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Angst vor Armut greift um sich

Jugendliche und Alleinerziehende am stärksten von Armut bedroht. swissinfo.ch

Schweizerinnen und Schweizer sorgen sich am meisten über die Arbeitslosigkeit. Neu gehört auch die Angst vor Armut zu den fünf grössten Sorgen.

Im Sorgenbarometer 2005 werden wie in den Vorjahren auch die Themen Gesundheit, Altersvorsorge und Ausländerfragen als Besorgnis erregend eingestuft.

71% der Schweizerinnen und Schweizer stufen die Sorge um den Arbeitsplatz wie schon in den beiden Vorjahren mit Abstand als wichtigstes Problem der Schweiz ein.

Das zeigt das diesjährige Sorgenbarometer der Schweizer Grossbank Credit Suisse. In ihrem Auftrag hat das Forschungsinstitut gfs.bern von August bis September 1000 Stimmberechtigte zu ihren Ängsten und Sorgen befragt.

Die Angst vor Arbeitslosigkeit ist seit dem letzten Jahr um zwei Prozentpunkte gestiegen. Damit hat sich die Zahl in den letzten fünf Jahren verdoppelt.

Einen Grund dafür sehen die Autoren der Studie in den Arbeitslosenquoten, die in der Öffentlichkeit regelmässig kommentiert werden. Dadurch sei das Thema zunehmend auch breiten Bevölkerungsschichten bewusst geworden, teilten sie am Montag mit.

Abgesehen von der eigenen Betroffenheit könne dabei die Furcht, dass die Kosten der Arbeitslosigkeit einen wirtschaftlichen Aufschwung bremsen oder gar verhindern, auch eine Rolle spielen.

Hinzu kämen die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland, die Diskussion um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die wenig optimistisch eingeschätzten Wirtschaftsaussichten, von denen die Medien täglich berichten.

Neue Armut

Wie auch im letzten Sorgenbarometer folgt auf die Arbeitslosigkeit das Gesundheitswesen und danach die Altersvorsorge. Beide Sorgen haben allerdings um über vier Prozentpunkte abgenommen. Mit deutlichem Abstand folgt auf Platz vier die Ausländerfrage.

Aus den Top Five der wichtigsten Probleme sticht eines hervor: die Sorge um die neue Armut. 2004 belegte sie noch mit 22% Nennungen den achten Platz, neu mit 29% den fünften.

Die Studienautoren begründen diese Entwicklung mit einer möglichen Koppelung der Angst vor der eigenen Arbeitslosigkeit und der Angst vor der Verarmung. “Und je grösser das eine, desto mehr zieht auch das andere an”, heisst es in der Medienmitteilung.

Meinungsfreiheit

Wie vor einem Jahr wurde in einer Zusatzbefragung auch die Einstellung der Schweizerinnen und Schweizer zu den Eigenarten und Bedrohungen ihres Landes erhoben.

Auch dieses Jahr steht die Schweiz für 28% der Befragten in erster Linie für Sicherheit und Frieden. An dritter Stelle folgt neu die Meinungsfreiheit mit 19%. Letztes Jahr stand diese noch an siebter Stelle mit 11%.

Damit seien es erneut nicht die Institutionen, mit denen sich die Bevölkerung identifiziere, sondern Leistungen der Schweiz, so die Interpretation der Studienautoren.

swissinfo und Agenturen

Für das Sorgenbarometer werden seit 1976 jährlich im Auftrag der Credit Suisse Stimmberechtigte vom Forschungsinstitut gfs.bern befragt.

Es widerspiegelt die persönlichen Sorgen und Ängste der Schweizer Bürgerinnen und Bürger.

Für das diesjährige Barometer wurden von Mitte August bis Anfang September 1000 Stimmberechtigte in der ganzen Schweiz befragt.

Die fünf grössten Sorgen 2005 (in Klammer Zahlen aus dem Vorjahr)

Arbeitslosigkeit: 71% (69%)
Gesundheitsfragen: 51% (56%)
Altersvorsorge: 45% (49%)
Ausländerfragen: 30% (24%)
Neue Armut: 29% (22%)

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