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Schweizer Detailhandelsriesen mit höchsten Bruttomargen in Europa

Coop und Migros verdienen im europäischen Vergleich vor Verwaltungs- und Vertriebskosten am meisten an Guetzli, Müesli, Waschmittel und Co. KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT sda-ats

(Keystone-SDA) Migros und Coop haben im Vergleich mit anderen europäischen Detailhändlern die höchsten Bruttomargen. Das zeigt ein Vergleich des deutschen Beratungsunternehmens Deekeling Arndt Advisors im Auftrag des Schweizer Markenverbandes Promarca.

Über die Auswertung berichtete am Sonntag die “Schweiz am Sonntag”. Sie liegt auch der Nachrichtenagentur sda vor. Demnach erzielte die Migros 2015 mit 40,2 Prozent die höchste Bruttomarge. Aber auch Coop liegt mit 29,8 Prozent weit vor anderen Detailhändlern.

Die Bruttomarge zeigt das Verhältnis von Umsatz und Warenaufwand. Sie gibt also an, wie viel ein Detailhändler nach Abzug der Warenkosten verdient. Noch nicht eingerechnet sind weitere Kosten etwa für Verwaltung, Marketing oder Vertrieb.

Die deutsche Rewe-Gruppe kommt mit einer Bruttomarge von 25,5 Prozent am nächsten an die Schweizer Detailhändler heran. Die Edeka-Gruppe verdient an ihren Waren brutto dagegen nur 11,5 Prozent. Die französischen Ladenketten Auchan und Carrefour kommen auf 23,5 Prozent beziehungsweise 20,9 Prozent. Die kleinsten Margen weisen die britischen Detailhändler auf: Tesco hat eine Marge von 5,2 Prozent, Morrisons gar nur von 3,8 Prozent.

Mehr Marge wegen Eigenproduktion

Für den Vizedirektor der Wettbewerbskommission (Weko), Patrik Ducrey, ist die hohe Marktkonzentration mit einem “faktischen Duopol” ein Grund, dass die Preise in der Schweiz höher sind als etwa in Deutschland. “Die hohen Bruttomargen sind eine Blackbox”, zitiert ihn “Schweiz am Sonntag”.

Laut Migros und Coop sind die Margen nicht vergleichbar. Da die Migros viele Produkte selbst herstelle, erwirtschafte sie eine höhere Bruttomarge als reine Detailhändler. Diese kauften die Produkte von Herstellern, die wiederum selbst eine Marge erzielen müssten, sagt Sprecher Luzi Weber gegenüber der sda. Die Migros stellt mit ihrer M-Industrie besonders viele Produkte selbst her.

Auch die Kostenstruktur in der Schweiz mit höheren Löhnen und Mieten geben die Detailhändler gegenüber der “Schweiz am Sonntag” als Erklärungen an. Unter dem Strich, nach Abzug aller Kosten, blieb bei Coop 2016 vom Gesamtumsatz rund 1,7 Prozent Reingewinn übrig, bei der Migros 2015 rund 2,9 Prozent.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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