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Japan gedenkt eines Schweizers

Thomas Immoos hat viel getan für die Annäherung zwischen der Schweiz und Japan. steinen-online.ch

Die japanischen Zeitungen ehren das Andenken an Pater Thomas Immoos, der in Japan zu den bekanntesten Schweizer Persönlichkeiten gehörte. Am Donnerstag wurde er beim Missionshaus in Immensee bestattet.

Pater Immoos war 1952 nach Tokio gekommen und machte sich in kürzester Zeit in den intellektuellen und religiösen Kreisen des Archipels einen Namen.

1989 war er gar der erste Schweizer, der mit dem Orden der aufgehenden Sonne – ein goldener Strahlenkranz mit Rosetten – geehrt wurde, einem der höchsten Titel, den die japanische Regierung Ausländern verleiht.

Pater Immoos war Ordensmitglied der Mission Bethlehem und hat viel zur Annährung zwischen der Schweiz und Japan beigetragen. “Sicher mehr als die meisten Schweizer Botschafter der letzten fünfzig Jahre in Nippons Hauptstadt”, meint ein Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Kyodo, der ihn gut kannte.

Ein Schüler Jungs

Thomas Immoos hatte einen ausgezeichneten Ruf als Akademiker und emeritierter Professor. Von 1962 bis 1989 unterrichtete er mehrere Generationen japanischer Studentinnen und Studenten in deutscher und schweizerdeutscher Literatur.

Aber vor allem förderte Immoos, begeisterungsfähig und mit einem scharfen Sinn für Ironie, das Studium der Psychologie von C. G. Jung an den grössten japanischen Universitäten, namentlich jener von Sophia.

Er führte in Japan, das eine Vergangenheit voller Fabeln und Götter hat, das Konzept der Mythologie ein, das dem Schweizer Psychiater Jung sehr am Herzen lag. Dieser vertrat seit jeher die Meinung, dass das kulturelle und ethnische Erbe einen beträchtlichen Einfluss auf die Psychologie des Menschen hat.

“Wenn Jung heute in Japan zahlreiche Anhänger hat und sich japanische Spezialisten mit dem Studium seiner Lehre befassen,” fügt ein Mitarbeiter von Kyodo bei, “dann ist das vor allem das Verdienst von Thomas Immoos”.

Heilen mit Schweizer Folklore

Pater Immoos hat auch die psychiatrischen Kliniken in Japan überzeugt, bei der Behandlung ihrer Kranken Holzmasken aus der helvetischen Folklore und dem japanischen No-Theater einzusetzen. Namentlich für jene Menschen, die an schwerster Schizophrenie leiden.

Denn das No-Theater hat seine Ursprünge wie die Schweizer Folklore in den aus grauer Vorzeit stammenden, gesungenen und pantomimischen Tänzen vorwiegend religiöser Prägung. Und die Masken üben offenbar eine therapeutische Wirkung auf die geistig Kranken aus.

Georges Baumgartner, Tokio

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