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Max Heinzer mit geladenem Power-Akku

(Keystone-SDA) Mit Max Heinzer, Fabian Kauter und Benjamin Steffen verfügen die Schweizer Degenfechter über drei Olympia-Einzelstarter in Rio de Janeiro. Jeder aus dem Trio ist heute zu einem Podestplatz fähig.

Spektakel-Garant Heinzer gilt von der Konstanz und der Formkurve her als grösster Schweizer Hoffnungsträger. Doch dem seit Sonntag 29-jährigen Teamleader steht um ca. 15.30 Uhr Schweizer Zeit mit Paolo Pizzo, dem italienischen Einzel-Weltmeister von 2011, zum Auftakt die höchste Hürde gegenüber.

“Pizzo ist für mich ein sehr harter Brocken. Um ihn zu besiegen, muss ich mein bestes Level erreichen. Doch ich habe zu Beginn lieber einen starken Gegner. Denn es zeigte sich schon oft, dass man mit dem Schwung eines Startsieges über einen starken Kontrahenten weit nach vorne kommen kann.”

Vor vier Jahrein London war der heutige Weltranglisten-Zehnte Heinzer in seinem zweiten Gefecht nach Führung an Ruben Limardo gescheitert. Der Fechter aus Venezuela setzte anschliessend seinen Siegeszug bis zum Gold-Triumph fort. Heinzer sagt: “Fabian, Beni und ich haben fünf Tiebreaks vor uns. Ich bin bereit für fünf Gefechte (fünftes Gefecht wäre Final oder um Rang 3 – Red.) und traue mir zu, bis zum Ende des Tages voll durchzupowern.”

“Druckresistenter geworden”

Fabian Kauter hat gegen seinen Startrunden-Gegner Anatoli Gerej im Einzel schon dreimal gefochten, dabei zweimal gewonnen. Der 31-jährige Berner freut sich auf die anspruchsvolle Aufgabe gegen den Team-Weltmeister aus der Ukraine. “Er ist einer, der auch in die Offensive geht. Das ist für mich besser.”

Kauter empfindet sich im Vergleich zum enttäuschend verlaufenen Auftritt 2012 in London “druckresistenter und mental stärker”. Aber auch im athletischen Bereich legte er nach. “Ich bin stabiler und schneller geworden. Die physische Steigerung war notwendig, damit ich als älterer Fechter die Entwicklung in Sachen Geschwindigkeit mitgehen konnte.”

Der Schritt zum Vollprofitum vor vier Jahren bezeichnet Kauter rückblickend als massgebenden Schritt, um international an der Spitze mithalten zu können. Die Musik hat der Hobby-Rapper schon seit geraumer Zeit zurückgestellt. Neben der Planche engagiert sich die aktuelle Nummer 12 der Welt dafür seit einigen Jahren als Mitbegründer der Crowd-Founding-Plattform “I believe in you” für Sportler beziehungsweise deren Projekte.

Unterstützung über diese Plattform floss dabei auch der Schweizer Nummer 3 Benjamin Steffen zu. Er ist im Gegensatz zu Kauter und Heinzer nicht Zeitsoldat und damit Vollprofi, sondern wirkt als Sport- und Englischlehrer im Teilzeitpensum.

Steffen ist mit 34 Jahren zwar der Routinier im Schweizer Team, gleichzeitig aber auch Olympia-Debütant: “Es sind dies schon die vierten Olympischen Spiele, die ich im Verlauf meiner Karriere anvisierte. Endlich klappte es. Das zeigt für mich: Wenn man etwas wirklich will, dann kommt es gut. Und ich habe immer daran geglaubt. Ich machte halt auch immer nur kleine Schritte, nie grosse.”

Der zweite Grund für seinen Olympia-Start sei die Qualifikation über das Team, “obschon dies schwierig war. Wir wären theoretisch schon in London dabei gewesen, als der Teamwettbewerb im Männer-Degen für einmal nicht olympisch war.”

“Unter Muzio Fortschritte gemacht”

In der laufenden Olympia-Qualifikation wurde es unruhig, als Angelo Mazzoni das Team ein halbes Jahr vor Beginn der Olympia-Qualifikation verliess. Steffen: “Für mich erwies sich dieser Wechsel als positiv. Unter Gianni Muzio als Chef habe ich wieder Fortschritte gemacht. Er wusste, wo er ansetzen musste.” Ähnlich beurteilt der Linkshänder den Beizug einer persönlichen Mentaltrainerin. “Sie wusste einfach, wie man mit mir vorgehen muss.”

Vor seinem Olympia-Debüt will Steffen trotz seinem 2. Rang beim diesjährigen Testevent in Rio nicht als Geheimfavorit gelten. Aktuell ist er die Nummer 13 der Welt und damit auch im Einzel wieder in der Weltspitze angelangt. Der Basler war vor einer schweren Knieverletzung (2006) im Einzel bereits einmal in den Top 10 der Welt klassiert gewesen.

Gemäss aktuellem Status gilt er als klarer Favorit bei seiner Startrunden-Aufgabe gegen den Amerikaner Jason Pryor. Doch Steffen weiss: “Er kann an einem guten Tag wie beispielsweise am GP in Doha auch einen Weltranglisten-Ersten rauswerfen. Ich muss einfach cool bleiben.”

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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