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Alpenüberwindung gestern und heute

Alpenquerung früher und heute: Das Verkehrshaus zeigt die Gegensätze auf.

Zum 125-jährigen Bestehen der Gotthardbahn zeigt das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern die Ausstellung "Alpenqueren - Teuflisch spannende Geschichte".

Im Mittelpunkt stehen die Herausforderungen, die Mittel und Tricks, denen sich Strassen- und Eisenbahnbauer zu stellen hatten, um ihre kühnen Vorhaben zu verwirklichen.

Als Inbegriffe der Heimat empfinden viele Schweizer die Alpen, die Mittel- von Südeuropa trennen. Im Gegensatz zum Mittelalter haben wir heute die Wahl, die Alpen zu über- oder unterqueren.

Doch statt die NEAT, die “Neue Eisenbahn Alpentransversale”, benutzen Besucherinnen und Besucher die NAT, die “Neue Ausstellungstransversale”. Zwei dicke gelbe Linien am Boden führen durch das Verkehrshaus und zeigen die verschiedenen Möglichkeiten, die Alpenbarriere zu überwinden: zu Fuss, auf Strasse und Schiene oder durch die Luft.

Die NAT führt durch sämtliche Themenhallen des Verkehrshauses. Wegen des Gotthardbahn-Jubiläums ist das Thema Eisenbahn mit besonderer Sorgfalt aufgearbeitet worden.

Postkutsche und Filmwochenschauen

Für jeden Geschmack ist etwas dabei: So ist der Nostalgiker in Filmwochenschau-Beiträgen aus den 60er- bis 80er-Jahren bei Lötschberg- oder Gotthard-Unterquerungen mit dem Autozug dabei.

Sichtlich vom Anblick bewegt versucht ein Grossvater seinen Enkeln die Original-Gotthard-Postkutsche zu erklären: “Schaut, damit ist man früher über den Gotthard gefahren!” Dies scheint die Kleinen jedoch nicht sonderlich zu interessieren, sie bewegen lieber Automodelle und duellieren sich auf Treträdern, um Strom für ein Modellauto produzieren zu können.

Schlüsseltouren

Weiter führen 18 so genannte Schlüsseltouren für Familien oder Schulen spannend und unterhaltsam zu Exponaten mit Bezügen zum Thema Alpenqueren.

Ausgerüstet mit Leuchtwesten und Tourenkarte verfolgen die “Touristen” Schicksale und Erlebnisse alpenquerender Menschen.

Sprengung im NEAT-Tunnel

Der Ausstellungs-Höhepunkt ist ein 30 Meter langer originalgetreuer, begehbarer Nachbau eines NEAT-Tunnels. Hier wird eindrücklich vermittelt, was es braucht, bis ein Zug durch die fertige Tunnelröhre brausen kann.

Neben dem 18 Meter langen Original-Tunnelbohrjumbo ist auch ein Original-Beton-Spritzmobil zu bestaunen. Alle 10 Minuten wird übrigens mit einem ohrenbetäubenden Knall eine Sprengung simuliert – in Echtzeit und Superzeitlupe.

“Der Schmied von Göschenen”

Die Alpen werden nicht erst seit der Erfindung der Eisenbahn überwunden. Der Sage nach soll ja der Teufel den Urnern die Erschliessung des Gotthardpasses mit dem Bau einer Brücke über die Schöllenenschlucht ermöglicht haben.

Die NAT führt aber auf den Spuren des “Schmieds von Göschenen”, den historisch wahrscheinlicheren Erbauer des “stiebendes Stegs”, über die vorher unpassierbare Schöllenenschlucht.

Dieses “Steg-Feeling” lässt sich nacherleben. Gar nicht so leicht, sich auf einem wie anno dazumal aufgehängten Steg zu bewegen. Sieht man sich weiter als Mitglied einer Säumerkolonne über die Schlucht balancieren, beginnt unwillkürlich das Herz schneller zu schlagen.

Von Google Earth zur swissarena

Im Internet-Zeitalter, wo mit Google-Earth praktisch jeder Punkt auf unserem Planeten anvisiert werden kann, könnte die Swissarena, ein 250 Quadratmeter grosses, begehbares Luftbild der Schweiz, erst als Anachronismus erscheinen.

Aber das täuscht: ein elektronisch gestütztes Informationssystem führt die Besucher entlang klassischer Routen durch die Schweiz und bietet dabei vertiefende Informationen zu Landschaften, Gemeinden, historischen Ereignissen sowie kulturellen und touristischen Angeboten.

Erkunden lassen sich die vom Briten Thomas Cook 1855 erstmals gewählte Via Cook, den Schweizer Teil des europäischen Pilgerwegs Via Jacobi und die Via Gottardo.

Multimediale Krone

Und als multimediale Krone zeigt das zum Verkehrshaus gehörende Imax-Kino den Film “Die Alpen”. Auf der riesigen Leinwand, auf der Eis, Schnee und die bizarren Felsformationen atemberaubend dramatisch wirken, überwindet John Harlin III. das Gebirge nicht per Eisenbahn oder Strasse, sondern zu Fuss.

Sein Vater hatte als erster Amerikaner den Eiger bezwungen. 1966 fand er beim Versuch, die Eigernordwand in der Direttissima zu durchsteigen, den Tod. Was den Vater das Leben kostete, schaffte sein Sohn 40 Jahre später. Weiterer Höhepunkt ist die mit alter Ausrüstung nachgestellte Erstbesteigung des Matterhorns.

Der Film zeigt jedoch auch das Problem der Klimaerwärmung auf, von der die Alpen besonders betroffen sind.

swissinfo, Etienne Strebel, Luzern

Unter dem Motto “Vergangenheit verstehen – Zukunft gestalten” sammelt, pflegt und stellt das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern seit 1959 das nationale kulturelle Erbe der Schweiz in den Bereichen Verkehr und Mobilität aus.

Dem Museum angegliedert ist das einzige IMAX Filmtheater der Schweiz, ein digital-betriebenes Grossraumplanetarium sowie das Hans Erni Museum.

Die rund 850’000 Besucher pro Jahr machen das Verkehrshaus zum meistbesuchten Museum der Schweiz.

Das Verkehershaus ist 365 Tage im Jahr geöffnet.

Die Ausstellung “Alpenqueren” dauert bis Oktober 2008.

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