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Filmfestival im Zeichen der Menschenrechte

Sergio Vieira de Mello zusammen mit der Sängerin Barbara Hendricks bei der Eröffnung "seines" Festivals 2003. Sergio Vieira de Mello

In Genf ist zum zweiten Mal das Filmfestival über Menschenrechte im Gang – zeitgleich mit der Jahressitzung der UNO-Menschenrechts-Kommission.

Das Festival soll eine Diskussions-Plattform über die weltweiten Verstösse gegen Menschenrechte bieten.

Vom 15. bis 23. März beherbergt Genf, der europäische Hauptsitz der UNO, die 60. Sitzung der UNO-Menschenrechtskommission. Parallel dazu findet vom 12. bis 19. März ein internationales Filmfestival statt, das dem gleichen Thema gewidmet ist.

“An verschiedenen Festivals ist mir aufgefallen, dass viele Filme die Menschenrechte zum Thema haben”, erklärt Leo Kaneman, Direktor des Festivals, gegenüber swissinfo. “Ich kam zum Schluss, dass Genf unbedingt ein eigenes Festival braucht, das sich ausschliesslich diesem Anliegen widmet.”

Es sei ein spezielles Festival, betont Kaneman, weil es eine freie Tribüne biete, um über die Menschenrechte zu diskutieren. “Die Tatsache, dass die Veranstaltung zeitgleich mit der UNO-Menschenrechts-Tagung stattfindet, ermöglicht es, dieses Thema zu ‘visualisieren’.”

Unabhängige Plattform

Zudem könne das Publikum mit Delegierten der UNO und von Nichtregierungs-Organisationen (NGO) gemeinsam diskutieren. “Es genügt nicht, sich über Angriffe auf die Würde des Menschen zu entrüsten. Die Verletzungen müssen auch verurteilt werden. Und das ist für uns einfacher, da wir unabhängig und keine Interessen-Vertretung sind.”

Das Konzept des Festivals ist einfach: Ein Film, ein Thema, eine Diskussion. Das Rezept ist “zeigen, informieren, verurteilen”, fasst der Festivaldirektor zusammen.

“Nach der Filmvorführung können die Zuschauer und Zuschauerinnen mit den anwesenden Regisseuren, den Opfern und Menschenrechts-Experten diskutieren.”

Gemessen an der grossen Teilnahme der ersten Ausgabe im letzten Jahr (6000 Besucherinnen und Besucher) entspreche diese Veranstaltung einem echten Bedürfnis, so Kaneman.

Carla del Ponte und Jean Ziegler

Unter den geladenen Gästen befinden sich zum Beispiel Carla del Ponte, Chefanklägerin am Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag, und Jean Ziegler, UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, aber auch Anna Politkovskaia, Autorin und Journalistin, welche die in Tschetschenien von der Regierung Putin begangenen Gräueltaten anprangert.

“Über gewisse Dinge, wie zum Beispiel die Feigheit der Grossmächte, die sich über die Lage in Tschetschenien in Schweigen hüllen, wird in der UNO-Kommission nicht offen geredet. Bei uns am Festival jedoch schon! Wir spielen also eine wichtige Rolle”, betont Kaneman.

Auf dem Programm steht auch ein Film über Guantanamo, die US-Militärbasis auf Kuba, wo Hunderte von Gefangenen seit über zwei Jahren rechtswidrig festgehalten werden.

Sergio Vieira de Mellos “Mission Impossible”

Am Festival in Genf uraufgeführt wurde der Film “Mission Impossible”, der Sergio Vieira de Mello gewidmet ist, dem früheren UNO-Hochkommissar für Menschenrechte.

Der niederländische Dokumentarfilm thematisiert den Bombenanschlag auf den UNO-Sitz in Bagdad von letztem Sommer, bei dem de Mello sein Leben verloren hat.

Berührend die Aussagen von de Mellos Frau, seiner Mitarbeiter und Freunde über den charismatischen Menschenrechts-Verfechter, der bei seiner “unmöglichen Mission” zur Wiedereinführung der Demokratie in Irak getötet worden war. In einer prekären und schwierigen Zeit, und nach einem Krieg, der von der UNO nicht legitimiert worden war.

“Mit diesem Attentat hat die UNO ihre Unschuld verloren”, sagt einer der Interviewten im Film. Harte Worte, aber nicht genug für die Witwe des Getöteten.

“Ich hätte gerne klarere Worte gehört. Worte, welche jene Länder verurteilen, die der UNO zwar angehören, aber deren Willen nicht respektieren”, sagt Sergio Viera de Mellos Frau im Gespräch mit swissinfo.

swissinfo, Raffaella Rossello, Genf
(Übertragung aus dem Italienischen: Gaby Ochsenbein)

Am diesjährigen Filmfestival über Menschenrechte werden rund 50 Filme aus aller Welt gezeigt.

Im Wettbewerb stehen 10 Dokumentarfilme, die sich alle mit Menschenrechts-Fragen befassen.

Der “Preis Sergio Vieira de Mello”, gestiftet vom Kanton Genf, geht an den besten Wettbewerbsfilm.

Die 2. Ausgabe des Festivals über Menschenrechte findet vom 12. – 19. März 2004 in Genf statt.
Das diesjährige Festival ist Sergio Vieira de Mello gewidmet, dem Mitbegründer des Festivals und ehemaligen UNO-Hochkommissar für Menschenrechte.
De Mello war bei einem Anschlag auf den UNO-Sitz in Bagdad am 19. August 2003 ums Leben gekommen.
Partner des Festivals sind u.a. die Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch, die Universität Genf, das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).

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