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Friedliche Landschaft für ausländische Journalisten

Binntal im Goms: Wo sich die Schweiz natürlich gibt. swiss-image

Die Schweiz möglichst natürlich entdecken: Schweiz Tourismus hat 160 internationalen Medienleuten während fünf Tagen Einblick in Walliser Landschaften und ins Kulturerbe geboten.

“Nie hätte ich gedacht, dass die Schweizer Alpen so schön sind… Es scheint, als ob die Leute die gesamte Energie und die Kraft der Natur hier in sich aufgenommen haben, um sich ihre eigene Zukunft in diesen Alpendörfern hinter den Bergen aufzubauen.” Radka Chromovska aus Tschechien ist ganz enthusiastisch.

Wie ein Fächer öffnet und schliesst sich die Landschaft, wenn man das Gomsertal mit der Dampflokomotive von Brig aus nach Oberwald hinauffährt – immer begleitet von der jungen Rhone.

Und versteckt hinter den Bergen der Aletschgletscher, der mit einer Länge von 23 km der grösste Europas ist. Auf dem Tisch vor sich schliesslich, ganz nah im Gegensatz zur entfernten Landschaft, das Gastronomische: Fendant-Bouquet und Raclette-Duft steigen in die Nase.

Es verwundert deshalb nicht, weshalb Schweiz Tourismus (ST) ausgerechnet das Wallis ausgewählt hat, um die Medienschaffenden zu verführen. Das Wallis ist nach Graubünden die zweitgrösste touristische Region der Schweiz.

“Zwischen Grimsel, Nufenen und Furka zeugt das Goms vom historischen Gewicht des Wallis als Transitregion im Alpengebiet”, erklärt Chantal Cartier von ST. Und gleichzeitig sei die Region ein landschaftliches Juwel.

Die Goms-Faszination geht deshalb über die Einfachst-Klischees hinaus, mit der die Schweiz behaftet ist. Und sie bleibt im Herzen der zahlreichen Gäste haften, die dort ihren Urlaub verbringen.

Der italienische Journalist Massimo Terracina besucht die Schweiz zum zweiten Mal. Er zeigt sich besonders begeistert vom romanischen Schloss Leuk im Wallis. Restauriert worden ist es vom Tessiner Architekten Mario Botta – im Naturpark Binntal.

“Während dieser paar Tage konnten wir die Schweizer Postkarten-Landschaft bewundern, einfach und nicht künstlich”, so Terracina. “Solche Gegenden läutern einen auch selbst, nicht nur wegen der sauberen Luft und dem satten Grün, sondern wegen des inneren Geistes, der hier eine gewisse Ruhe findet.”

Italiener meiden Walliser Abendessen nicht mehr…

Der Reichtum des Wallis zeigt sich auch in seiner Gastronomie. Eine eigene Welt der Tischfreuden für jemand, der Zentraleuropa nicht kennt. Zum Beispiel für die junge Nordkoreanerin: “Ich blieb eine Viertelstunde vor dem Morgen-Buffet wie gefesselt stehen! Ich fühlte mich wie ein Kind in einem Spielpark… ich wollte alles und sofort probieren, und wusste nicht, wo ich beginnen sollte.”

Überraschenderweise finden einige der typischen Walliser Spezialitäten sogar in italienischen Gaumen Anklang. So meint Stefano Paolo Giussani, der für das Instituto geografico De Agostini arbeitet: “Im vergangenen Jahrzehnt fand aus unserer Sicht in der Schweiz ein grosser Wandel statt. Früher besuchte man die Schweiz, vermied aber möglichst, zum Abendessen bleiben zu müssen.”

Jetzt hingegen sei das mit der Ausrichtung auf die eigene gastronomische Tradition und die regionalen Produkte anders geworden. Und nennt den Käse und die breite Palette an Walliser Weinen.

Sagt’s und begibt sich zu Tisch, in Präsenz einiger der besten Schweizer Küchenchefs. Ess-Bedenken hat Giussani keine mehr: “Heute bedeutet eine Schweiz-Reise auch ein Eintauchen in die öno-gastronomische Tradition der Alpen.”

Bleiben noch einige wenige Bedenken an die Walliser Restaurateure und Hoteliers, aus dem Mund von Massimo Terracina: “Im Hotelbereich ist von der Infrastruktur her wohl ein sehr hoher Standard erreicht. Doch im Humanbereich bleiben noch Dünkel. Etwas mehr Freundlichkeit wäre angebracht. Und das Bemühen um Verständnis für die Bedürfnisse der Gäste. Bei diesen kommen vielleicht manchmal Fragen auf, angesichts des rigiden Verhaltens.”

Bernhardiner-Hunde und Tell-Entdeckung

Schweiz Tourismus präsentierte den Medienleuten nicht nur das offizielle Walliser Programm. Es gab 15 weitere Offerten: Naturparks, Schweizer Attraktionen aus dem Unesco-Welterbe. Einige Journalisten gingen so den Fossilien auf dem Monte San Giorgio im Tessin nach, einige suchten die Biosphäre Entlebuch auf, oder vergnügten sich einfach im kosmopolitischen Zürich.

Typisch Touristisches gab es für Journalisten, die eine nicht-europäische Leserschaft versorgen: Eine Begegnung mit Bernhardinerhunden, ein Konzert mit Alphornbläsern, Restaurations-Kellner in traditioneller Bekleidung.

Das Pünktchen auf dem i war die Freske im Walliser Dorf Ernen, wo sich die älteste Schweizer Darstellung von Wilhelm Tell findet. Der Nationalheld ist dank Schillers Drama weltbekannt, und immer noch geben sich Journalisten neugierig. Wie die Israelin Bili Moscona-Lerman, die ungläubig den Tellbuben betrachtete, dem die Schergen des Vogts den Apfel aufs Haupt gestellt hatten.

Perle im öko-nachhaltigen Tourismus

Trotz Bankgeheimnis-Diskussionen, UBS- oder Libyen-Krise scheint das Tourismusimage der Schweiz keine grösseren Kratzer abbekommen zu haben.

Im Gegenteil: Viele Medienleute, auch aus den USA und Deutschland, unterstreichen, wie stark Reisende in der Schweiz Ruhe, Frieden und Sicherheit suche – mit Distanz auf internationale Skandale. Anders wiederum Italien, meint Terracina mit ironischem Unterton: Was Skandale und ethische Werte betreffe, “ist unser Land schon seit einiger Zeit eine tote Insel”.

Keine Angst also für jene, die in der Schweiz aus Landwirtschaft und nachhaltiger Entwicklung eine Priorität für sich gemacht haben. “Die Schweiz hat seit längerem auf Umweltschutz gesetzt”, so Giussani, “natürlich in Kombination mit Landschaft, Tradition, Gastronomie und anderen Elementen, die aus der Region ein Kulturerbe machen, das es zu bewahren gilt.”

Das sei exemplarisch und zur Nachahmung empfohlen, so der Publizist des traditionsreichen Verlegers De Agostini. Mit dieser Art von Nachhaltigkeit geniesse man nicht nur die Region besser. Auch die jüngeren Generationen würden zum Respekt erzogen in der Pflege des Nachlasses, der ihnen zustehe.

Stefania Summermatter, Goms, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Italienischen: Alexander Künzle)

Schweiz Tourismus hat vom 31. August bis zum 5. September eine Reise für die internationalen Medien organisiert, um ihnen die Schönheiten der Landschaft zu zeigen.

160 Journalisten aus allen Ecken der Welt haben sich angemeldet.

Während dieser Woche sind die Naturparks besucht worden, wie jener im Binntal im Wallis, und die Attraktionen des Unesco-Welterbes, von den drei Burgen in Bellinzona bis zum Biosphäre-Park im Entlebuch.

Der Fremdenverkehr ist die viertgrösste Exportquelle des Landes, und beschäftigt einen Zehntel der aktiven Bevölkerung.

Im Rekordjahr 2008 sind 15,6 Mrd. Franken eingenommen worden, eine Milliarde mehr als im Vorjahr.

Bei den Hotel-Logiernächten entfielen 42% auf schweizerisch-inländische, 16% auf deutsche, 4% auf französische und 3% auf italienische.

Allein von den ausländischen Logiernächten entfielen 29% auf deutsche, 7% auf französische und 5% auf italienische.

Schweiz Tourismus beschäftigt 220 Mitarbeitende in 28 Ländern.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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