Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Köpferollen bei der Waadtländer Kantonalbank

Das Kantonalbank-Debakel kostet die Steuerzahler Milliarden. Keystone

Das Debakel der Waadtländer Kantonalbank (BCV) zieht weitere Kreise: Kantonsregierung und Bank reichen Strafanzeige gegen die früheren Verantwortlichen ein.

Damit reagieren sie auf eine externe Untersuchung, die Bilanz-Manipulationen ans Licht brachte.

Am Mittwoch wurden drei weitere leitende Angestellte fristlos entlassen. Regierung und Bank ziehen damit die Konsequenzen aus den Erkenntnissen des Gutachters Paolo Bernasconi.

Die jüngsten Schritte in der Affäre um die Milliarden-Verluste des Staatsinstituts wurden am Mittwochabend in Lausanne bei der Präsentation des Gutachtens angekündigt, das der frühere Tessiner Staatsanwalt im Auftrag des Staatsrats erstellt hatte.

Bilanz-Manipulation

Bernasconi spürte dabei Bilanz-Manipulationen auf, die zumindest für das Geschäftsjahr 1996 strafrechtlich relevant sind. Hinzu kamen in den Jahren 1997 bis 2000 Änderungen bei den Bewertungsmethoden, die den wahren Rückstellungsbedarf verschleierten. “Es war eine extrem schwierige Untersuchung”, sagte Bernasconi bei der Präsentation des Berichts.

Bei der Strafanzeige geht es um den Verdacht der Urkundenfälschung, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der falschen Angabe über kaufmännisches Gewerbe sowie um mögliche Verstösse gegen das Bankengesetz.

Köpferollen

Der Verwaltungsrat beschloss zudem, drei weitere Verantwortliche der BCV mit sofortiger Wirkung zu entlassen. Es handelt sich um Vizepräsident Pierre Fischer, Generaldirektor Ralph Ziegler und den früheren Generaldirektor und derzeitigen Verantwortlichen des “Compliance”, Bernard Kraehenbuehl. Von sich aus nimmt Generalsekretär Jean-Pierre Launaz den Hut.

Personelle Konsequenzen hat das Bernasconi-Gutachten ferner in der kantonalen Steuerverwaltung. Ihr Chef, der frühere BCV-Generaldirektor Jean-Marie Brandt, stellte seinen Job zur Verfügung, um sich der Verteidigung widmen zu können und um Interessen-Konflikte zu vermeiden. Die Regierung bedauerte den Abgang und lobte die ausgezeichnete Arbeit Brandts.

Bernasconi hatte die Gründe für die massiven Verluste der Waadtländer Kantonalbank in den Jahren 1996 bis 2000 untersucht. Die Regierung hatte ihn im vergangenen November als unabhängigen Experten eingesetzt, nachdem der Staat der Bank mit weiteren 1,25 Mrd. Franken hatte unter die Arme greifen müssen.

swissinfo und Agenturen

Die BVC Group ist die viertgrösste Bank der Schweiz.

Bilanzsumme: 36 Mrd. Franken

Die BCV Group erwirtschaftete im Jahr 2001 einen Netto-Verlust von 381 Mio. Franken.

Im November 2002 hatte der Kanton Waadt dem Bankinstitut mit 1,25 Mrd. Franken unter die Arme greifen müssen.

Hauptaufgabe der Bank ist nach deren eigenen Angaben, die wirtschaftliche Entwicklung des Kantons zu unterstützen.

Paolo Bernasconi untersuchte die Gründe für die massiven Verluste der Waadtländer Kantonalbank in den Jahren 1996 bis 2000.

Die Regierung hatte ihn im November 02 als unabhängigen Experten eingesetzt.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft