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Mehr als 140 Tote nach Flugzeugabsturz in Indonesien geborgen

(Keystone-SDA) Nach dem Absturz eines Militärflugzeugs in ein Wohngebiet auf der indonesischen Insel Sumatra haben Rettungskräfte bis Mittwoch mehr als 140 Tote geborgen. Darunter waren laut Polizei auch etwa 20 Bewohner der bei dem Unglück in der Stadt Medan zerstörten Häuser.

Die Militärmaschine vom Typ Hercules C-130 war am Dienstag kurz nach dem Start in das Neubaugebiet in der Millionenstadt gestürzt und in Flammen aufgegangen. Diese hätten “vier Stockwerke hoch” geschlagen, sagte ein Augenzeuge am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. “Die Menschen schrien und gerieten in Panik”, berichtete der 27-jährige Tumpak Naibaho. “Ich dachte, ich muss sterben.”

Bei dem Absturz wurden ein Hotel und ein Massagesalon zerstört, von der Maschine waren in den Trümmern nur noch Teile des Rumpfs erkennbar.

Die Bergungskräfte mussten schweres Gerät einsetzen, um zu den verschütteten Opfern vorzudringen. Die Unglücksursache ist noch unklar. Nach Angaben der Luftwaffe wollte die Crew wegen Motorproblemen kurz nach dem Start zum Flughafen zurückkehren.

122 Menschen an Bord

Die Luftwaffe korrigierte ihre Angaben zu den Insassen des Flugzeugs. An Bord seien 122 Menschen gewesen, darunter zwölf Besatzungsmitglieder. Zunächst war die Zahl mit 113 angegeben worden.

Bis zum Mittwoch waren 62 Opfer identifiziert. Hunderte weinende und verzweifelte Angehörige versammelten sich vor dem Leichenschauhaus eines Spitals von Medan, in dem immer weitere Särge mit Überresten von Opfern eintrafen.

Unklar war zunächst, ob sich auch Zivilisten an Bord der Maschine befanden, die entgegen den Vorschriften womöglich gegen Bezahlung mitgereist waren. Die meisten der Passagiere waren vermutlich Soldaten und deren Angehörige. Luftwaffenchef Agus Supriatna kündigte eine Untersuchung an.

Es ist in dem Archipel mit mehr als 17’000 Inseln in Ausnahmefällen aber durchaus üblich, dass Zivilisten auf Reisen zu entlegenen Orten in Militärmaschinen mitfliegen.

Mehrere Flugzeugunglücke

Das Unglück wirft erneut ein schlechtes Licht auf die Flugzeugsicherheit der indonesischen Luftwaffe. Nach Angaben des Flugsicherheitsnetzwerks, das Flugunglücke in aller Welt registriert, ist es bereits das sechste schwere Flugzeugunglück innert eines Jahrzehnts.

Indonesiens Präsident Joko Widodo kündigte deshalb eine gründliche Überprüfung und Modernisierung der veralteten Armeeausrüstung an. Die abgestürzte Maschine war 51 Jahre alt.

Bereits vor zehn Jahren hatte sich in der Wirtschaftsmetropole Medan ein verheerender Flugzeugabsturz ereignet. Damals war ein Passagierflugzeug der heimischen Fluggesellschaft Mandala ebenfalls kurz nach dem Start in einem dicht besiedelten Vorort abgestürzt, dabei kamen insgesamt 150 Menschen ums Leben. Das Unglück ereignete sich in derselben Strasse wie der Absturz vom Dienstag.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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