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Fotograf Manuel Bauer: “Ich bin nicht neutral”

Was vor dreissig Jahren mit einer Reportage über das Leben der tibetischen Diaspora im indischen Dharamsala begann, begleitet den Schweizer Fotografen Manuel Bauer bis heute. Das Schicksal des tibetischen Volkes ist sein grosses Thema.

Wir treffen den Fotografen in seinem Atelier im Winterthurer Industriequartier, oder dem, was heute daraus geworden ist. Gleich gegenüber liegt der Campus der Abteilung Architektur der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft (ZHAW). Hier befindet sich im Erdgeschoss eines ehemaligen Arbeiterhauses seit vielen Jahren Manuel Bauers Rückzugsort.

Früher war im Keller eine Dunkelkammer eingerichtet. Der Raum ist immer noch mit altmodischen Geräten überfüllt. Doch heute stapeln sich zwischen den Vergrösserungsapparaten Kisten mit Büchern und verpackte Bilder vergangener Ausstellungen, die davon zeugen, dass dieser Fotograf mit seiner fast schon anachronistisch anmutenden Arbeitsmoral den Schritt ins digitale Zeitalter längst vollbracht hat.

Gemeinsam durchwühlen wir die Fotopapierschachteln. Die hervorgeholten Bilder bieten alsbald einen Überblick der dreissigjährigen Karriere des Fotojournalisten. Die Schwarz-Weiss-Bilder der Flucht der 6-Jährigen Yangdol über das Himalaya-Gebirge hat Manuel Bauer noch selbst abgezogen. Die aus dem Tibet geschmuggelten Filme wurden damals noch von den gerade zu Hause weilenden, befreundeten Fotografgenkollegen entwickelt. Zeit für ein bisschen Wehmut.

Auch die über viele Jahre hinweg angesammelten Bilder des Dalai Lama liegen vor uns. Die neuesten davon entstanden während dessen letztem Besuch in der Schweiz im April 2013. Die Schweiz beherbergt eine der grössten politisch aktiven, aber auch am besten integrierten Gemeinden aller Exiltibeter.

Manuel Bauer hat seinen Anspruch an die Fotografie und den Journalismus immer auch reflektiert und kritisch hinterfragt. Die Arbeitsbedingungen für Fotojournalisten mit einem ähnlichen Qualitätsanspruch an ihre Arbeit haben sich im Lauf der letzten Jahre dramatisch verändert; viele meinen, sie hätten sich verschlechtert.

Doch erstaunlicherweise lamentiert er nicht darüber, sondern bestärkt seinen ungebrochenen Glauben an das Medium: “Ich sehe immer noch eine grosse Kraft in der Fotografie!“

(Text: Thomas Kern, swissinfo.ch; Bilder: Manuel Bauer und Thomas Kern, swissinfo.ch)

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