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Wer hat den Mord an Kem Ley in Auftrag gegeben?

Am 24. Juli folgte eine riesige Menschenmenge dem Leichenzug beim Begräbnis von Kem Ley von der Hauptstadt Phnom Penh bis zum 70 km entfernten Geburtsort des Ermordeten. Rund eineinhalb Millionen Anhänger aus allen sozialen Schichten, Altersklassen und Bezirken legten die Strecke zurück.

Die Schweiz würdigte die Identifikationsfigur der Zivilgesellschaft und begrüsste dessen “konstruktiven und offenen Ansatz bei der Analyse der Armutsgründe und der Ungleichheiten im Land. Sein Mut, laut und deutlich zu sprechen und Gerechtigkeit zu fordern, wird sehr fehlen.”

Kurz nach dem Mord vom 10. Juli wurde der mutmassliche Mörder festgenommen. Er gab der Polizei Erklärungen ab, an die niemand glaubt: Er habe Kem Ley wegen ausstehender Schulden von 3000 Dollar getötet. Der Tatverdächtige hat sich bei der Festnahme mit dem Spitznamen “Tödliches Treffen” vorgestellt, der in den Ohren zahlreicher Kambodschaner wie die Signatur eines politischen Mordes tönt.

Am Ort des Verbrechens beschuldigten viele Kambodschaner die herrschende Partei. Die politischen Reaktionen waren zurückhaltend. Der Premierminister hat abgestritten, ein Interesse am Mord zu haben, und fragte in Anspielung auf jene, welche die Regierung destabilisieren wollten: Wer profitiert vom Verbrechen?

Aus seinem freiwilligen Exil in Frankreich bezeichnete der Chef der Opposition, Sam Rainsy, den Mord als “weiteren Akt des Staatsterrors”. Seitdem wird er in Kambodscha wegen Verleumdung strafrechtlich verfolgt. Der Schütze hüllt sich in Schweigen. Die Untersuchung kommt kaum von Fleck.

(Text und Fotos: Anne Laure Porée, Phnom Penh)

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