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Erdbeben in der Zentralschweiz hat tausende Menschen aufgeschreckt

Die längste Staumauer der Schweiz und die höchste Europas auf 2500 Meter blieb unversehrt. Der Muttsee GL liegt nur wenige Kilometer weit weg vom Epizentrum des Erdbebens im Grenzgebiet der Kantone Uri, Schwyz, und Glarus. Keystone/AXPO/ sda-ats

(Keystone-SDA) Das Erdbeben der Stärke 4,6 vom Montagabend ist ohne grössere Schäden verlaufen. Trotzdem registrierte der Schweizerische Erdbebendienst (SED) bis am Dienstag über 30 Nachbeben. Tausende besorgter Anrufer meldeten sich beim SED und legten zeitweise die Webseite lahm.

Nach SED-Angaben riefen am Montagabend rund 5000 Personen aus einem Umkreis von 200 Kilometern die Hotline des Erdbebendienstes an, und meldeten, dass sie einen Erdstoss verspürt hatten. Die Webseite wurde zeitweise pro Minute von bis zu einer halben Million besorgter Bürgerinnen und Bürgern aufgerufen – so viele, dass sie in den ersten 40 Minuten nach dem Beben ausfiel und auch danach nur schwer erreichbar war.

Hingegen wurden der Gebäudeversicherung GlarnerSach bisher lediglich zehn Schadensfälle gemeldet, wie Hansueli Leisinger, Vorsitzender der Geschäftsführung am Dienstag auf Anfrage der sda sagte. Nach ersten Einschätzungen handle es sich ausschliesslich um “Bagatellfälle”, wie zum Beispiel Risse in den Wänden, eine eingerissene Wasserleitung und ein eingestürztes Kamin.

Auch die Mobiliar rechnet nicht mit grösseren Schäden. Bisher seien ihr rund zehn Schadenfälle gemeldet worden – auch hier meist Risse in der Wand, wie Mediensprecher Jürg Thalmann sagte. Die Schadensumme könne noch nicht abschliessend beurteilt werden, dürfte sich aber in Grenzen halten.

Bei der Axa Winterthur, der Helvetia und der Zurich Versicherung gingen bislang gar keine Meldungen ein. Erfahrungsgemäss dauere es aber jeweils ein paar Tage, bis die Kunden die Schäden bemerkten, teilte Zurich-Sprecherin Natalie Vidal mit.

Längste Staumauer in der Nähe

Das Erdbeben hatte am Montagabend um 21.12 Uhr die Zentralschweiz erschüttert und konnte nach Angaben des SED von den meisten Bewohnern in der Innerschweiz und dem Glarnerland deutlich gespürt werden. Das Epizentrum lag nach neusten Angaben etwa drei Kilometer nordöstlich des Dorfes Urnerboden UR im Grenzgebiet der Kantone Uri, Schwyz, und Glarus in fünf Kilometern Tiefe.

In diesem Gebiet steht auch das unterirdische Gross-Pumpspeicherkraftwerk Limmern. Die über einen Kilometer lange Staumauer des Muttsees auf 2500 Metern über Meer blieb unversehrt, wie ein Sprecher der Betreiberin Axpo auf Anfrage sagte. Visuelle Kontrollen und Messungen an den Staubecken hätten keine Schäden zu Tage gebracht.

Über 30 Nachbeben

Gemäss dem SED muss bei einem Erdbeben dieser Stärke auch in den nächsten Tagen noch mit weiteren Nachbeben gerechnet werden. Dass die Erde noch einmal so heftig oder noch heftiger bebt, sei zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.

Bis am Dienstagnachmittag registrierte der SED bereits über 30 Nachbeben. Das stärkste mit einer Magnitude von 2,9 um 22.57 Uhr war in der Umgebung erneut spürbar.

Erdbeben dieser Stärke kommen nach SED-Angaben in der Schweiz im Durchschnitt einmal alle fünf Jahre vor. Das letzte vergleichbare Erdbeben wurde 2005 nahe der Schweizer Grenze in Vallorcine (F) registriert und war vor allem im Wallis spürbar. Verantwortlich für die tektonischen Spannungen in den Alpen ist die Kollision zwischen der Europäischen und der Afrikanischen Kontinentalplatte.

Das Epizentrum des Erdbebens vom Montagabend liegt in der Nähe eines ähnlichen Bebens vom 5. Mai 2003, das eine Stärke von 4 auf der Richterstkala erreichte. Die beiden Beben seien sich sehr ähnlich und liessen vermuten, dass sie auf derselben Verwerfung stattfanden, schrieb der SED.

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