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Vom Sprachlehrer zum Landschaftsgärtner in Mexiko

swissinfo.ch

Was als Sprachaufenthalt geplant war, wurde zu einem neuen Leben. Der Luzerner Hubert Rogenmoser hat sich in Mexiko vom Sprachlehrer zum Baumeister und Gartenbauer entwickelt

Als Jungendlicher beeindruckten ihn die Westernfilme, die im mexikanischen Durango spielten. “Die Mexikaner waren in diesen Streifen immer die Bösen”, erinnert sich Hubert Rogenmoser im Gespräch mit swissinfo. Als junger Erwachsener zog er aus, wollte in Mexiko erkunden, was er in der Schweiz auf der Breitleinwand gesehen hatte.

Er kaufte ein Reisearrangement, mit dem ein sechswöchiger Spanisch-Kurs in Cuernavaca verbunden war.

Hubert Roggenmoser, ein überzeugter Autodidakt, konnte mit der sterilen Lernmethode der Sprachschule in Cuernavaca wenig anfangen. Nach einer Woche liess er den Sprachkurs sausen, mit der Idee, die Sprache auf der Strasse zu erlernen.

Aus sechs Wochen werden 20 Jahre

Aus den geplanten sechs Wochen in Mexiko sind seither mehr als 20 Jahre geworden. “Mexiko übt auf mich eine magnetische Wirkung aus. Das Land hat etwas Mystisches, etwas Unerklärliches, dem ich mich nicht entziehen kann.”

Die Sprachschule brach er ab, blieb jedoch während zwölf Jahren als Untermieter bei einer Familie, die ihm die Schule vermittelt hatte.

Die Familie verdiente sich dadurch ein Zubrot, und Rogenmoser lernte in der Familie die “mexikanische Seele” kennen: “Ich hatte auf diese intime Art die Möglichkeit, das Land von Innen kennen zu lernen.”

Die Rollen in der mexikanischen Familie waren vergeben. “Der Hausherr sass beim Essen an einem Tischende, ich am anderen, dazwischen die Töchter und die Ehefrau des Patrons.”

Standbein Deutsch- und Geschichtslehrer

Hubert Rogenmoser hat seither nicht nur hervorragend Spanisch gelernt, sondern in Mexiko berufsbegleitend Deutsch und mexikanische Geschichte studiert; nicht ganz freiwillig, wie der Luzerner erklärt.

“Meine Ausbildung, die ich in der Schweiz gemacht hatte, wurden in Mexiko nicht anerkannt. Wenn ich in Mexiko bleiben wollte, musste ich mir ein neues berufliches Standbein aufbauen”, nur so konnte ich eine langfristige Aufenthaltsbewilligung im Land ergattern.

Er bestritt seinen Lebensunterhalt anfänglich als Deutschlehrer und mit Lehraufträgen an höheren mexikanischen Schulen.

Nach Abschluss seiner Ausbildung unterrichtete Rogenmoser mexikanische Geschichte am Technikum von Monterrey (ITSM), einer der renommierten Privatuniversitäten des Landes, die in Mexiko mehr als ein Dutzend Ableger hat.

Die Tätigkeit als Geschichtslehrer löste Kontroversen aus: “Zwei unterschiedliche Kulturen stiessen aufeinander. Ich versuchte, die Studenten davon abzubringen, auswendig zu lernen, statt dessen die geschichtlichen Vorgänge zu verstehen und von ihnen zu lernen.”

Bauen, Prüfen, Umdenken

Als schliesslich die Schweizer Schule in Mexiko im Jahr 1999 den Bau eines neuen Campus in Angriff nahm, besann sich Hubert Rogenmoser auf seine beruflichen Wurzeln als Handwerker und Maurer.

Er übernahm die bautechnische Überwachung und Qualitätskontrolle des Schweizer Schul-Projekts in Cuernavaca, und er schaute den mexikanischen Baufachleuten auf die Finger.

“Die Handwerker erlebte ich nicht als gute Planer. Im Gegenteil. Die Unordnung und die Improvisation auf der Baustelle zwangen mich, meine eigenen Vorstellungen von Ordnung und Systematik zu überprüfen.”

Hubert Rogenmoser hat inzwischen seine Lehrtätigkeit zugunsten seines angestammten Handwerks aufgegeben und in Cuernavaca eine Baufirma gegründet. “Ich habe mein eigenes Haus zu einem grossen Teil selbst gebaut. Es dauerte sieben biblische Jahre, bis es fertig war.”

Die Topografie des Grundstücks und die ausgeprägte Trockenheit des Klimas haben in Rogenmoser eine neue Passion entfacht: Die Landschaftsgärtnerei. In seinem Garten spriessen hunderte von Sträuchern, Bäumen, Blumen und Kakteen, die intensive Pflege und Wässerung brauchen.

“Irgendwie hat mich hier in Mexiko mein Ursprung als Bauernsohn im luzernischen Hohenrain auf eine schöpferische Weise eingeholt. Ich war dort mit der Scholle, Hund und Katz, Stier und Kuh verbunden. Diese Nähe zur Natur erlebe ich hier in einer anderen Vegetation neu.”

Landschaftsgestaltung für Uni-Neubau

Hubert Rogenmoser hatte grösseres im Sinn als nur seinen privaten Garten in Cuernavaca zu bauen und zu gestalten. Er bekam die Chance, zusammen mit dem japanischen Gartenarchitekten Sadayoshi Kogiso den Aussenraum des Neubaus des Instituto Tecnologico de Monterrey in Xochitepec zu gestalten. “Wir achteten darauf, dass wir die zum Teil Jahrhunderte alten Bäume auf dem Baugelände bewahren und in die neue architektonische Landschaft des Uni-Neubaues integrieren konnten.”

Der imposante und quadratische Uni-Neubau hat einen zentralen Innenraum, den die Landschaftsgärtner aus Japan und der Schweiz mit einer waldähnlichen Vegetation belebten, die Kühle und Beschaulichkeit ausstrahlt. Der monumentale Neubau mit seiner Gartenlandschaft hat bereits zwei Preise eingeheimst: Den PCI Design Award, des PCI Precast/Prestressed Concrete Institute in Chicago und den “Premio Obras” der mexikanischen Zementfirma CEMEX.

Erwin Dettling, Mexiko, swissinfo.ch

Ende 2007 waren insgesamt 668’107 Auslandschweizer registriert.

5040 Auslandschweizer lebten in Mexiko. Davon waren 3833 Doppelbürger. 1207 hatten ausschliesslich einen Schweizer Pass.

Stimmberechtigt in der Schweiz sind 3666, allerdings waren letztes Jahr bloss 611 eingeschrieben.

(Quelle: Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA))

Aufgewachsen ist Hubert Rogenmoser (51) in Walchwil ZG, Niedererlinsbach SO und Hohenrain LU, wo er eine Maurerlehre absolvierte.

Später erlangte der Sohn einer Bauernfamilie in der Schweiz den Privatpilotenschein und in Dallas/Forth Worth den Berufspilotenschein.

Nach seiner Übersiedlung nach Mexiko verdiente er seinen Lebensunterhalt als privater Deutschlehrer und Lehrer am Sprachinstitut Angloamericano sowie am Instituto Tecnologico y Estudios Superiores de Monterrey (ITESM).

Nach einer Zusatzausbildung in Geschichte unterrichtete er mexikanische Geschichte am ITESM.

Seit 2000 ist er selbständiger Unternehmer in der Bau- und Gartenbau-Branche.

Heute lebt er mit seiner mexikanischen Frau in Cuernavaca in seinem selbstgebauten Haus.

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