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Leuthard: “Wir können das nicht alleine lösen”

Bundespräsidentin Doris Leuthard bei ihrem Auftritt an der Weltausstellung in Shanghai. Keystone

Bundespräsidentin Doris Leuthard hat am Donnerstag den Schweizer Nationentag an der Weltausstellung in Shanghai für einen Aufruf zur Zusammenarbeit genutzt. Überschattet wurde der Tag von einem Unfall auf der Sesselbahn des Schweizer Pavillons.

Die Schweiz als ein Modell für “besseres Leben”. So stellte der chinesische Redner das Land an seinem Nationentag vor rund 400 geladenen Gästen vor.

Die diesjährige Weltausstellung in China steht unter dem Motto “Better City. Better Life”.

Die Schweiz stehe aber nicht alleine da, wenn es um nachhaltige Entwicklung gehe, betonte Leuthard. Diese sei für alle Länder anzustreben.

Analyse und Forschung in diesem Bereich seien wichtig, aber nicht nur in einem Land: “Das hört nicht an den Landesgrenzen auf. Es gibt nur eine Welt”, erklärte sie.

Die Kooperation zwischen der Schweiz und China im Umweltbereich schreite gut voran, betonte die Volkswirtschaftsministerin. Nach 60 Jahren bilateraler Beziehungen gehe es jetzt darum, die Verbindungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen.

Uli Sigg, Generalkommissär des Schweizer Pavillons und wohl einer der besten China-Kenner der Schweiz, ist überzeugt, dass der Auftritt der Schweiz in Shanghai etwas bewirken könne. “Es kann Denkanstösse geben. Die hohe Beachtung des Pavillons zeigt das”, sagte er gegenüber swissinfo.ch.

Oben einsteigen

Zudem gehe man in dem kommunistischen Land gezielt die Meinungsführerinnen und -führer an, welche die Expo zahlreich besuchten. “Die kommen in Gruppen. Sie haben auch die Aufgabe, die Expo oder Teile davon zu studieren.”

Die Chinesen seien offen für Ideen, was nachhaltige Entwicklung angehe – allerdings: “Entscheiden, das wollen sie immer selbst. Und das wird auch so bleiben.”

Auch der Schweizer Botschafter in China, Blaise Godet, ist froh, dass die Schweiz an der Expo präsent ist. “Wir können uns so bekannt machen bei Leuten, die vielleicht im Durschnitt nicht viel von der Schweiz wissen. Glücklicherweise haben wir einen sehr populären Pavillon.”

Johannes Matyassy, Direktor von Präsenz Schweiz, ergänzte: “Aus unseren Besucherumfragen wissen wir, dass bei den Leuten schon etwas hängenbleibt.” Er sieht die Expo als eine Möglichkeit, diese Themen vertieft und in ruhigerem Rahmen zu diskutieren.

Nicht mehr einsteigen

Die Freude Leuthards am Schweizer Pavillon wurde zum Schluss ihres nachmittäglichen Rundgangs etwas getrübt. Sie konnte sich lediglich auf der Sesselbahn sitzend fotografieren lassen, eine Fahrt blieb ihr jedoch verwehrt.

Der Grund : Am Montag war es auf der beliebten Sesselbahn zu einem Unfall gekommen. Eine Chinesin hatte sich den Fuss gebrochen, weil ein Sessel ins Rutschen geraten und mit dem vorderen Gefährt zusammengestossen war.

Seit Mittwoch ist der Betrieb der Bahn nun bis auf weiteres eingestellt. Zuerst müssten entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. “Der Hersteller Swissrides ist seit Wochen daran, die zusätzlichen Applikationen auf der Bahn, an den Masten zu entwerfen. Zum Beispiel Fangbremsen”, erklärte Manuel Salchli, der Verantwortliche für den Schweizer Pavillon, gegenüber swissinfo.ch.

Man habe bei der Auswahl des Systems bewusst nicht auf Altbewährtes zurückgegriffen, betonte er: “Es war ein Bedürfnis, dass wir uns innovativ präsentieren. Und Innovation birgt immer auch gewisse Risiken. Das Zusammenspiel von verschmutzter Luft, Hitze, Luftfeuchtigkeit und Tropfen wurde eindeutig unterschätzt.”

Er hoffe nun, dass die Bahn “auf jeden Fall vor Ende der Expo” wieder in Betrieb genommen werden könne. An einen Imageverlust für die Schweiz will er nicht glauben. “Im Gegenteil: Ich glaube, die Chinesen schätzen es, dass bei uns die Sicherheit an erster Stelle steht.”

Auch Johannes Matyassy will den Vorfall nicht überbewerten: Einerseits hätten die chinesischen Medien das Thema überhaupt nicht aufgegriffen. “Und zweitens freuen sich die Chinesen am Schweizer Pavillon ganz unabhängig von dieser Sesselbahn.”

Christian Raaflaub, Shanghai, swissinfo.ch

Jede Nation, die an einer Weltausstellung vertreten ist, hat Anrecht auf einen so genannten Nationentag.

Auf dem Programm der Bundespräsidentin standen Besuche des chinesischen Pavillons, jenes der Schweizer Städte Genf, Basel und Zürich sowie schliesslich des Schweizer Pavillons.

Hunderte hochrangige Personen aus China und der Schweiz nahmen an diversen Rundgängen teil.

Den Schweizer Pavillon besuchen täglich 12’000 Personen.

Bundespräsidentin Doris Leuthard weilt vom 10. bis 15. August mit einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation in China.

Zur Delegation gehören unter anderen die beiden wirtschaftspolitischen Schwergewichte Johann Schneider-Ammann (Nationalrat und Präsident des Verbands der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem), Gerold Bührer (Präsident des Wirtschafts-Dachverbandes Economiesuisse und Ex-Nationalrat) sowie Harry Hohmeister (Chef der Fluggesellschaft Swiss).

Nach dem Besuch der Stadt Chongqing hat sie am 12. August den Schweizer Tag an der Weltausstellung in Shanghai eröffnet.

Tags darauf ist in Peking ein Treffen mit Präsident Hu Jintao geplant.

Am Samstag wird sie in Peking das Sino-Swiss Economic Forum eröffnen, bevor sie am Sonntag wieder in die Schweiz zurückfliegt.

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