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Weitere Festnahmen im Tessiner Korruptionsfall

Im Korruptionsfall rund um das Tessiner Migrationsamt ist es am Mittwoch zu zwei weiteren Festnahmen gekommen. KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER sda-ats

(Keystone-SDA) Die Ermittlungen im Tessiner Korruptionsfall im Migrationsamt haben auch am Mittwoch zu zwei Festnahmen geführt. Mittlerweile ist der Kreis der Verdächtigen in dem Skandal um illegale Aufenthaltsbewilligungen auf elf Personen angewachsen.

Ein 42-Jähriger und ein 32-Jähriger seien am Mittwoch im Raum Bellinzona festgenommen und verhört worden, teilte die Tessiner Kantonspolizei am Mittwoch mit. Es handle sich um den Besitzer und den Direktor eines Gerüstbaubetriebs. Beide Männer seien in der Region Bellinzona wohnhaft und hätten die kosovarische Nationalität.

Ihnen wird Menschenhandel sowie mehrfacher Wucher und mehrfache Dokumentenfälschung vorgeworfen. Ausserdem sollen sie die illegale Einreise, beziehungsweise den Aufenthalt von Personen gefördert haben.

Bereits grosser Kreis von Verdächtigen

Gegen neun Personen hatte die Polizei bereits bis Dienstagabend die Ermittlungen eröffnet. Zuletzt wurden am Dienstag die Untersuchungen auf einen 44-jährigen schweizerisch-italienischen Doppelbürger ausgedehnt. Er soll zwei bereits am Montag festgenommene Personen zur Verletzung des Amtsgeheimnisses angestiftet haben.

Bei den beiden handelt es sich um eine 49-jährige Angestellte des Migrationsamts und einen 24-jährigen Mitarbeiter einer kantonalen Vollzugsstelle. Nach ihrer Anhörung wurden diese wieder auf freien Fuss gesetzt.

Die Kantonsregierung gab am Dienstag zudem bekannt, dass ein 28-jähriger Angestellter des Tessiner Migrationsamts, der in der vergangenen Woche festgenommen wurde, vom Dienst suspendiert werde. Gegen ihn wird ausserdem ein Disziplinarverfahren eröffnet.

B-Bewilligungen “vermittelt”

Im Zentrum des Korruptionsfalls steht ein 25-Jähriger, welcher früher eine Baufirma im Raum Bellinzona besass. Er soll zusammen mit den festgenommenen Komplizen zahlreichen ausländischen Personen Aufenthaltsbewilligungen im Tessin und anderen Kantonen “vermittelt” haben, obwohl diese darauf gar kein Anrecht hatten.

Der Vermittler soll für seine Dienste laut der Staatsanwaltschaft “mehrere tausend Franken” eingestrichen haben. Die Tessiner Kantonsregierung hatte am Dienstag angekündigt, das Migrationsamt einem internen “Audit” zu unterziehen, um den Fall restlos aufzuklären.

Das interne Audit im Tessiner Migrationsamt soll vom ehemaligen juristischen Berater der Regierung, Guido Corti, geleitet werden. An seiner Seite wird der Ex-Leiter der Bundesanwaltschaft im Tessin, Pierluigi Pasi, stehen.

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