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Füsilier Wipf ist tot

Paul Hubschmid wurde 84 Jahre alt. Keystone Archive

Paul Hubschmid, der "schönste Mann des deutschen Nachkriegsfilms", ist tot. Der gebürtige Aargauer ist am Neujahrstag in Berlin an einer Lungenembolie gestorben.

In der Schweiz kennt man ihn hauptsächlich als Rekruten “Füsilier Wipf” im Film von Leopold Lindtberg (1938). Karriere machte er aber in Österreich, Deutschland und in Hollywood.

In Deutschland wurde Hubschmid als “schönster Mann des deutschen Nachkriegsfilms” gehandelt. Seine 1994 veröffentlichten Memoiren hiessen denn auch “Schöner Mann, was nun?”.

Glücksfall “My Fair Lady”

International wurde Hubschmid unter anderem mit Filmen wie “Maske in Blau” (1953) mit Marika Rökk und “Der Tiger von Eschnapur” (1959) von Fritz Lang berühmt. Der Film- und Bühnenstar, den die Deutschen jeweils für einen Deutschen und die Amerikaner für einen Amerikaner hielten, spielte insgesamt in rund 120 Filmen mit und verkörperte zahllose Bühnenrollen.

Als “Glücksfall” seiner Bühnenkarriere bezeichnete er das Musical “My Fair Lady”, in dem er seit der deutschen Erstaufführung 1961 am Theater des Westens in Berlin den Professor Higgins insgesamt über 2000 Mal spielte.

Seine letzte Rolle hatte er 1995 als stummer im Rollstuhl sitzender Opa in “Holzers Peepshow” am Berliner Schlosspark-Theater.

Vom Jüngling zum Mann in einem Film

Paul Hugo Hubschmid wurde am 20. Juli 1917 in Aarau AG geboren und wuchs in Aarau und Schönenwerd SO auf. Nach der Matura im Frühjahr 1937 verliess er die Schweiz Richtung Wien, wo er sich am renommierten Max-Reinhardt-Seminar zum Schauspieler ausbilden liess.

Bereits 1938, während seiner Ausbildung in Wien und mitten in der düsteren Vorkriegszeit, erhielt er seine erste Filmrolle: Der “Füsilier Wipf” wurde zum Überraschungserfolg und der 21jährige Hubschmid zum Schweizer Filmstar.

“Ich hätte nie gedacht, dass dieser Film ein Erfolg wird”, sagte Hubschmid später. Wie der Rekrut, den er darstellte, sei wohl auch er selber mit diesem Film zum Mann gereift.

Deutschland-Hollywood retour

1940-52 lebte und arbeitete Hubschmid in Deutschland und später wieder in Wien. Mit der Karriere ging es steil aufwärts. Bevor sich Hubschmid weitgehend auf den Film festlegte, erarbeitete er sich ein breites Repertoire auf der Bühne, wo er zwar auch grosse Charakterrollen spielte, aber meist besser im leichten Fach besetzt wurde.

Dazwischen spielte er weitere Filmrollen, in Deutschland und Österreich meist in Komödien und Lustspielen, in der Schweiz etwa in Lindtbergs Literaturverfilmung “Die missbrauchten Liebesbriefe” neben Anne-Marie Blanc, oder in “Palast Hotel” von Leonhard Steckel neben Käthe Gold und Gustav Knuth.

Aber dann lockte Hollywood: Im Jahre 1948 erhielt er einen Vertrag in die Filmmetropole. Unter dem Namen Paul Christian spielte er in meist wenig bedeutsamen Filmen wie der Universal-Produktion “Bagdad” neben Maureen O’Hara oder dem in Italien gedrehten Kostümfilm “The Thief of Venice”.

Traumpaar Hubschmid-Pulver

1953 kehrte er wieder nach Deutschland zurück, wo er in zahlreichen Filmen den Helden, den Liebhaber oder den Lebemann verkörperte. In einigen Filmen trat er an der Seite von Liselotte Pulver auf, dem anderen Schweizer Starexport dieser Zeit, etwa in “Schule für Eheglück” oder in “Die Zürcher Verlobung”.

1958 arbeitete Hubschmid zweimal mit Fritz Lang, dem grossen österreichischen Regisseur: “Das indische Grabmal” und “Der Tiger von Eschnapur” gelten aber nicht als seine grössten Filme.

Hubschmid wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter in Deutschland mit dem Filmband in Gold. Die offizielle Schweiz hat ihn nie gewürdigt.

Drei Schauspielerinnen geheiratet

Der Schauspieler, der sich in den letzten Jahren einigen Operationen unterziehen musste, lebte in dritter Ehe mit der Basler Schauspielerin Irene Schiesser in Zürich und Berlin.

Aus der ersten Ehe mit der 1963 verstorbenen Schauspielerin Ursula von Teubern stammt der Sohn Peter, aus der zweiten des damals 50jährigen Hubschmid mit der 22jährigen Schauspielerin Eva Renzi die ebenfalls als Schauspielerin arbeitende Adoptivtochter Anouschka Renzi.

Hubschmid soll im engsten Familienkreis in der Schweiz beigesetzt werden.

swissinfo und Agenturen

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