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Miele-Küchen in Schweizer Hand

Miele in Warendorf, Produktionsstandort mit 300 Mitarbeitenden. miele.de

Mit dem Kauf der Küchensparte der deutschen Firma wird die Gruppe AFG Arbonia Forster zu einer der bedeutendsten Küchenherstellerinnen Europas.

Ein Übernahmepreis wurde nicht genannt. Analysten schätzen ihn auf rund 30 Mio. Franken.

Der Bauausrüster AFG Arbonia Forster übernimmt Herstellung und Vertrieb der weltweit tätigen Firma Miele Küchen. Mit dem Kauf der Küchensparte des über 100-jährigen Familienunternehmens wird AFG gemäss eigenen Angaben zu einem der bedeutendsten Küchenhersteller Europas.

Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. AFG werde das Miele-Küchenwerk im deutschen Warendorf mit rund 300 Mitarbeitenden unverändert weiterführen, teilte das Thurgauer Unternehmen mit.

Miele trenne sich aus strategischen Gründen von der 1973 aufgenommenen Herstellung von Küchen. Man wolle sich auf die Herstellung und den Service von Hausgeräten und den entsprechenden Geräten für den gewerblichen Markt beschränken, erklärte Miele-Geschäftsführer Horst Schübel.

Das Segment trug mit rund 2% zum gesamten Miele-Umsatz von 2,26 Mrd. Euro (rund 3,5 Mrd. Fr.) bei. Miele beschäftigte Ende Juni 2005 insgesamt 14’814 Personen, von denen 300 im Küchenbereich arbeiteten.

Globalisierungswünsche

Mit der Miele Küchen-Übernahme will AFG, die im Vorjahr bereits die auf Holzküchen spezialisierte Piatti Küchen AG übernommen hat, den Einstieg ins obere Marktsegment schaffen. Dies sei eine Voraussetzung für die angestrebte Globalisierung.

AFG-Chef Oehler ist damit dem Ziel, die Geschäftstätigkeit international breiter abzustützen und mittelfristig einen Drittel des Umsatzes im Ausland zu erzielen, einen grossen Schritt näher gekommen.

Die Küchensparte der AFG ist nach Angaben Oehlers damit die dritte Konzernsparte, die im Ausland tätig wird. Die AFG produziert darüber hinaus Heiztechnik und Sanitäreinrichtungen, Fenster und Türen sowie Stahlrohre.

Zur Küchenproduktion gehört auch die Kühlschrank-Herstellung. Insgesamt erwirtschaftete AFG im Jahr 2004 mit 4600 Mitarbeitenden einen Umsatz von 1,02 Mrd. Franken.

Positive Analysten-Reaktionen

Den Kaufpreis schätzten Analysten rund 0,5 mal Umsatz oder auf etwa 30 Mio. Franken.

Die Übernahme der Miele-Küchen sei keine allzu grosse Sache, trage diese etwa rund fünf bis sieben Prozent zum AFG-Umsatz bei, so Analysten. Für den Küchen-Bereich von AFG sei es allerdings wesentlich, werde dieser doch um rund einen Viertel erweitert, erklärte der Analyst der Zürcher Kantonalbank (ZKB) Martin Hüsler.

“Es ist positiv, dass AFG dort eine Übernahme tätigt, wo das Unternehmen bereits Kompetenz bewiesen hat”, sagte Hüsler. Er gehe nicht davon aus, dass die Übernahme zu einer nennenswerten Verwässerung führe und wolle daher vorerst nichts an seinen Schätzungen verändern.

Bei “Swiss Equities Sales” der Bank Julius Bär hiess es, der Marken-Name Miele Küchen sei ein sehr guter Schritt für das Portfolio von AFG.

Auch Vontobel-Analyst Christian Arnold beurteilt den Schritt positiv. Es ergäben sich gute Möglichkeiten, Piatti und Forster Küchen besser ins Ausland verkaufen zu können.

Auch der Zeitpunkt der Übernahme sei für AFG sehr interessant. Die Finanzierungskosten seien günstig und dürften für deutsche Unternehmen eher niedrig sein.

Zudem erfolge die Finanzierung aus eigenen Mitteln und beanspruche die Bilanz nicht übermässig.

swissinfo und Agenturen

Der Umsatz der Küchensparte von Miele wird auf rund 70 Mio. Franken veranschlagt.
Der Umsatz der ganzen deutschen Gruppe beträgt rund 3,5 Mrd. Franken
Die verkauften Gesellschaften sind vor allem in Europa präsent, aber auch in den USA, Kanada, Südafrika, Australien, Japan und Hongkong.
AFG Arbonia Forster weist für 2004 einen Umsatz von 1,02 Mrd. Franken aus.
Die Schweizer Gruppe ist aktiv in China, Russland und in den USA.

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