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Mönche wollen Bernhardiner verkaufen

Keystone

Weil auf dem Grossen St. Bernhard Pass immer weniger Mönche leben, wollen diese die berühmten Bernhardiner verkaufen. Die Zucht wird jedoch weitergeführt.

Schon seit einiger Zeit leben die Nachfahren des legendären “Barry” im Winter im Tal.

Die Augustiner-Mönche hätten ihn mit der Regelung der neuen Besitzverhältnisse betraut, sagte der Präsident des Vereins Pro Grosser St. Bernhard, Pierre Troillet, zu Berichten in der englischen Presse und im “Blick”.

Die Kongregation des Grossen St. Bernhards wolle sich künftig nicht mehr um die Bernhardiner kümmern, weil das ihre Möglichkeiten übersteige.

Am besten könnte diese Aufgabe eine Stiftung mit Beteiligung der Behörden übernehmen, sagte Troillet weiter. Dazu seien bereits Gespräche mit der Stadt Martigny und weiteren Gemeinden der Umgebung eingefädelt.

Noch viele kleine “Barrys”

Jedenfalls gelten für die neuen Eigentümer der Hunde, der Zwinger beim Hospiz und der Gebäude im Tal zwei Grundbedingungen:

Die Bernhardiner müssen während der Sommermonate, wenn der Pass offen ist, beim Hospiz sein. Zudem müsse die Hundezucht weitergeführt werden, so Troillet.

Zur einer Lösung Hand bieten möchte Rudolf Thomann, Präsident des Schweizerischen St.-Bernhards-Club. Der Club habe sein Interesse an der Zucht bekundet, sagte Thomann, der ebenfalls eine breit abgestützte Stiftung als beste Lösung sieht.

Dabei könnte der Club sein Know-how bei der Aufzucht einbringen.

Sommerattraktion

Bereits heute betreut ein von den Augustiner-Mönchen bezahlter Züchter aus Martigny samt Angestellten die Bernhardiner, sagte Troillet. Schon seit Jahren funktioniere das so.

Die Anzahl der Mönche nehme weiter ab, weshalb sich die vier Geistlichen im Hospiz nicht mehr um die Hunde kümmern könnten.

Mehrere 10’000 Besucherinnen und Besucher bewundern jeden Sommer den Zwinger mit den rund 20 Hunden auf dem Grossen St. Bernhard. Während des restlichen Jahres leben die Bernhardiner in der Hundezucht ihres Betreuers in Martigny.

Symbolträchtige und heldenhafte Hunde

Die heldenhaften Hunde symbolisieren weltweit die Schweiz und erinnern an das jahrhundertelange Wirken der Mönche auf dem Grossen St. Bernhard.

Im 9.Jahrhundert liess der Heilige Bernhard von Menton auf der Passhöhe (2500 Meter über. Meer) das Hospiz bauen. Pilger erhielten dort von den Mönchen Nahrung und Unterkunft.

Erst mehrere Jahrhunderte später wurden erstmals die legendären Bernhardiner-Rettungshunde eingesetzt. 1750 wurden auf dem Grossen St. Bernhard die ersten Hunde abgerichtet.

Die Bernhardiner sollten Reisende bei der Passüberschreitung begleiten und – wenn nötig – retten.

Bernhardiner zum Fressen gern

Die Geburt des berühmten Hundes “Barry” fiel ins Jahr 1800. Während zwölf Jahren half die Hundelegende auf dem Hospiz, Vermisste wiederzufinden.

“Barry” allein rettete mehr als vierzig Menschen. Wegen dieser Leistungen ranken sich etliche Legenden um die Bernhardinerhunde.

Die fast mythische Stellung des Bernhardiners in der Schweiz findet jedoch nicht in der ganzen Welt einen entsprechenden Niederschlag.

In ostasiatischen Ländern ist der Bernhardiner auch auf dem Teller beliebt. Vor allem in China gilt das Fleisch des Hundes als Delikatesse.

swissinfo und Agenturen

Der Zwinger mit den Bernhardinern zieht jeden Sommer fast 60’000 Touristen an.

Die Legenden, die sich um den Bernhardinerhund ranken, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts geboren.

Damals rettete Lawinenhund “Barry” mehr als 40 Menschen vor dem Bergtod.

Heute werden in der Schweiz jährlich rund 100 Bernhardiner-Welpen geboren.

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