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Fünf seltene Schildkröten entkommen Suppentopf

Das Zentrum Emys in Chavornay (VD) beherbergt rund 1300 Schildkröten, darunter auch die fünf neuen "Kostgänger" aus Hongkong. (Archiv) Keystone/LAURENT GILLIERON sda-ats

(Keystone-SDA) Fünf seltene Schildkröten sind ganz knapp chinesischen Kochtöpfen entkommen. Die gepanzerten Reptilien waren vom Hongkonger Zoll konfisziert worden und haben nun in Chavornay im Kanton Waadt Asyl gefunden.

Die Schildkröten haben eine lange, abenteuerliche Reise hinter sich. Im Dezember 2014 waren sie zusammen mit 34 weiteren Schildkröten der Spezies Geocleymys Hamilltonii von den Hongkonger Zollbehörden entdeckt worden. Die geschützten Tiere waren zum Verzehr bestimmt und wären wohl in einem Suppentopf gelandet, wenn sie nicht beschlagnahmt worden wären, wie die Vereinigung PRT für den Schutz und die Aufnahme von Schildkröten im waadtländischen Chavornay am Mittwoch mitteilte.

Die konfiszierten Exemplare gehören zu den am meisten vom Aussterben bedrohten Schildkrötenarten der Welt und stehen auf dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Die Zollbehörden in Hongkong wussten zwar, dass die Art natürlicherweise in Pakistan, Indien und Bangladesch vorkommt, ihren genauen Herkunftsort konnten sie aber nicht herausfinden. Aus diesem Grund konnten die Schildkröten nicht einfach in die Natur entlassen werden.

Es bestand zudem das Risiko, dass sie mit anderen Reptilien in Berührung gekommen waren. In diesem Fall hätten die Tiere Krankheiten und Parasiten übertragen können.

So ging die Irrfahrt der raren Schildkröten weiter. Ende Juni 2016 wurden sie schliesslich auf Initiative der Schildkröten-Survival-Allianz in die Niederlande gebracht. Von dort wurden die Tiere auf verschiedene Orte in Europa an Teilnehmer des Studbook-Programms verteilt, das sich für die Aufzucht und Rettung gefährdeter Arten stark macht.

Das Zentrum Emys in Chavornay erklärte sich bereit, ein Männchen und vier Weibchen aufzunehmen, wie es am Mittwoch mitteilte. In der Auffangstation leben zurzeit 1300 Schildkröten.

Viele Tiere werden ausgesetzt

Das Zentrum ist laut seiner Internetseite inzwischen an seine Kapazitätsgrenzen gestossen. Da die Zahl der Pensionäre ständig steige, wartet die Auffangstation auf den Bau einer neuen Einrichtung, die Platz für 4000 bis 5000 Schildkröten bieten soll. Die Baubewilligung wurde laut RPT Anfang Februar erteilt. Um die nötigen 1,5 Millionen Franken zusammenzubekommen, wurde eine Spendensammlung gestartet.

Der Präsident der Vereinigung PRT, Jean-Marc Ducotterd, ärgert sich über die zahlreichen Aussetzungen von Schildkröten. Die Auffangstation erhält ungefähr 350 Schildkröten pro Jahr, also fast eine pro Tag, wie die Vereinigung letztes Jahr mitteilte. Schildkröten werden zwischen 30 und 150 Jahre alt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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