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Erstmals Fernsehen via Internet

Bluewin: Fernsehen via Telefonleitung. swissinfo.ch

Fernsehen über die Telefonleitung, welche die Antenne oder den Kabel-TV-Anschluss ersetzt, wird in der Schweiz bald möglich. Bluewin testet in 630 Haushalten.

Die Swisscom-Tochter Bluewin plant, diesen ADSL-Anschluss fürs TV ab 2005 anzubieten.

Swisscom gehört zu 67% dem Bund. Da sich ihr Monopol auf die “letzte Meile” im traditionellen Fixnet-Telefoniegeschäft langsam dem Ende zu neigt, sucht der in der Schweiz führende Telekom-Anbieter nach neuen Geschäftsfeldern: dem Angebot von Fernseh-Übertragung, auf der Basis der bestehenden Telefonie-Infrastruktur.

Die Swisscom-Tochter Bluewin bietet nun bei ihrem Testversuch, Fernsehen über ADSL-Anschluss anzubieten, zusätzlich zu den 25 freien TV-Kanälen fünf Pay-TV-Kanäle, Mietvideos und einen integrierten Videorekorder an.

Der Versuch ermöglicht auch “Live-Pausen” während Fernsehsendungen. Die Funktion des Videorekorders bietet laut Bluewin eine Neuerung zum herkömmlichen Fernseh-Erlebnis. Mit den integrierten TV-Programmen sucht der Benutzer seine Lieblingssendung.

Digital ist machbarer

Das Aufnehmen von TV-Programmen werde damit zum Kinderspiel. Die umständliche Programmierung mit Tastenkombinationen oder Zahlencodes entfalle. “Die neue Technologie ermöglicht es, Fernsehen oder anderen Content digitalisiert in den Haushalt zu übermitteln”, sagt der Chef von Swisscom Fixnet, Adrian Bult.

“Dies macht es möglich, mit den Daten in einer Weise umzugehen, die bei der analogen Übermittlung nicht machbar sind.”

Die Testphase soll vier Monate dauern. Anfang 2005 sollen die Arbeiten für die Markteinführung für Bluewin-TV beginnen. Bluewin möchte neben den bestehenden Diensten Telefonie und Internet-Zugang nun auch Fernsehen anbieten.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Damit sind bereits zwei “Full-Service-Provider” am Markt. Die Kabelfernseh-und Internet-Anbieterin Cablecom ist den umgekehrten Weg gegangen. Seit ein paar Monaten können Cablecom-Kunden auch via Fernsehkabel telefonieren. “digital phone” nennt cablecom ihre Telefon-Konkurrenz.

Dies dürfte mit der Zeit auch Auswirkungen auf die Dienstleistungs-Preise haben. Der Cablecom-Telefon-Dienst ist deutlich günstiger als der von Konkurrent Swisscom. So ist zu erwarten, dass die Gebühren für Televisons-, Internet- und Telefondienstleistungen ins Rutschen geraten könnten.

Cablecom will sich dabei aber nicht in die Karten sehen lassen. “Der Wettbewerb ist unserer Meinung nach der beste Preis-Regulator”, sagt Stefan Howeg, Kommunikations-Chef von Cablecom, vieldeutig.

Wettbewerb erwächst Bluewin und Cablecom aber auch aus dem All: Stefan Howeg: “Wir sind einer starken Satelliten-Konkurrenz ausgeliefert.”

Individualität gegen Vielfalt

In Zusammenarbeit mit Microsoft verbindet Bluewin mit der Entwicklung des Fernsehdienstes erstmals ADSL mit Fernsehen. Der Kunde soll selbst bestimmen können, welche TV Sender er sich anschauen will. Zahlen muss er nur für die Sender, die er auch bestellt hat.

Mit verschiedenen Preis-Leistungs-Paketen möchte Bluewin individuell auf Kunden-Bedürfnisse eingehen. Das Angebot lässt sich mit demjenigen von Cablecom nicht vergleichen. Stefan Howeg erklärt, dass Cablecom über 50 analoge Fernsehprogramme anbiete und gegen 100 digitale Kanäle zur Verfügung stelle.

Cablecom hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2004 rund 80’000 “digital phone”-Kunden zu gewinnen. Das Angebot startete am 8. Juni dieses Jahres. Cablecom beliefert 1,5 Mio. Haushalte mit Fernsehprogrammen. Rund 1,1 Mio. davon sind technisch für die Übertragung von Internet- und Telefondiensten ausgerüstet.

swissinfo und Agenturen

Für das Fernsehen via Telefonleitung braucht der Nutzer einen ADSL-Telefon-Anschluss und eine Settop-Box von Bluewin.

Das Multimedia-Angebot wird ins Rechenzentrum von Bluewin eingespeist und dem Kunden via ADSL an die Settop-Box übermittelt.

Das Signal wird dort so umgewandelt, dass es von praktisch jedem Fernseher ausgestrahlt werden kann.

Die Bluewin-Testteilnehmer können auswählen zwischen einem Monats-Abo für 14.90 Franken für 8 Kanäle und die 4 SRG-Sender, oder für 23.90 Franken für insgesamt 25 Kanäle.
Der Preis deckt sich mit dem Angebot via konventionellem Kabel.
Andererseits breitet sich Swisscom-Konkurrent Cablecom seit Juni im Telefonsektor aus. Bis Ende Jahr sollen rund 80’000 Kunden ihr Telefon über ein TV-Kabel von Cablecom angeschlossen haben.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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