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Hitchcock-Finale um Schweizer Fussballmeisterschaft

Der entscheidende Schritt voraus? Carlitos (links) vor YB's Miguel Portillo am Ball.

Rot-Blau oder Gelb-Schwarz? Dies ist die alles entscheidende Frage vor der entscheidenden letzten Runde um den Schweizer Meisterpokal. Gewinnt YB gegen Basel, sind die Gelb-Schwarzen Meister.

Die Ausgangslage ist klar: Der Heimvorteil für die “Finalissima” von Samstagabend liegt bei den Baslern. Die Mannschaft von Trainer Christian Gross weiss im St. Jakobspark die Mehrheit der 38’000 Zuschauer hinter sich.

Und die Young Boys aus der Hauptstadt müssen unbedingt gewinnen, wollen sie dem FC Basel den Meisterbecher im allerletzten Moment entreissen. Denn vor der Finalissima führt der FCB mit einem Punkt vor YB, den Baslern genügt also schon ein Unentschieden zum Meistertitel.

Zum dritten Mal hintereinander geht es also in der letzen Meisterschaftrunde um alles oder nichts. Auf Neudeutsch könnte man auch sagen: The Winner takes it all.

In den beiden letzten Jahren war es jeweils der FC Basel, der einigermassen überraschend den Kürzeren gezogen hatte. Besonders schmerzlich: 2006 und 2007 hiess der Meister ausgerechnet FC Zürich, der Erzrivale. Dies, obwohl die Basler mit Präsidentin und Mäzenin Gigi Oeri im Rücken über das grösste Budget der gesamten Liga verfügen.

Die FCB-Fussballer dürften also besonders motiviert sein, nicht zum dritten Mal in Folge auf dem Zielstrich abgefangen zu werden. Zudem könnten sie mit einem Sieg das Double sicherstellen, haben sie doch schon den Cup geholt.

Ein Tor mehr

Aber die Berner treten voller Zuversicht auf dem “Joggeli” an: Die Mannschaft von Trainer Martin Andermatt hat nur ein Ziel – den Sieg. Dieser würden den Gelb/Schwarzen den ersten Meistertitel seit 22 Jahren bescheren.

In der Domäne des Toreschiessens dürften die Berner leicht im Vorteil sein: Der offensive YB-Regisseur Hakan Yakan produziert seit der Winterpause Goals am Laufmeter und führt die Torschützenliste der Super League uneinholbar mit 24 Treffern an. Auf Rang zwei folgt mit Thomas Häberli gleich nochmals ein YB-Spieler; er hat bisher 18 Mal getroffen.

Für die Herausforderer aus Bern könnte auch sprechen, dass der schnelle, aber leicht zu provozierende Offensivspieler Carlos Varela nach zwei Spielsperren wieder mittun kann.

Basel dank Streller noch im Rennen

Aber auch der Basler Sturm ist brandgefährlich, wofür hauptsächlich Marco Streller besorgt ist. Der Nati-Stürmer kehrte nach langer Verletzungspause erst vor gut einem Monat wieder auf den Rasen zurück, skorte aber seither bereits elfmal.

Im Mittelfeld verfügt FCB-Trainer Gross mit Ivan Ergic, Eduardo und Carlitos vermutlich über ein leichtes Übergewicht. Sollte aber Yakin genügend Freiraum haben, dann stehen die gelb-schwarzen Karten hier mindestens so gut. Insbesondere, wenn auch Mario Raimondi auf der linken Seite vorstossen kann.

Ausgeglichenheit dürfte auch in den Abwehrreihen herrschen. Der Hüne Daniel Majstorovic und Torhüter Franco Costanzo verleihen der Basler Defensive sehr viel Stabilität. Gleiches gilt aber auf YB-Seite auch für den tunesischen Verteidiger Saif Ghezal und für Goalie Marco Wölfli.

Berner Duo Infernale

Dass YB überhaupt noch Meister werden kann, verdanken die Berner hauptsächlich ihren beiden Goalgettern. Noch Anfang März lag YB in der Tabelle 6 Punkte hinter dem FCB. Tor um Tor und Punkt um Punkt schoss das Duo Yakin/Häberli die Berner wieder auf den Gleichstand heran, und dies innerhalb zweier Wochen.

Doch mit peinlichen Heimniederlagen gegen Luzern, St. Gallen und Neuenburg Xamax sorgte YB gleich selber dafür, dass die Schweizer Fussballmeisterschaft erneut in einer Finalissima entschieden wird. Doch YB vermochte immer zu reagieren und erwies sich mit Siegen gegen den FC Zürich, Sion und die Grasshopper als würdiger Finalgegner.

In den 90 Minuten kann auf dem Spielfeld viel passieren. Dass es aber auf den Rängen nicht ausartet, dafür sorgten die Basler Behörden mit einem Alkoholverbot im Stadion. Ausschreitungen nach Spielende ausserhalb des “Joggeli” sind aber auch mit dieser Massnahme nicht auszuschliessen.

Sicher ist nur noch dies: Der FC Zürich hat Rang drei auf sicher. Umgekehrt formuliert: Basel und Bern haben gegenüber Zürich wieder die Nase vorn, zumindest im Fussball. Am Tabellenende steht der Abstieg des FC Thun aus der obersten Spielklasse ebenfalls schon fest.

swissinfo, Renat Künzi

1. Basel 71 Punkte
2. Young Boys 70
3. Zürich 55
4. Grasshoppers 51
5. Aarau 46
6. Luzern 44
7. Sion 43
8. Neuenburg 38
9. St. Gallen 33
10. Thun 26 (Absteiger)

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