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Effizienter im Kampf gegen Menschen-Handel

Nicht nur in Indien - auch in der Schweiz. Keystone Archive

Die Schweizer Behörden wollen die Kräfte gegen den Menschen-Handel bündeln. Von der ersten nationalen Fachtagung erhielten sie einen Leitfaden dazu.

Die Organisation Terre des Hommes ihrerseits fordert eine strengere Gesetzgebung. Sie engagiert sich seit Jahren gegen den Handel mit Kindern.

In der Schweiz sind jährlich 1500 bis 3000 Menschen von diesem “schweren Verbrechen” betroffen, wie das Bundesamt für Polizei (fedpol) festhält.

Für die Täter sei diese moderne Form der Sklaverei in erster Linie ein lukratives Geschäft, für die Opfer bedeute es grosses Leid und eine schwere Verletzung der Menschenwürde.

Menschenhandel ist zudem laut fedpol nur schwer aufzuspüren. Die Opfer befänden sich oft illegal in der Schweiz, seien traumatisiert und könnten oder wollten der Polizei deshalb oft keine Auskunft geben.

Um Opfer zu schützen und Täter zu verfolgen, müssten entsprechend alle beteiligten Stellen von Strafverfolgung bis Opferschutz eng zusammenarbeiten.

Ein Leitfaden für alle

An der Fachtagung des fedpol nahmen rund 130 Experten aus der ganzen Schweiz teil. Sie verabschiedeten einen Leitfaden zum Kampf gegen den Menschenhandel, an dem sich alle Beteiligten orientieren können.

Der Leitfaden enthält einen Überblick über die Instrumente zur Bekämpfung des Menschenhandels sowie Informationen und Empfehlungen zu den möglichen Formen der Zusammenarbeit.

“Zielgruppen sind Polizei, Justiz, Migrationsämter und Opferschutz”, sagte Stephan Libiszewski, Geschäftsführer der Koordinationsstelle gegen Menschenhandel und Menschenschmuggel. Auch Nichtregierungs-Organisationen (NGO) spielten eine bedeutende Rolle.

Auf deren Hilfe seien die Behörden oft angewiesen, so Libiszewski weiter. So meldeten sich betroffene Frauen oft erst bei einer NGO und nicht bei den Behörden. Sie hätten Angst, ihre Peiniger anzuzeigen. “Wenn Menschen nicht sprechen, gibt es keine Beweise”, sagte Libiszeski weiter.

Zusammenarbeit mit Prostituierten

Im Kampf gegen den Menschenhandel beschreitet die Kinderhilfs-Organisation Terre des hommes neue Wege. In Indien will sie mit der grössten Prostituierten-Vereinigung zusammenarbeiten, um den Handel von Mädchen von Nepal nach Indien zu stoppen.

Am Donnerstag lancierte die Organisationen zudem eine Studie, die Einblick in das ökonomische und soziale Funktionieren der Bordelle in Bombay und Kalkutta geben soll. Diese soll es dem Kinderhilfswerk erlauben, effiziente Massnahmen gegen diese Form des modernen Sklavenhandels zu ergreifen.

Strengere Gesetze

In der Schweiz kämpft das Kinderhilfswerk im Rahmen der Revision des Strafgesetzbuches für eine härtere Bestrafung von Kinderhändlern.

Kinderhändler müssten laut Terre des hommes wissen, dass die Schweiz kein Zufluchtsland für sie sei. Der revidierte Artikel 182 im Strafgesetzbuch soll ermöglichen, dass Kinderhändler auf Schweizer Boden verhaftet werden können, auch wenn sie ihre Tat im Ausland begangen haben und ihre Opfer keine Schweizer sind.

swissinfo und Agenturen

Noch werden in der Schweiz kaum Anzeigen wegen Menschenhandels erstattet.

Laut Experten gibt es in diesem Bereich jährlich 30 bis 40 Klagen und nur 3 bis 4 Verurteilungen.

Die Zahl der Opfer wird aber auf zwischen 1200 und 3000 jährlich geschätzt.

Die Schweizer Behörden wollen den Straftatbestand Menschenhandel ausweiten.

Dieser erfasst derzeit lediglich den Handel mit Menschen zum Zweck sexueller Ausbeutung.

Der neue Artikel 182 soll auch den Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft sowie der Entnahme von Körper-Organen erfassen.

Die Gesetzesrevision wird in der Wintersession beraten.

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