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Grösster Windpark auf der Grimsel geplant

Der geplante Windpark auf der Grimsel soll dereinst jährlich 50 Megawatt produzieren. Keystone Archive

Die Gemeinde Oberwald will auf der Grimsel das grösste Windkraftwerk der Schweiz bauen. Geplant sind 21 Windräder mit einer Höhe von je 80 Metern.

Eine Messanlage wurde bereits installiert. In rund einem Jahr wird klar sein, ob das Projekt zustande kommt.

Die Messanlage soll während dieser Zeit Daten über die Intensität und die Richtung des Windes liefern.

Anschliessend werden zwei unabhängige Gutachten erstellt. Sie sollen die Grundlagen liefern, um Geldgeber für die Anlage zu finden.

Bisher sei die Finanzierung noch unklar, sagte Thomas Käch, der Gemeindepräsident von Oberwald. Die Gemeinde führe aber bereits Gespräche mit potentiellen Investoren. Insgesamt rechne er mit Kosten von rund 100 Millionen Franken.

Die 21 Windräder mit einem Durchmesser von je rund 40 Metern kämen auf der Passhöhe zu stehen. Diese Anzahl sei die optimale Grösse, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben, sagte Käch weiter.

Die Windräder hätten insgesamt ein Leistungspotenzial von rund 50 Megawatt im Jahr und wären damit der grösste Windpark der Schweiz. Das Atomkraftwerk Mühleberg produziert im Vergleich dazu 355 Megawatt.

Argument Arbeitsplätze

In das Projekt involviert ist auch das St. Galler Unternehmen SwissWind. Es übernehme den kleineren Teil der Kosten für die Messanlage, sagte Käch. Die Baubewilligung für die Messanlage habe der Kanton Wallis bereits erteilt.

Für Oberwald böte das Projekt Vorteile, ist Gemeindepräsident Käch überzeugt. Einerseits entrichte die Betreibergesellschaft der Gemeinde Steuern und müsste der Burgergemeinde Oberwald, welche das Land besitzt, einen Baurechtzins abliefern.

Andererseits entstünden für die Wartung der Anlage einige Arbeitsplätze. Während des Baus der Anlage profitierte überdies die lokale Wirtschaft.

Umweltverbände angeschrieben

Im besten Fall kann der Windpark laut Käch im Jahr 2009 den Betrieb aufnehmen. Werde gegen den Bau Beschwerde geführt, könne dies die Inbetriebnahme um zwei bis drei Jahre verzögern.

Die Gemeinde Oberwald hat die Umweltverbände angeschrieben und will mit ihnen im Dezember Gespräche führen, wie Käch erklärte.

Juristisch sei die Situation klar. Der Standort befinde sich nicht in einem Natur- oder Landschaftsschutzgebiet. Er sei deshalb sicher, dass die Gemeinde allfällige Rechtshändel gewinnen würde.

Die Gemeinde wolle Gegner aber in erster Linie vom Projekt überzeugen, betonte der Gemeindepräsident. Käch strich die Bedeutung der klimafreundlichen Windenergie hervor:

“Von der Grimsel aus ist der Rhonegletscher zu sehen. Schon bald wird dies nicht mehr möglich sein.” Wichtig sei das Projekt zudem für das “serbelnde Tal”. Immer mehr Jugendliche wanderten ab, sagte er.

Projekt auf dem Gotthard

Bereits im Oktober war ein Vorhaben für einen Windpark auf dem Gotthard bekannt geworden. Dort sind acht Windturbinen geplant. Das 48-Millionen-Projekt wird vom Tessiner Unternehmen Reninvest vorangetrieben und soll Ende Oktober 2009 den Betrieb aufnehmen.

Der zurzeit grösste Schweizer Windpark steht auf dem Mont-Crosin im Berner Jura. Acht Windturbinen produzieren dort Strom.

Nach dem Willen der Betreiberin Juvent sollen es künftig mehr sein: Die Tochter der Bernischen Kraftwerke möchte 15 bis 20 neue Masten erstellen.

swissinfo und Agenturen

Die Europäische Union (EU) trägt mit zwei Dritteln der weltweit installierten Leistung am meisten zur Entwicklung der Windenergie bei.



Die Windleistung ist in den letzten zehn Jahren um 32% gewachsen.



Die durchschnittliche Windstromproduktion in der EU entspricht 2,8% des gesamten EU-Stromverbrauchs oder jener von 23 Millionen Haushalten.



Laut der European Wind Energy Association soll in der EU bis 2020 so viel Windstrom produziert werden, dass 121 Millionen Haushalte versorgt werden können.

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