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Familiendramen betreffen meistens die Frauen

Gewalt in der Familie findet häufig in den eigenen vier Wänden statt. Keystone

Bei Tötungsdelikten in Partnerschaften gab es zwischen 2000 und 2004 im Durschnitt 26 Opfer pro Jahr. Fünf Mal mehr Frauen als Männer wurden von ihren ehemaligen Partnern getötet.

Eine am Montag publizierte Studie des Bundesamtes für Statistik zeigt auch, dass Ausländerinnen häufiger Opfer von Gewalt wurden als Schweizerinnen.

Gemäss der Sondererhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) wurden in den Jahren 2000 bis 2004 in der Schweiz im Jahresdurchschnitt 50 Frauen und 11 Männer Opfer eines versuchten oder vollendeten Tötungsdeliktes seitens des ehemaligen oder aktuellen Partners.

An den Folgen der Tat starben pro Jahr im Mittel 22 weibliche und 4 männliche Opfer. Auf ein männliches Todesopfer kommen fast sechs weibliche.

Diese Zahlen schwanken stark von Jahr zu Jahr. Eine steigende oder fallende Tendenz bei Partnerschafts-Tötungsdelikten kann die BFS-Untersuchung nicht feststellen.

Junge Ausländerinnen am stärksten betroffen

In der Schweiz niedergelassene Ausländerinnen waren 2,4-mal häufiger Opfer einer solchen Straftat als Schweizer Frauen. Namentlich verheiratete Frauen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren sind gefährdet; dies gilt für Schweizerinnen wie für Ausländerinnen.

Ausländerinnen sind in jungen Jahren viel häufiger verheiratet als Schweizerinnen. Dies erklärt die mehr als doppelt so hohe Belastung der ausländischen Frauen teilweise.

Die meisten Tötungsdelikte mit weiblichen Opfern – 58% – ereignen sich in einer noch bestehenden Partnerschaft. Ein Viertel der Tötungsdelikte wird in der Trennungsphase begangen, einer zeitlich kurzen Phase. Hier ist der Anteil der Taten mit tödlichem Ausgang besonders hoch.

In 17% der Fälle hatten sich Täter und Opfer bereits getrennt. Bei diesen Tötungsdelikten schien die Tat am häufigsten geplant.

Drohungen im Vorfeld

Gut die Hälfte aller weiblichen Opfer wurde bereits vor der Tat vom selben Tatverdächtigen bedroht und/oder tätlich angegriffen. 39% dieser Vorfälle wurden bereits vor dem Tötungsdelikt bei der Polizei gemeldet.

Knapp die Hälfte der männlichen Tatverdächtigen war bereits vor der Tat polizeilich registriert. In 60% der Fälle ging es unter anderem um eine Gewaltstraftat.

Über ein Drittel der männlichen Tatverdächtigen standen während der Tat unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. In einem Drittel dieser Fälle stand auch das Opfer unter Einfluss solcher Substanzen.

Ausländische Männer stärker belastet als Schweizer

Ausländer begehen im Mittel dreimal so häufig ein Tötungsdelikt in der Partnerschaft als Schweizer. Auch zeigt sich, dass sich ausländische Tatverdächtige zur Tatzeit häufiger in Trennung befinden.

Zudem wurden bei ausländischen Tatverdächtigen mehr vorgängige Drohungen und/oder tätliche Angriffe bekannt. Schliesslich sind Ausländer häufig jung und verheiratet, eine Gruppe, die auch bei den Tatverdächtigen sehr stark belastet ist. In zwei Dritteln der Fälle hat der männliche Partner dieselbe Staatsangehörigkeit wie sein Opfer.

Warum Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz stärker von Tötungsdelikten in der Partnerschaft betroffen sind als Schweizer, lässt sich laut BFS nicht abschliessend erklären. Es fehlen genauere Angaben, etwa über die Einkommens- und Wohnverhältnisse, die Einfluss auf die Partnerschaft haben können.

Die Sondererhebung Tötungsdelikte wurde vom BFS mit der Unterstützung der Kantonspolizeien und dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung durchgeführt.

swissinfo und Agenturen

Tötungsdelikte machen einen verschwindend geringen Prozentsatz der gesamthaft begangenen Straftaten aus.

Im Jahr 2006 wurden in der Schweiz 198 vorsätzliche Tötungsdelikte begangen, davon 60 vollendet. In 138 Fällen blieb es beim Versuch.

In der grossen Mehrzahl der Fälle waren die Täter Männer. Bei den Opfern beträgt das Verhältnis zwischen Männern und Frauen 60 zu 40. Bevorzugtes Mittel waren Schlag- und Stichwaffen, gefolgt von Schusswaffen.

Insgesamt wurden 2006 knapp 290’000 Straftaten zur Anzeige gebracht. Davon entfielen zwei Drittel auf die Kategorie Diebstahl. 47’000 Anzeigen bezogen sich auf Drogendelikte.

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