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Hilfswerke für Gentech-Moratorium

Gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel: Die Bauern des Südens. Keystone

Die Schweizer Hilfswerke plädieren für für ein Ja zur Gentechfrei-Initiative. Diese verlangt ein fünfjähriges Moratorium für gentechnisch veränderte Organismen.

Die Konjunkturforschungs-Stelle der ETH ihrerseits warnt, eine Annahme der Initiative würde den Standort Schweiz und das Wirtschafts-Wachstum hemmen.

Mit einem Aufruf zur Unterstützung der Kleinbauern in den Entwicklungsländern haben sich die Hilfswerke in den Abstimmungskampf um die Gentechfrei-Initiative eingeschaltet.

Der Einsatz von Gentechnologie schade den Bauern im Süden. Die Schweiz als Heimat von Grosskonzernen stehe besonders in der Pflicht.

Entwicklungspolitische Überlegungen

Die in der Alliance Sud zusammengeschlossenen Hilfswerke unterstützen die Gentechfrei-Initiative primär aus entwicklungspolitischen Überlegungen, wie sie am Freitag in Bern deutlich machten.

Die Gentechnologie sei nicht geeignet, die Ernährungsprobleme in den Entwicklungsländern zu lösen, sagte Michèle Laubscher, die Koordinatorin der Entwicklungspolitik von Alliance Sud.

Gegen multinationale Saatgutkonzerne

Der Hunger sei nicht eine Frage der verfügbaren Nahrungsmittelmenge, sondern vielmehr eine Frage der Verteilung von Land und Einkommen.

Wenn die Schweiz am kommenden 27. November einem fünfjährigen Gentech-Moratorium in der Landwirtschaft zustimme, sei dies ein wichtiges Signal für die zahlreichen Bauern, die sich in den Ländern des Südens gegen die Gentechnologie und gegen den Druck der multinationalen Saatgutkonzerne wehrten.

Gefahr für Forschungsstandort

Auf den Forschungs-Standort Schweiz hätte eine Annahme der Gentechfrei-Initiative negative Auswirkungen. Sie würde auch das Wirtschaftswachstum hemmen: Zu diesem Schluss kommt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich in einer Auftragsstudie. Die Studie wurde von der Gegnerschaft der Initiative finanziert.

Die “Initiative für Lebensmittel aus gentechfreier Landwirtschaft” erwähne die Forschung zwar nicht explizit. Ohne praktische Anwendungs-Möglichkeiten sei Grundlagenforschung längerfristig aber nicht vorstellbar.

Laut Bernd Schips von der KOF würde deshalb bei einem Ja zum Moratorium die Gefahr bestehen, dass die Schweiz ihre führende Rolle im Bereich der Pflanzenbiologie und in Bereich der Gen- und Biotechnologie rasch und unwiderruflich verlieren würde.

Gesetzgebung genügt

Dies hätte Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft. “Die Schweizer Wirtschaft würde einen ihrer wenigen Wachstumsmotoren verlieren”, so Schips.

Noch sei die Schweiz für die chemisch-pharmazeutische Industrie wegen der hoch qualifizierten Arbeitskräfte und der gut ausgebauten Forschung-Infrastruktur attraktiv.

Mit einem Moratorium, das während 5 Jahren die Aussetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen verbiete, würde sich dies ändern.

Den Befürwortern der Initiative wirft die KOF vor, bewusst zu ignorieren, dass die Schweiz bereits eine strenge Gesetzgebung in Bezug auf die Anwendung von Gentechnik hat.

Koordinationsausschuss für Biotechnologie: Ablehnung

Auch der Schweizerische Koordinationsausschuss für Biotechnologie (SKB) empfielt die Gentechfrei-Initiative zur Ablehnung. Jedes Moratorium sei schädlich für den Innovationsplatz Schweiz.

Die Biotechnologie sei eine der grossen innovativen Methoden, die es in verantwortungsvoller Weise anzuwenden gelte, so die SKB.

swissinfo und Agenturen

In der Schweizer Landwirtschaft sollen während fünf Jahren keine Pflanzen angebaut und keine Tiere gehalten werden, die gentechnisch verändert worden sind.

Dies fordert die Volksinitiative “für Lebensmittel aus gentechnikfreier Landwirtschaft”.

Bundesrat und Parlament empfehlen die Initiative zur Ablehnung, der Nationalrat allerdings nur äusserst knapp.

In den USA werden bereits fast 50 Mio. Hektaren mit genetisch veränderten Nutzpflanzen (GVO) bebaut.
In Argentinien sind es über 16 Mio. ha,
in Kanada 5,4 Mio. ha,
in Brasilien 5 Mio. ha,
in China 3,7 Mio. ha,
in Indien 0,5 Mio. ha.
2004 wurden insgesamt 81 Mio. ha mit GVO bebaut – 20% mehr als im Vorjahr.

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