan ist.

In den Interviews schilderten die Befragten übereinstimmend und konsistent von Verletzungen und Symptome, die gemäss den von Amnesty konsultierten Experten für chemische Kampfstoffe wie Senfgas und Lewisit – einer Chlorhaltigen Arsen-Verbindung – typisch sind.

Augenzeugen berichteten, dass 200 bis 250 Menschen durch die Angriffe gestorben seien. Viele der Opfer, wenn nicht gar die meisten, seien Kinder gewesen.

Gemäss AI erfolgten die Angriffe im Rahmen einer Anfang Jahr lancierten Offensive der sudanesischen Armee gegen die “Sudan Liberation Army”, einer seit 2003 aktiven Gruppe.

Viele Dörfer zerstört

Aufgrund der Auswertung von Satellitenbildern kommt AI zum Schluss, das im Rahmen dieser Operation in den vergangenen acht Monaten 165 Dörfer zerstört oder beschädigt wurden. In den meisten Fällen seien zum Zeitpunkt der Angriffe keine organisierten Rebellenverbände dort aktiv gewesen.

Die Verbrechen fänden vor den Augen der Friedenstruppen der Afrikanischen Union und der UNO im Sudan statt. Amnesty ruft den UNO-Sicherheitsrat deshalb auf, Druck auf die Regierung Sudans auszuüben und eine Untersuchung über den Einsatz von Chemiewaffen einzuleiten. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

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