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Walliser versenken Träume von Olympia in der Schweiz

Zwei Gegnerinnen von Sion 2026 umarmen sich nach dem Abstimmungssieg
Die siegreichen Gegnerinnen und Gegner der Kandidatur "Sion 2026" brauchten in der Abstimmungskampagne teils eine dicke Haut. Keystone

Nein zur Olympiakandidatur "Sion 2026" im Wallis, Nein in Nidwalden zum Wellenberg als Reservestandort für ein Atommüll-Endlager, Nein zu einem neuen Nationalpark im Tessin: Dies der Ausgang von Abstimmungen in Kantonen und Gemeinden mit schweizweiter Ausstrahlung.

Im Wallis haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger mit 54% Nein gesagt zur finanziellen Beteiligung ihres Kantons an einer Kandidatur “Sion 2026”.

Ein Verlierer der Abstimmung zu Sion 2026 lässt die Schultern hängen
Abgang mit hängenden Schultern: Ein Verlierer der Walliser Abstimmung zu “Sion 2026”. Keystone

Damit haben die Zweifel am Grossprojekt an der Urne überwogen. Überdimensioniert, drohendes, nicht absehbares Defizit zu Lasten der Steuerzahler und fehlende Nachhaltigkeit: Dies waren die Argumente der Gegner.

Zugpferde zogen nicht

Die Befürworter konnten zwar auf prominente Unterstützung zählen, u. a. von Skilegende Pirmin Zurbriggen und von Ramon Zenhäusern, dem Vize-Olympiasieger im Slalom vom Februar von Pyeongchang. Doch haben auch die Ski-Kanonen die Skepsis ihrer Mitbürger nicht zu zerstreuen vermocht.

Weil der Schweizer Sportminister Guy Parmelin ein Ja der Walliser zur Bedingung für eine offizielle Unterstützung der Kandidatur machte, entfällt nun eine gesamtschweizerische Abstimmung über “Sion 2026”. Somit verbleibt St. Moritz 1948 noch länger als Austragungsort der letzten Olympischen Winterspiele in der Schweiz.

Lange Geschichte

Das Wallis hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Anläufe zur Austragung von Olympischen Winterspielen unternommen. 

Letztmals mit “Sion 2006. Vor knapp 20 Jahren hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) die siegesgewisse Schweizer Kandidatur ausgebremst: Mit dem Zuspruch der Spiele an Italien resp. Turin. Jetzt haben sich die Walliserinnen und Walliser selber aus dem Rennen genommen.

Niemand will das Atommüll-Endlager

Der Bund soll den Wellenberg von der Liste mit Reservestandorten für Atommüll-Endlager streichen. Dies das implizte Votum der Abstimmung im Kanton Nidwalden.

Die Stimmbürger stärkten mit 89% Ja ihrer Kantonsregierung den Rücken: Diese soll sich in einer Anhörung gegenüber dem Bund dafür einsetzen, dass der Wellenberg nicht mehr Reserve-Standort für schwache, mittlere und hoch radioaktive Abfälle aus Schweizer Atomkraftwerken ist. 

Das Argument der Kantonsregierung: Der Wellenberg sei für ein Tiefenlager aus geologisch-sicherheitstechnischer Sicht nicht geeignet.

Aktuell steht der Wellenberg auf der Liste des Bundes mit Reserve-Standorten. Im November 2017 hatte die Schweizer Regierung mitgeteilt, dass sie drei Standorte für Atommüll-Tiefenlager vertieft untersuchen lassen wolle. Diese befinden sich in den Kantonen Jura, Zürich und Aargau. 

Mit der Reserveliste will sich der Bund bis zur Wahl eines definitiven Standorts alle Optionen offen halten.

Über 30-jähriger Widerstand am Ziel?

Mit der Entfernung von der “Reserveliste” wollen die Nidwaldner ein über 30 Jahre altes Kapitel beenden. 1987 Hatte der Bund den Wellenberg als Standort für ein Tiefenlager für den Abfall aus Schweizer Atomkraftwerken bezeichnet. 

Die Bevölkerung der Region stellte sich gegen das Ansinnen. 1995 und 2002 erteilten die Nidwaldner den Plänen Berns in zwei kantonalen Abstimmungen Abfuhren. Obwohl die Voten nicht bindend waren, erzeugten sie grossen Druck auf die Behörden.

2015 schliesslich stellten die Bundesbehörden den Wellenberg gegenüber drei geeigneteren Standorten zurück.

Nationalpark Nr. 2 weiter in der Warteschlaufe

Die Schweiz erhält keinen zweiten Nationalpark, zumindest nicht in nächster Zeit: Im Kanton Tessin haben die Stimmbürger von acht Gemeinden die Schaffung des “Nationalparks Locarnese” abgelehnt.

Von den acht Gemeinden in der Region Centovalli und Valle Maggia votierten nur deren zwei für den Nationalpark, sechs waren dagegen. Damit liessen sie die involvierten Gemeinderäte im Regen stehen, sprachen sich doch im Vorfeld sämtliche acht Gemeindebehörden für die Schaffung eines Nationalparks aus.

Bereits im äusserst leidenschaftlich geführten Abstimmungskampf hatte sich abgezeichnet, dass das Projekt an der Urne einen äusserst schweren Stand haben würde. Die Einwohner befürchteten vor allem Einschränkungen in ihrem persönlichen Lebensraum.

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