Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schweiz übersteht Wasser-Nacht ohne grössere Schäden

In der Nacht auf Freitag hat es in der Schweiz sintflutartig geregnet. Abgesehen von einigen überfluteten Kellern oder überspülten Strassen hielten sich die Schadensmeldungen aber in Grenzen. (Symbolbild) KEYSTONE/GAETAN BALLY sda-ats

(Keystone-SDA) Die Schweiz hat die sintflutartigen Regenfälle in der Nacht auf Freitag glimpflich überstanden. Meldungen über grössere Schäden blieben aus. Vor allem in den Kantonen Tessin und Graubünden schüttete es wie aus Kübeln.

Der Niederschlagsschwerpunkt lag auf der Alpensüdseite, im Kanton Graubünden sowie an den östlichen Voralpen. Im Süden erreichten die Niederschlagsmengen Werte zwischen 100 und 154 Liter Regen pro Quadratmeter, wie der Wetterdienst MeteoNews am Freitag mitteilte.

Spitzenreiter war mit 154 Litern Regen Robiei im nördlichen Teil des Südkantons. In Airolo gab es laut SRF Meteo 140 Liter Regen. Solche Niederschlagsmengen kämen etwa alle drei Jahre vor.

Im Kanton Graubünden mass MeteoNews Werte zwischen 45 und 95 Liter Niederschlag. Das meiste fiel in Form von Regen, ab einer Höhe von 1300 bis 1500 Metern schneite es gebietsweise. Auch im Flachland regnete es stark, vielerorts wurden zwischen 30 und fast 50 Liter registriert.

Bahnlinien unterbrochen

Die Wassermassen liessen die Pegel ansteigen und brachten Hänge ins Rutschen. Meldungen über grössere Schäden lagen jedoch am Freitagmorgen nicht vor. Im Kanton Graubünden wurde die Strecke der Rhätischen Bahn (RhB) in Davos unterbrochen, ebenfalls die Linie im Prättigau zwischen Schiers und Fideris. Das Bahnunternehmen setzte zum Transport der Passagiere Busse ein.

Insgesamt seien die Niederschläge nach erster Beurteilung aber glimpflich ausgegangen, sagte Anita Senti, Sprecherin der Kantonspolizei Graubünden, am Freitag auf Anfrage. In der Nacht hatte unter anderem der Flüelapass wegen Steinschlags gesperrt werden müssen. Im Prättigau war die Feuerwehr ausgerückt, weil Wasser des Dorfbachs in ein Haus geflossen war.

Bei früheren Ereignissen mit soviel Regen seien grössere Schäden entstanden, sagte Andreas Huwiler vom Bündner Amt für Naturgefahren. Schäden grösseren Ausmasses seien diesmal verhindert worden durch die guten Vorbereitungen in den Gemeinden und bei den Feuerwehren.

Feuerwehren auf den Beinen

Von diversen überfluteten Kellern berichteten am Freitagmorgen die St. Galler Kantonspolizei, die Baselbieter Polizei, die Berner Kantonspolizei sowie die Liechtensteiner Landespolizei. Die Hausbesitzer erhielten Unterstützung von den Feuerwehrkräften.

Im Kanton St. Gallen führte der Dauerregen zu etwa 100 Feuerwehreinsätzen. Neben überfluteten Kellern gab es vereinzelt Hangrutschungen, überschwemmte Strassen oder Bäume, die auf Strassen stürzten. Im Baselbiet gingen 80 Notrufe bei den Einsatzkräften ein. Im Kanton Bern zählte die Polizei 30 Meldungen.

Auch in den Kantonen Aargau und Solothurn hielten die Regenfälle mehrere Feuerwehren auf Trab. In beiden Kantonen kam es zu je 20 Einsätzen.

Keine nennenswerte Probleme verzeichnete die Kantonspolizei Uri, wohl wegen Schneefalls. Schneefall sei bei Hochwassergefahr ein Vorteil, da der Abfluss der Niederschläge verzögert werde, sagte Polizeisprecher Gusti Planzer. Einige Urner Alpenpässe mussten aber wegen Schneefalls gesperrt werden. Glimpflich kamen auch die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Thurgau und Glarus davon.

Keine Schifffahrt auf dem Rhein

Das Bundesamt für Umwelt weist für mehrere Gewässer in der Ostschweiz nach wie vor eine erhebliche Gefahr aus. Dies ist die dritthöchste von fünf Gefahrenstufen. Betroffen sind die Stationen am Bodensee (Obersee), beim Rhein in Domat-Ems und Diepoldsau sowie am Werdenberger und Liechtensteiner Binnenkanal.

Der Rhein zwischen Domat/Ems GR und Bad Ragaz SG wies zeitweise einen Pegelstand auf, den er nur alle 10 bis 30 Jahre erreicht, wie Huwiler vom Bündner Amt für Naturgefahren sagte.

In der Nordwestschweiz ist die Schifffahrt zwischen Rheinfelden und der Schleuse Kembs unterbrochen, wie die Schweizerischen Rheinhäfen meldeten. Die Hochwassermarke von 820 Zentimeter sowie 2750 Kubikmeter pro Sekunde sei überschritten. Die Gemeinde Wallbach AG am Rhein wappnet sich gegen das drohende Hochwasser des Flusses mit mobilen, orangefarbenen Hochwassersperren (“Beaver”).

Das Zürcher Amt für Wasser, Abfall, Energie und Luft (AWEL) stuft auch die Hochwassergefahr im Gebiet Greifensee als erheblich ein. An einigen Stellen ist der Greifensee bereits über die Ufer getreten. Die Stadtpolizei Uster musste am Freitag verschiedene Wegabschnitte wegen Überflutung sperren.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft