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Universität Genf bietet bald Vorlesungen für Imame an

Ein Mann referiert
Yves Flückiger ist Rektor der Universität Genf. Keystone

Die Universität Genf gründet eine Plattform für einen aufgeklärten Islam. Die Tribune de Genève hat den Rektor Yves Flückiger interviewt.

Der Rektor der Universität Genf, Yves Flückiger, hat gegenüber der Tribune de Genève angekündigt, eine Plattform für einen aufgeklärten Islam zu gründen. Unter anderem werde die Universität Kurse anbieten, die Imamen die Integration in die Schweizer Kultur erleichtern sollen. Die Idee stammt vom Kanton.

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Die Tribune de Genève hat den Rektor der Genfer Universität über Weiterbildung für Imame und die geplante Plattform für einen aufgeklärten Islam interviewt.

Die Universität Genf wird Imamen Vorlesungen in Französisch, politischer Philosophie, Menschenrechten und Ethik geben. Woher kommt diese Idee?

Sie stammt aus einer Diskussion in gutem Einvernehmen mit dem Kanton. Die Universität will auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagieren. Wir haben uns schliesslich für eine Weiterbildung für Imame entschieden und nicht für eine Imam-Ausbildung, was sich manche vielleicht eher gewünscht hätten.

Warum dieser Entscheid?

Wir wollen nicht Imame ausbilden, sondern zu ihrer Integration beitragen. Der Vortrag, den der tunesische Jurist Yadh Ben Achour 2016 hier gehalten hat, war sehr inspirierend: Er verstand nicht, warum die Schweiz keine Integrationskurse für Imame anbietet. 

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Diese Weiterbildung richtet sich auch an Personen, die an islamischen Zentren unterrichten. Sie ist freiwillig. Die Gesellschaft wird vielleicht eines Tages entscheiden, noch einen Schritt weiter zu gehen, aber es ist nicht an der Universität, dies zu entscheiden.

Wie viele Personen werden diese Weiterbildung absolvieren? Wie viel kostet sie und wer bezahlt?

Die Ausbildung beginnt in diesen Tagen mit Französischkursen, aber man kann sich immer noch einschreiben. Es werden nicht mehr als 10 bis 12 Teilnehmer sein, was auch unser Ziel war. Normalerweise bezahlen die Teilnehmer selbst die Weiterbildung. Aber damit die Kosten keine Hürde darstellen, wird dieses Pilotprojekt vom Kanton und der Universität Genf mitfinanziert. Die Kosten pro Teilnehmer betragen schätzungsweise 10’000 Franken.

Diese Plattform bietet aber nicht bloss Vorlesungen für Imame an.

Nein, sie wird auch islamische Theologie für alle Studierenden und Auditoren der Universität Genf anbieten. Wir planen auch einen Zyklus grosser Konferenzen über den Islam in seiner Vielfalt. Wir werden Theologen zu Wort kommen lassen, die in eine neue Auslegung der Korantexte investiert haben, um zur Erneuerung des islamischen Denkens beizutragen.

Dies ist ein Auszug aus einem InterviewExterner Link, das die Tribune de GenèveExterner Link mit Yves Flückiger auf Französisch geführt hat (mit freundlicher Genehmigung der TdG).

Übertragung aus dem Französischen: Sibilla Bondolfi

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