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Israels Armee erschiesst unbeteiligten Jugendlichen nach Steinwurf

Unbekannte haben Steine auf eine Autobahn zwischen Tel Aviv und Jerusalem geworfen - auf der Suche nach den Tätern beschoss die israelische Armee Passanten. (Archiv) KEYSTONE/EPA/ATEF SAFADI sda-ats

(Keystone-SDA) Nach Steinwürfen auf eine Autobahn in der Nacht zum Dienstag hat die israelische Armee womöglich einen unbeteiligten Jugendlichen getötet. Die Armee schoss auf eine Gruppe Passanten, als sie die Steinwerfer verfolgte.

“Unsere ersten Ermittlungen ergaben, dass bei der Verfolgung der Täter offenbar unbeteiligte Passanten von Schüssen getroffen wurden”, erklärte eine Armeesprecherin.

Auf die Frage, ob dies auch den Getöteten betreffe, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP: “Es geht um den Toten und die vier Verletzten. Die näheren Umstände werden weiter untersucht”. Einer der verletzten Palästinenser erlitt eine schwere Schusswunde.

Nach Angaben der amtlichen palästinensischen Agentur Wafa handelt es sich bei dem Toten um einen 15-jährigen Palästinenser, der in der Nähe wohnt. Im muslimischen Ramadan sind nach dem abendlichen Fastenbrechen oft viele Menschen bis tief in die Nacht in Gruppen unterwegs.

Die israelische Armee hatte zuvor berichtet, dass nahe der Ortschaft Beit Sira auf der Autobahn 443 Steine und Brandflaschen auf vorbeifahrende Autos geworfen wurden. Dabei wurden mehrere Fahrzeuge beschädigt und zwei Insassen durch zersplitternde Scheiben leicht verletzt.

Der Highway 443 verbindet Tel Aviv mit Jerusalem und durchschneidet dabei zum Teil auch das Territorium des palästinensischen Westjordanlands. Die Strasse wird hauptsächlich von Israelis benutzt, Palästinenser sehen sie als Teil einer illegalen Landnahme.

Haus von Attentäter zerstört

Bei einer Welle palästinensischer Anschläge sind in den vergangenen neun Monaten 33 Israelis getötet worden. Mehr als 200 Palästinenser kamen ums Leben, meist bei ihren eigenen Anschlägen.

Als Auslöser der Gewalt galt ein Streit um Gebets- und Besuchsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist. Als Grund wird auch die Frustration der Palästinenser über die fortwährende israelische Besatzung gesehen. Der Friedensprozess liegt seit mehr als zwei Jahren brach.

Die israelische Armee teilte am Dienstag zudem mit, dass sie das Haus eines palästinensischen Attentäters in der Nacht habe zerstören lassen. Der Mann hatte bei einer Messerattacke in Tel Aviv im März einen US-Touristen getötet und mehrere Israelis verletzt.

Mit der Zerstörung von Häusern wollen die israelischen Behörden potenzielle Attentäter abschrecken. Die Rechtmässigkeit dieser Massnahmen wird aber im In- und Ausland angezweifelt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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