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Mehr Kranke nach Zeckenbissen, Menschenschmuggler und ein Rücktritt in den Sonntagszeitungen

In der Schweiz sind seit Anfang 2017 so viele Menschen nach Zeckenbissen erkrankt, wie seit zehn Jahren nicht mehr. (Archivbild) KEYSTONE/EPA DPA/IMMUNO sda-ats

(Keystone-SDA) Immer mehr Hirnhautentzündungen nach Zeckenbissen, die Schweiz als Drehscheibe für Menschenschmuggler und der Rücktritt des Präsidenten des Europarats: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

“SonntagsZeitung”:

In der Schweiz sind seit Anfang 2017 so viele Menschen nach Zeckenbissen erkrankt, wie seit zehn Jahren nicht mehr. So erlitten bereits 214 Menschen eine Hirnhautentzündung, die von einer Zecke verursacht worden war, wie die “SonntagsZeitung” berichtet. Die Zunahme der Krankheitsfälle sei sehr beunruhigend, sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit. Er geht davon aus, dass die Zahl der Fälle dieses Jahr weiter steigt. Bisher seien zwei Menschen an der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) gestorben. Die Risikogebiete erstrecken sich vor allem über die Ostschweiz und das Seeland. Bisher sei die Westschweiz weitgehend verschont geblieben, neuerdings würden aber auch Fälle im Jura registriert, sagte Koch.

“SonntagsBlick”:

Die Schweiz entwickelt sich immer mehr zur Drehscheibe für Menschenschmuggler. Dies berichtet der “SonntagsBlick” unter Berufung auf die Grenzwächter. “Wir stellen aktuell im Vergleich zu den Vorjahren eine erhöhte Schleppertätigkeit fest”, erklärte David Marquis, Sprecher der Eidgenössischen Zollverwaltung. Grenzwächter hielten zwischen Januar und August 255 Personen wegen Verdachts auf Schleppertätigkeit fest. Im Jahr davor waren es im gleichen Zeitraum 174. Die Schlepper stammten aus der Schweiz, Italien und dem Kosovo. Die Menschenschmuggler nutzten zunehmend die Schweiz als sicheren Rückzugsort und organisierten von hier aus den Transport von Migranten aus Südeuropa in Richtung Norden, schreibt die Zeitung. Die Staatsanwaltschaft München etwa führe derzeit ein Verfahren gegen einen zuletzt in der Schweiz wohnhaften Jemeniten. Ihm werde gewerbsmässiger Menschenschmuggel in mehreren Fällen vorgeworfen.

“NZZ am Sonntag”:

Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel warnt vor einem weiteren Ausbau der Bahn in der Schweiz. Gegenüber der “NZZ am Sonntag” kritisiert er die Pläne des Bundes, der in den kommenden Jahren fast 12 Milliarden Franken in den Ausbau des Schienennetzes investieren will. “Mit grossen neuen Infrastrukturprojekten kommen enorme laufende Kosten auf uns zu”, sagt Weibel. In der Schweiz sei der öffentliche Verkehr bereits heute teuer. “Ich würde darum mit dem weiteren Ausbau aufpassen.” Der Bundesrat rechnet, dass sich aufgrund der Investitionen die Rechnung der Bahnen um 122 Millionen Franken pro Jahr verschlechtern wird. Dabei steht eine Tariferhöhung zur Diskussion. Für einen Ausgleich müssten die Billettpreise laut Regierung zwischen 2025 und 2035 um drei bis fünf Prozent ansteigen.

“SonntagsBlick”:

Der Präsident des Europarats, Pedro Agramunt, tritt nach einer umstrittenen Syrien-Reise und monatelangem Streit zurück. Das Fraktionsmitglied der Europäischen Volkspartei (EVP) habe am Freitag seinen Rücktritt eingereicht, berichtet der “SonntagsBlick”. Der Spanier war in die Kritik geraten, weil er sich bei einer von Russland organisierten Reise mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad getroffen hatte. Ihm wird ausserdem vorgeworfen, die Aufklärung von Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit kritischen Berichten über Aserbaidschan blockiert zu haben. Die Parlamentarische Versammlung des Europarats hatte Ende Juni für die Einführung eines Amtsenthebungsverfahrens gestimmt. Für Montag war ein Entscheid des Parlaments in Strassburg über Agramunts Schicksal respektive dessen Abwahl geplant. Wer neuer Präsident wird, steht noch nicht fest. Die Europäische Volkspartei kann einen neuen Kandidaten vorschlagen.

“NZZ am Sonntag”:

Der WWF propagiert die Teilzeitarbeit als Mittel zum Klimaschutz und empfiehlt, das Arbeitspensum von 100 auf 80 Prozent zu reduzieren. Damit sinke das Einkommen und entsprechend könnten die Leute 20 Prozent weniger konsumieren, erklärt WWF-Sprecher Philip Gehri den Ratschlag gegenüber der “NZZ am Sonntag”. Auf diese Weise sinke der CO2-Ausstoss um 2,6 Tonnen pro Jahr. Der Vorschlag stösst auf Kritik. Das Arbeitspensum sage noch nichts über das Konsumverhalten aus, sagte Frank Krysiak, Professor für Umweltökonomie der Universität Basel. Es könne sich nicht jeder leisten, einfach 20 Prozent weniger zu verdienen. Auch Professor Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz, bezweifelt, dass Konsumverzicht und eine Beschränkung des wirtschaftlichen Wachstums Erfolg hätte. In der Praxis führe dies sofort zu Verteilkämpfen.

“NZZ am Sonntag”:

Der Schweizer Bundesanwalt und seine mehrköpfige Entourage ist von russischen Kollegen bei einem Arbeitsbesuch mit heiklen Gefälligkeiten beschenkt worden. Wie die “NZZ am Sonntag” berichtet, übergab Generalstaatsanwalt Juri Tschaika seinen Gästen beim Treffen im März und April 2016 unter anderem Wodka, Kaviar und eine mehrteilige Porzellan-Garnitur. Laut einer gut informierten Quelle wurde die Schweizer Delegation “regelrecht verwöhnt”. Bundesanwalt Michael Lauber habe sich dadurch der Gefahr ausgesetzt, durch Russland instrumentalisiert zu werden, schreibt die Zeitung. Lauber weist die Vorwürfe zurück. Seine Sprecherin erklärte, im internationalen Austausch gebe es Gepflogenheiten, denen man sich nicht widersetzen könne. Viele Gastgeber, auch russische, seien grosszügig und würden Geschenke verteilen. Persönliche Kontakte in der internationalen Rechtshilfe seien unabdingbar.

“SonntagsZeitung”:

Die UBS sieht sich in Puerto Rico wegen aggressiver Verkaufsmethoden einiger Angestellter mit Schadenersatzforderungen im Umfang von 2,1 Milliarden Dollar konfrontiert. Wie die “SonntagsZeitung” berichtet, liess eine Flut von Klagen von Anlegern bei angeblich sicheren Staatsanhleihen des Inselstaates die Schadenersatzansprüche gegen die Grossbank bis Ende des zweiten Quartals 2017 auf die Summe ansteigen. Von den Forderungen sind laut UBS-Unterlagen 1,1 Milliarden Dollar erledigt. Rund eine Milliarde Dollar Ansprüche sind weiterhin offen. Das Obligationen-Debakel belaste die d weiterhin offen. Das Obligationen-Debakel belaste die UBS noch über Jahre hinaus, da rund 750 Schiedsgerichtsfälle ungeklärt und wegen der Zahlungsunfähigkeit des Inselstaates weitere Klagen absehbar seien, schreibt die Zeitung. Hurrikan Maria habe die finanzielle Lage von Puerto Rico verschärft. Der Staat sei bankrott und könne die Zinsen auf 73 Milliarden Dollar Schulden nicht mehr zahlen.

“Zentralschweiz am Sonntag”:

Weil er offenbar als Inhaftierter in einem Schweizer Gefängnis mehr verdient als in seiner Heimat Rumänien als Schreiner, lässt ein Berufskrimineller trotz mehrjähriger Gefängnisstrafen nicht vom Einbrechen ab. Wie die “Zentralschweiz am Sonntag” berichtet, schickte ihn das Luzerner Kriminalgericht letzte Woche für drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis. Es ist seine dritte Verurteilung innerhalb von sieben Jahren – Vorstrafen in Deutschland und Österreich nicht mitgezählt. “Sauber” zu bleiben, lohne sich für ihn nicht, zitiert ihn die Zeitung. Durchschnittlich bekommt ein Gefangener im Luzerner Gefängnis Grosshof 26 Franken pro Tag für Arbeit. Nach Angaben der Behörden kann er aber nicht frei über den Lohn verfügen. 40 Prozent wird auf ein Sperrkonto einbezahlt, etwa für die Zeit nach der Haft. Gefangene müssen zudem für ihre Ausschaffung aufkommen.

“Le Matin Dimanche”:

Im Millionen-Betrugsfall um Baufirmen und die Waadtländer Arbeitslosenkasse hat die kantonale Finanzkontrolle eine Untersuchung eingeleitet, wie die Westschweizer Zeitung “Le Matin Dimanche” berichtet. Seit drei Monaten finde in dieser Sache eine Überprüfung statt, erklärte die Präsidentin der Finanzkontrolle, Eliane Rey. Sie will wissen, wie die Kasse zwischen 2013 und 2016 durch betrügerische Konkurse und ungerechtfertigte Entschädigungen um mehr als drei Millionen Franken erleichtert wurde. Die Empfehlungen der Finanzkontrolle sollen im Januar 2018 vorliegen.

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