Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Deutschland besiegt Angstgegner Italien im Penaltyschiessen

(Keystone-SDA) Deutschland setzt sich im Duell der beiden vierfachen Weltmeister gegen Italien im Penaltyschiessen mit 6:5 durch und steht im EM-Halbfinal entweder gegen Frankreich oder Island.

Nach 90 und 120 Minuten hatte es in Bordeaux 1:1 geheissen. Den entscheidenden Penalty sah der eingewechselte Matteo Darmian von Deutschlands Goalie Manuel Neuer abgewehrt. Danach traf Jonas Hector mit viel Glück an Gianluigi Buffon vorbei ins Tor.

Damit besiegte Deutschland seinen Angstgegner im neunten Spiel an einer WM- oder EM-Endrunde erstmals. Der verlorene EM-Halbfinal 2012 in Warschau war die vierte Niederlage der Deutsche gegen Italien in einem K.o.-Spiel einer Endrunde gewesen.

Nervenflattern auf beiden Seiten

Im Penaltyschiessen trafen nicht weniger als sieben von 18 Schützen nicht. Zunächst verschoss Simone Zaza als zweiter Schütze der Italiener. Gleich danach sah allerdings Thomas Müller seinen Penalty von Buffon gehalten. Danach traf Mesut Özil nur den Pfosten, womit der Vorteil bei Italien lag.

Doch in der Folge schoss Graziano Pelle am Tor vorbei und Neuer hielt auch den Versuch von Leonardo Bonucci. Danach hätte Bastian Schweinsteiger die Deutschen in den Halbfinal bringen können, doch der Captain schoss übers Tor.

Özil mit Führungstreffer

In der 65. Minute schafften es die Deutschen, den Abwehrriegel der Italiener zu knacken. Eine abgefälschte Vorlage von Jonas Hector verwertete Mesut Özil zum 1:0. Drei Minuten später hätte Mario Gomez beinahe auf 2:0 erhöht, doch Italiens Torhüter Buffon wehrte grossartig ab.

In der 78. Minute fiel der kaum mehr erwartete Ausgleich für Italien. Leonardo Bonucci verwandelte einen Penalty, den der deutsche Abwehrchef Jérôme Boateng mit einem Handspiel verursacht hatte. Es war das erste Gegentor, welches die Deutschen an dieser EM kassierten.

0:0 nach 45 Minuten

Die ersten 45 Minuten waren sehr von Taktik geprägt gewesen, mit mehr Ballbesitz für die Deutschen. Auf beiden Seiten gab es nur je einen Torschuss zu verzeichnen. Weder Buffon in seinem 161. Länderspiel noch Manuel Neuer – beide Goalies zuvor in Frankreich noch ohne Gegentor geblieben – wurden ernsthaft geprüft.

Bundestrainer Löw hatte anstelle des gegen die Slowakei starken Torschützen Julian Draxler Benedikt Höwedes in die Anfangsformation beordert. In der Abwehr setzte Löw damit wie beim 4:1-Sieg im Testspiel im März gegen die Italiener auf eine Dreierkette mit Höwedes, Jérôme Boateng und Mats Hummels.

Der Weltmeister-Trainer sah sich jedoch bereits nach 15 Minuten zu einem Wechsel gezwungen, da Sami Khedira wegen einer Adduktorenverletzung am linken Bein nicht mehr weiterspielen konnte. Für ihn kam Bastian Schweinsteiger aufs Feld, der sogleich von Neuer die Captain-Binde erhielt.

Italiens Nationaltrainer Antonio Conte seinerseits liess seine Mannschaft wie in den vier EM-Spielen zuvor im bewährten 3-5-2-System agieren. Anstelle des angeschlagenen Routiniers Daniele De Rossi kam der 23-jährige Stefano Sturaro zu seinem vierten Länderspieleinsatz.

Italiens/Deutschlands Gegner im EM-Halbfinal am kommenden Donnerstag in Marseille ist entweder der Gastgeber Frankreich oder das Überraschungsteam aus Island. Die letzte Viertelfinalpartie findet am Sonntagabend in Saint-Denis statt (21.00 Uhr).

Das Telegramm:

Deutschland – Italien 1:1 (1:1, 0:0) n.V. – Deutschland 6:5-Sieger nach Penaltyschiessen.

Bordeaux. – 38’764 Zuschauer. – SR Kassai (HUN). – Tore: 65. Özil (Hector) 1:0. 78. Bonucci (Handspenalty) 1:1. – Penaltyschiessen: Insigne 0:1, Kroos 1:1, Zaza (drüber), Müller (Buffon hält), Barzagli 1:2, Özil (Pfosten), Pellè (daneben), Draxler 2:2, Bonucci (Neuer hält), Schweinsteiger (drüber), Giaccherini 2:3, Hummels 3:3, Parolo 3:4, Kimmich 4:4, De Sciglio 4:5, Boateng 5:5, Darmian (Neuer hält), Hector 6:5.

Deutschland: Neuer; Höwedes, Boateng, Hummels; Kimmich, Khedira (16. Schweinsteiger), Kroos, Hector; Müller, Özil; Gomez (72. Draxler).

Italien: Buffon; Barzagli, Bonucci, Chiellini (121. Zaza); Florenzi (86. Darmian), Sturaro, Parolo, Giaccherini, De Sciglio; Eder (108. Insigne), Pellè.

Bemerkungen: Deutschland komplett, Italien ohne Candreva, De Rossi (beide verletzt) und Thiago Motta (gesperrt). 16. Khedira verletzt ausgeschieden. 72. Gomez verletzt ausgeschieden. Verwarnungen: 56. Sturaro (Reklamieren). 57. De Sciglio (Foul). 59. Parolo (Foul). 90. Hummels (Foul/im Halbfinal gesperrt). 91. Pellè (Foul). 103. Giaccherini (Handspiel). 112. Schweinsteiger (Unsportlichkeit).

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft