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Finma erkennt verdächtige Handelsmuster dank besserer Technologie

Die Finanzmarktaufsicht Finma erkennt dank besserer Technologie vermutete Insidergeschäfte und Marktmanipulationen immer häufiger. (Symbolbild) KEYSTONE/ENNIO LEANZA sda-ats

(Keystone-SDA) Dank besseren technischen Möglichkeiten werden Fälle von Insiderhandel und Marktmanipulationen immer häufiger sichtbar. Das sagte Finma-Chef Mark Branson in einem Radiointerview. Zudem sprach er sich für einen Regulierungsabbau bei kleinen Banken aus.

Wegen Insiderhandels muss ein ehemaliger Topmanager unrechtmässige Gewinne in der Höhe von 1,4 Millionen Franken zurückzahlen. Das ist eine Rekordsumme , wie die Finanzmarktaufsicht Finma am Freitag bekanntgegeben hatte.

In einem derartigen Ausmass habe die Finma noch nie gegen eine Privatperson vorgehen müssen, sagte Branson in der “Samstagsrundschau” von Schweizer Radio SRF. Der Täter habe Vertrauenspositionen über mehrere Jahre im grossen Stil missbraucht. Es sei einer der gravierendsten Fälle überhaupt bei der Finma.

Aufgeflogen sei der Insiderhandel nicht durch Hinweise von Seiten der Börse, sondern über eine eigene Datenanalyse. Dank besserer Technologien könne die Finma verdächtige Handelsmuster und Zusammenhänge in der Datenflut häufiger erkennen.

Die Finma führt unter anderem eine sogenannte graue Liste von verdächtigen Bankkadern. Sie wurde deswegen im März vom Bundesgericht zurechtgewiesen. Jetzt dürfe die Finma eine solche Liste nur noch für Personen führen, bei denen ein begründeter Verdacht bestehe, sagte Branson im Interview. Dieser Verdacht müsse belegbar sein und dürfe nicht nur auf Gerüchten beruhen.

Weniger Regulierung für kleine Banken

Im Rahmen des Interviews äusserte sich der Finma-Chef auch zu den an die Finma gerichteten Vorwürfen der Regulierungswut. Die Finanzmarktaufsicht sei nur für einen Teil der Richtlinien zuständig, entgegnete Branson. Ein grosser Teil werde von der Politik vorgeschrieben.

Bei den grösseren Banken seien die Regeln, die durch das Parlament und den Bundesrat beschlossen worden seien, sicherlich gerechtfertigt. Man habe im Nachgang der Finanzkrise vor zehn Jahren die grossen Banken sicherer machen müssen. In diesem Bereich dürften die Richtlinien nicht zurückgeschraubt werden.

Für die kleinen Banken ist es in den Augen von Branson allerdings fraglich, ob die Einhaltung der internationalen Standards wirklich nötig ist. Obwohl die Finma Abstriche mache, sei die Last für diese Banken gestiegen, sagte er.

In der Schweiz gebe es etwa 250 solche Klein- und Kleinstbanken. Für diese Banken könne er sich eine Art Kleinbankenregime vorstellen, in dem unnötige Hürden abgebaut werden könnten, führte Branson aus.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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