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Das Team USA versprüht nicht den Glanz früherer Tage

(Keystone-SDA) Das amerikanische Basketball-Team der Männer versprüht in Rio de Janeiro nicht mehr den Glanz und Glamour früherer Ausgaben. Trotzdem bleiben die USA Anwärter Nummer 1 auf Gold.

Der Lärmpegel ist hoch in der Carioca Arena 1 im olympischen Park, wo ein Grossteil der Wettkämpfe stattfindet. Die Basketball-Halle ist im Gegensatz zu den meisten anderen Events für einmal bis fast auf den letzten Platz gefüllt, auch alle Presseplätze sind besetzt. Später in den Katakomben bilden sich Reporter-Trauben um die NBA-Stars wie Kevin Durant, dem vierfachen NBA-Topskorer und MVP der Liga von 2014. Der Mythos des legendären “Dream Teams” der Sommerspiele 1992 in Barcelona ist auch 24 Jahre nach Michael Jordan und Co. noch nicht tot – auch wenn der spielerische Glanz längst etwas verblasst ist.

Das Setting in der Halle entspricht amerikanischen Gepflogenheiten. Der Speaker macht aus jedem erfolgreichen Korb ein kleines Ereignis. Während den Timeouts sorgt die “Kids Cam” für Unterhaltung, oder der ekstatische DJ heizt die Stimmung an. “Welcome to the Jungle” von den Guns N’ Roses oder “Enter Sandman” von Metallica dröhnt durch die Halle, zwischendurch wird auch einmal brasilianischer Pop gespielt. Anstatt Cheerleaders unterhaltet in der Halbzeitpause auf dem Parkett eine einheimische Tanzgruppe die Fans, schliesslich soll das südamerikanische Flair doch nicht ganz verloren gehen.

Wie der Event bringt auch das Geschehen auf dem Feld nur “NBA light”-Kost. Das amerikanische Spektakel hält sich in Grenzen, der Aussenseiter Australien geniesst die Sympathien des brasilianischen Publikums. Am Ende siegt das Team USA doch noch standesgemäss 98:88, nachdem es lange Zeit im Rückstand gelegen hat. Die ganz grosse Show bieten Durant und Co. aber nicht. Im Gegensatz zu früheren Olympia-Ausgaben sind die US-Boys in Rio de Janeiro nur mit der zweiten Garde vertreten. LeBron James und Stephen Curry, die beiden grossen Superstars der NBA, hatten wie andere ihre Teilnahme frühzeitig abgesagt.

Die Zeiten der “Dream Teams”, als die USA die gesamte Konkurrenz in Grund und Boden spielten, sind vorbei. Unerreicht war der Auftritt von 1992 in Barcelona, als sich nach der Aufhebung der Amateur-Regel im Basketball mit Michael Jordan, Earvin “Magic” Johnson, Larry Bird, Charles Barkley und Co. die damals grössten Stars der amerikanischen Profiliga zur besten Mannschaft aller Zeiten zusammentaten und für einen der denkwürdigsten Auftritte in der olympischen Historie sorgten. Auch in der Folge wurden internationale Titelkämpfe mit den besten NBA-Spielern beschickt, der Mythos “Dream Team” verschwand über die Jahre – trotz sportlicher Überlegenheit.

In Rio dürfte die Differenz zur Konkurrenz so gering wie schon lange nicht mehr sein. Sie seien in der “realen Welt” angekommen, sagte der amerikanische Coach Mike Krzyzewski nach dem hart erkämpften Erfolg gegen Australien. Der charismatische Trainer, der die USA 2008 und 2012 zu Olympia-Gold geführt hatte, zeigte sich vom Tempo des Gegners angetan: “Es fühlte sich an, als wären wir auf einem Highway ohne Tempo-Limit.”

Während den Spielen wohnen die amerikanischen Basketball-Teams nicht im olympischen Dorf, sondern auf der “Silver Cloud”, einem im Maua Pier gelegenen Luxusdampfer mit 196 Kabinen. Im sportlichen Umfeld treten sie allerdings bescheiden auf. “Wir respektieren jeden Gegner”, so Krzyzewski, unter dessen zehnjähriger Führung die USA nur ein Spiel verlor. “Uns wird nichts geschenkt.”

Die letzte Niederlage bei Olympia liegt zwölf Jahre zurück, als die USA in Athen im Halbfinal Argentinien unterlagen. Bereits damals mit dabei war Carmelo Anthony, der die USA gegen Australien mit vier erfolgreichen Dreipunktewürfen im letzten Viertel und insgesamt 31 Punkten zum Sieg führte und somit zum erfolgreichsten amerikanischen Olympia-Skorer der Geschichte avancierte. “So etwas wie 2004 wollen wir nicht noch einmal erleben.” Als erster amerikanischer Basketballer nimmt der Forward der New York Knicks zum vierten Mal an Sommerspielen teil. “Es macht einfach Spass mit den besten Spielern der Welt zusammenzuspielen”, begründete Anthony sein Flair für Olympia. Für einmal sind es allerdings nur fast die besten.

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