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Nein zu jeder höheren Schwerverkehrsabgabe

Gemäss ASTAG-Studie laufen 80% der Schweizer Binnenversorgung über Lastwagen. Keystone

Auf jede weitere finanzielle Belastung des Strassentransport-Gewerbes sei zu verzichten, verlangt einmal mehr der Nutzfahrzeugverband ASTAG. Er unterstreicht die Forderung mit einer neuen Studie.

Die Expertise zeige, dass die Lastwagen für den Binnenverkehr in der Schweiz unentbehrlich seien.

Gemäss der Studie laufen 80% der Schweizer Binnenversorgung über Lastwagen. Auch für den Import und Export sei der Strassentransport mit über 70% unentbehrlich, erklärte der Verband am Montag.

Die vom Bundesrat, der Schweizer Regierung, für 2008 geplante Erhöhung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) sei nicht rechtens, sagte ASTAG-Zentralpräsident und Ständerat Carlo Schmid vor den Medien in Bern.

Kostenüberdeckung

Das Schwerverkehrsabgabe-Gesetz sehe vor, dass der Ertrag der LSVA die Wegekosten und die externen Kosten nicht übersteigen dürfe. Durch die LSVA-Erhöhung im vergangenen Jahr wirft der Schwerverkehr laut Schmid aber mindestens Erträge von 8,92 Milliarden ab. Damit überdecke er seine Kosten bereits heute.

Hinzu komme die grosse Bedeutung des Strassentransports. “Der Lastwagen ist wegen der kurzen Transportdistanzen und wegen der Flexibilität unentbehrlich”, so Schmid weiter. Gerade hier gebe es Transporte, die sich beim besten Willen nicht verlagern liessen.

Massengüter auf der Schiene, Stückgut auf der Strasse

Die von der Firma ProgTrans durchgeführte Studie zeigt auch, dass zwischen Strasse und Schiene eine klare Aufgabenteilung herrscht.

Während auf der Schiene insbesondere im Import Massengüter transportiert würden, sei es auf der Strasse vor allem das Stückgut. Zudem übernehme die Schiene mit einer mittleren Transportweite von 170 Kilometern eine Langstreckenfunktion.

Die Lastwagen hingegen seien mit einer durchschnittlichen Transportweite von knapp 50 Kilometern vor allem für die Feinverteilung zuständig.

Züge für Transit, Strasse für Import und Export

Insgesamt erbringen laut der Studie Züge mit 71% der Güterverkehrs-Leistungen den Hauptanteil im Transit. Der Strassentransport leiste dagegen mit 71% den Löwenanteil im Import und Export.

Zum Vergleich: Im Jahr 2004 betrug der Import auf den Strassen gut 100 Mrd. Franken (Schiene: 11 Mrd.), jener der Exporte rund 90 Mrd. Franken (Schiene: 7,4 Mrd.).

Die Studie führt dies auch auf die höhere Gütersicherheit beim Strassentransport zurück, würden doch vor allem teure Waren in der Regel mit Lastwagen transportiert.

Verkehrspolitik nach Marktbedingungen ausrichten

Nach Darstellung des ASTAG sollte auch die schweizerische Verkehrspolitik diesen marktbedingten Umständen Rechnung tragen.

Die Schiene müsse dort gestärkt werden, wo sie bereits heute Marktvorteile geniesse. Demgegenüber dürfe der Binnenverkehr nicht noch weiter belastet werden, etwa durch zusätzliche Auflagen oder mit finanziellen Belastungen.

Umweltorganisationen nicht zufrieden

Im Oktober dieses Jahres war eine Analyse von zwei Bundesämtern zum Schluss gekommen, dass der Gesamtnutzen des Strassen- und Schienenverkehrs in der Schweiz seine Kosten übersteigt. Damit sah die Landesregierung die Verkehrspolitik der Schweiz im Wesentlichen bestätigt.

Umweltorganisationen erklärten, die Bundesämter unterschätzten in ihrer Analyse die Umweltkosten. Greenpeace und die Alpen-Initiative fordern deshalb eine Erhöhung der LSVA für Lastwagen-Transitfahrten, eine Alpentransitbörse zur Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene sowie eine CO2-Abgabe auf Benzin zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs.

swissinfo und Agenturen

In den letzten 20 Jahren hat sich der Güterverkehr in der Schweiz verdoppelt.
1981 wurden 90% der Waren per Bahn transportiert.
Trotz der enormen Anstrengungen zugunsten des Bahngüterverkehrs ist dieser Anteil auf 65% geschrumpft.
Gleichwohl bleibt die Schweiz mit diesem Anteil europäischer Spitzenreiter im Bahngüterverkehr.

Die Schweizerische Verkehrspolitik verfolgt das erklärte Ziel, den Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu verlagern.

Die Zahl der alpenquerenden Camions muss von heute 1,2 Millionen (2005) bis zum Jahr 2009 auf 650’000 reduziert werden. Dieses Ziel kann aber unmöglich erreicht werden.

Die Landesregierung plant für 2008 eine Erhöhung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA).

Beim kombinierten oder intermodalen Transport werden diverse Transportmöglichkeiten kombiniert: Lastwagen, Bahn, Schiff, Flugzeug. Die Strasse wird nur zur lokalen Auslieferung benutzt.

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