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Elektroschrott: Die Schweiz als Modell

Ein Schuppen voller Elektroschrott zur Aufbereitung. www.immark.ch

Der Hightech-Konsum und die rasante technologische Entwicklung haben die Menge von elektrischen und elektronischen Abfällen massiv erhöht.

Die Schweiz, die das Problem weitsichtig angepackt hat, ist heute unbestrittener Leader im Recycling von Elektroschrott, auch E-Waste genannt.

Fernsehgeräte, Mobiltelefone, Computer, Kühlschränke oder andere entsorgbare Metalle enthalten grosse Mengen an Schwermetallen.

Wohin gehen alle diese Geräte, wenn sie nicht mehr gebraucht werden?

Der Weg zum Schweizer Erfolg

Ein Bundesgesetz definiert in der Schweiz den Umgang mit Technologie-Abfällen.

Einen wichtigen Beitrag liefern die Konsumenten, welche beim Kauf von Technologie-Produkten eine im Preis inbegriffene vorgezogene Entsorgungsgebühr bezahlen, mit der die Finanzierung der Sammlung und Entsorgung garantiert wird.

Auch die Händler, Importeure und Hersteller solcher Produkte spielen dabei eine Rolle, weil sie die Beiträge der Konsumenten einziehen und in den Fonds der vorgezogenen Entsorgungsgebühr einzahlen.

Zudem gibt es in der Schweiz zahlreiche Elektroschrott-Sammelstellen, Abfuhr- sowie Entsorgungs- und Recycling-Unternehmen.

Eine entscheidende Rolle in dieser Entsorgungskette spielen die Stiftung Entsorgung Schweiz (S.EN.S) und der Schweizer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik (SWICO). Die beiden Organisationen leiten und verwalten die Entsorgung von E-Waste und deren Finanzierung. Erst kürzlich zu diesen beiden Organisationen gestossen ist die Stiftung Licht Recycling Schweiz (SLRS).

Vorzeigebeispiel für Europa

Die Schweizer Kompetenz in diesem Bereich gilt jetzt als Modell für die Europäische Union (EU) und für einige asiatische Länder. Die Qualitätsstandards der S.EN.S für das Recycling von Kühlschränken gelten heute in der EU als Richtlinie.

Aber die Schweizer Experten exportieren nicht nur ihr Wissen, wie das Beispiel der Immark AG zeigt. Sie gilt als führendes Unternehmen im Bereich Aufbereitung und Entsorgung von ausgedienten Elektro- und Elektronikgeräten und Kühlschränken.

Eines der modernsten Unternehmen in Europa

In der Industriezone von Regensdorf, an der Peripherie von Zürich, befindet sich eines der modernsten Unternehmen für Entsorgung und Recycling von technologischen Abfällen.

Die Anlage, die seit 2002 in Betrieb und mit modernster Technologie ausgerüstet ist, entsorgt rund einen Viertel aller ausgedienten Elektro- und Elektronikgeräte und Kühlschränke, die in der Schweiz produziert wurden.

“Zur Zeit bereiten wir 18’000 Tonnen Elektro- und Elektronikschrott auf”, sagt Immark-Direktor Jochen Apfel gegenüber swissinfo. “Gemäss Bundesverordnung werden die ausgedienten Geräte in der ganze Schweiz mit dem System SWICO gesammelt. Aber wir haben auch Kontakte zu den Grossverteilern und Geschäften, die uns die Ware direkt liefern.”

Ein bewährtes Prozdere

Die Anlage in Regensdorf ist in drei Abteilungen unterteilt. Zuerst werden die Elektro- und Elektronikgeräte in relativ grosse Stücke zersplittert. So können die Elemente mit besonders schädlichen Substanzen wie Akkumulatoren, Schalter, Kondensatoren und Batterien unversehrt herausgenommen werden.

Dann werden die kleinen Teile vom Schwer- und Leichtmetall getrennt. Danach können alle Materialien aus Metall entsorgt werden. Kunststoff-Materialien sowie Elemente mit chemisch-organischen Substanzen werden verbrannt.

Der Erfolg der Immark

Der Erfolg der Immark AG basiert auf dem Arbeitsprozess der Anlage. “Wir haben einen Prozess entwickelt, der sowohl die mechanische wie auch manuelle Behandlung gefährlicher Substanzen vorsieht”, sagt Jochen Apfel. “Das heisst, wir müssen nicht mehr jedes einzelne Gerät öffnen.” In den meisten Fällen werde die Operation aber automatisch in den Anlagen abgewickelt.

“Am Ende der Verarbeitungskette können wir sogar alle in den Geräten enthaltenen Edelmetalle absondern und zurückgewinnen. Allerdings deckt der Erlös aus den zurückgewonnenen Rohstoffen und Edelmetallen die Arbeitskosten nicht.” Ohne die vorgezogene Entsorgungsgebühr wäre laut Jochen Apfel die Weiterentwicklung dieser Arbeit nicht möglich.

Die über die Landesgrenzen hinaus als Leader in der E-Waste-Aufbereitung bekannte Immark AG hat ins Ausland expandiert. Anlagen wie jene in Regensdorf wurden bereits in Spanien und Irland errichtet, weitere sind in Deutschland und Italien geplant.

swissinfo, Paola Beltrame, Regensdorf
(Übertragung aus dem Italienischen: Jean-Michel Berthoud)

Seit über zehn Jahren verfügt die Schweiz über Systeme zur Trennung und Entsorgung von elektrischen und elektronischen Abfällen.

Die Schweiz dient in diesem Bereich als Modell für die Europäische Union (EU) und für einige asiatische Länder.

Die Schweizer Experten exportieren ihr Wissen, aber auch Spitzensysteme für Aufbereitung und Entsorgung. Ein Beispiel ist das Schweizer Unternehmen Immark AG, spezialisiert in der Aufbereitung und Entsorgung von E-Waste.

2005 wurden in der Schweiz 42’000 Tonnen Elektro-Geräte entsorgt, 6000 Tonnen mehr als 2004.

Pro Kopf wurden 5,7 Kilogramm Computer, TV-Geräte, Telefone etc. entsorgt; davon wurden 75% an brauchbarem Material aufbereitet.

Eine EU-Richtlinie sieht jährlich 4 Kilogramm E-Waste pro Person vor.

Seit 1980 nahm die Zahl der in die Schweiz importierten Elektro-Geräte um 800% zu.

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