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Euro 2008 Host Cities sicherheitsmässig auf Kurs

Freundlich aber bestimmt müssen sich Sicherheitskräfte gegenüber den Fans verhalten. Keystone

Die Schweizer Euro 2008-Sicherheitsstrategie ist auf dem richtigen Weg. Defizite bestehen noch bei der Koordinierung und der Kommunikation mit den Fans, zeigt ein Bericht.

Die beiden Austragungsländer werden im Juni ein sicheres Fussball-Turnier ausrichten, wenn sie sich in einigen Sicherheitsbereichen noch besser abstimmen, ist eine Gruppe internationaler Fussball-Experten überzeugt.

“Alle vier Host Cities sind mit ihren Vorbereitungen auf dem richtigen Weg”, sagte der Verhaltensforscher Otto Adang von der niederländischen Polizeiakademie am Dienstag in Solothurn gegenüber swissinfo.

“Und wenn sie die Strategie in der konzipierten Art umsetzen, gibt es keinen Grund, weshalb es nicht funktionieren sollte.”

Sein Befund stützt sich auf ein Sicherheits-Audit in den vier Schweizer Städten. Zusammen mit internationalen Polizeioffizieren hatte Adang zwischen August und Dezember 2007 vier nationale und internationale Fussballspiele untersucht und bewertet.

Verbesserungen notwendig

In den Schlussberichten, die den Verantwortlichen der Städte vorliegen, sind auch Vorschläge für Verbesserungen aufgeführt. Nachholbedarf besteht bei der Umsetzung der sogenannten 3D-Strategie (“Dialog, Deeskalation, Durchgreifen”).

Die Ausführung der “sehr guten Strategie” lasse sich in der Praxis “noch verbessern”, sagte Adang, der für die Europäische Union als Berater für die Polizei bei Fussballspielen amtet.

Einheitlich auftreten

Grossen Wert legt Adang auf ein einheitliches Briefing der Sicherheitskräfte der Kantone und Länder, welche die Host Cities unterstützen. Es müsse sichergestellt werden, dass während der Euro 2008 alle Sicherheitskräfte, auch die Privaten, die gleiche Einsatzdoktrin anwenden würden, betonte er.

Wichtig seien ebenso ein einheitliches Auftreten und eine einheitliche Kommunikation gegenüber Fans und Fangruppen.

Die Sicherheitskräfte müssten die Gewohnheiten der Fangruppen der verschiedenen Länder kennen. Sie müssten auch wissen, wie unterschiedlich diese auf eine Begegnung mit der Polizei reagieren könnten.

Der freundliche, aber bestimmte Ansatz hatte sich bereits 2006 bei den Fussball-Weltmeisterschaften in Deutschland und zwei Jahre vorher bei den Europameisterschaften in Portugal bewährt.

“Es ist wichtig, dass nicht alle Fans als potentielle Hooligans behandelt werden sondern als Menschen, die hier eine gute Zeit verbringen möchten”, sagte Adang. Und dies treffe auf 99% der Besuchenden zu.

“Die Schweiz hat die Menschen hierher eingeladen; sie sollte sich also wie ein guter Gastgeber verhalten, so lange, bis die Menschen aufhören, sich wie gute Gäste zu benehmen.”

Korrekturen anvisiert

“Wir haben jetzt noch Zeit, Korrekturen vorzunehmen”, sagte Martin Jäggi, Teilprojektleiter Sicherheit Projektorganisation Öffentliche Hand Euro 2008. In der Schweiz fänden jedoch keine Fussballspiele mit einem hohen Risiko statt.

Die Vertreter der Sicherheitskräfte der vier Host Cities machten vor den Medien deutlich, dass sie die Ratschläge von Adang umsetzen wollen. Die Sicherheitskräfte würden intensiver über die 3D-Strategie geschult, sagte Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern.

Die Polizei werde sich mit den privaten Diensten verstärkt absprechen, sagte Gerhard Lips, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Zürich. Die Eingangskontrollen des Stadions müssten verbessert werden.

Alle Sicherheitskräfte würden mit dem gleichen Tenü ausgerüstet, stellte der Genfer Polizeikommandant Christian Cudré-Mauroux in Aussicht. Die Zusammenarbeit mit dem Stadionbetreiber werde verbessert.

In Basel solle die Information der Besucher durch die Polizei ausgebaut werden, sagte Thomas Steinmann, Sicherheitsvertreter der Host City Basel. Die Mitarbeitenden würden entsprechend geschult.

Zudem werde auf die normale Uniform mit den orangefarbenen Westen verzichtet. Diese könnten nämlich beim holländischen Publikum Irritationen auslösen.

swissinfo und Agenturen

Die Drei-Säulen-Sicherheitsstrategie der Schweiz widerspiegelt die erfolgreiche Planung Deutschlands für die Fussball-WM 2006. Die Organisatoren betonten, das Turnier müsse ein Fest, nicht eine Festung werden.

Ziel der Strategie ist die Entwicklung friedlicher Beziehungen zwischen der Polizei und den Fans. Gleichzeitig soll aber bei Problemen entschlossen gehandelt werden.

Neben der Polizei werden in den Stadien und Fanzonen auch private Sicherheitskräfte eingesetzt.

Zudem kommen während der Spieltage 500 bis 1000 Polizisten aus Deutschland und Frankreich zum Einsatz. Sie sollen zusätzliche Beziehungen zu den Fans schaffen.

Im Notfall kann die Armee für die Host Cities bis 15’000 Soldaten zur Verfügung stellen. Genf hat dieses Angebot abgelehnt. Die Soldaten würden die Infrastruktur bewachen und nicht mit randalierenden Fans konfrontiert, hiess es.

Die Landesregierung hat am Mittwoch die Vorsteherin des Eidg. Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), Eveline Widmer-Schlumpf beauftragt, Absichtserklärungen über eine verstärkte Sicherheitszusammenarbeit mit den Teilnehmerstaaten sowie mit den Transitstaaten Belgien und Dänemark zu unterzeichnen.

Eine Absichtserklärung mit Frankreich erübrigt sich, weil hier bereits ein Briefwechsel aus dem letzten Jahr vorliegt.

Mit dem europäischen Polizeiamt Europol wurde eine entsprechende Absichtserklärung bereits am 30. Januar 2008 unterzeichnet

Mit diesen Dokumenten anerkennen die Unterzeichnenden ausdrücklich die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit an, wie sie das Nationale Sicherheitskonzept der Schweiz für die Euro 2008 vorsieht.

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