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Online-Shop mit Ovo & Co

Lorenz Meyer, Nico Schefer und Daniel Schulthess hinter Kisten mit typischen Schweizer Produkten. swissinfo.ch

Drei Jungunternehmer verkaufen Schweizer Produkte via Internet. Mit viel Herzblut präsentieren sie eine Schweiz jenseits der behäbigen Eidgenossenschaft.

Geld verdienen sie noch keines, an der Idee wollen sie aber festhalten, solange es geht.

Vor Jahren wurde hier Sonntagsschule gehalten, heute stapeln sich auf dem Tisch im Grossraumbüro im alten Kirchgemeindehaus Zürich Wipkingen Dosen mit Caotina-Kakao. Von hier werden Waren in die ganze Welt verschickt. Und seit zwei Monaten immer mehr typische Schweizer Produkte.

“Die Idee habe ich schon Jahre mit mir herumgetragen”, sagt Daniel Schulthess, Betreiber der Firma Subwave, mit der er seit fünf Jahren hauptsächlich russische Uhren via das Internet verkauft.

“Ich bin kein strammer Patriot, aber als ich ein Kind war, waren wir mit dem Schweizer Pass gut angesehen. Das hat sich geändert.” Das Grounding der Swissair im Herbst 2001 war dann der Ansporn, den Shop “Swissmade” in Angriff zu nehmen. “Ich hätte Ideen gehabt, wie die neue Airline zu Qualität und Exklusivität zurück geführt werden könnte.”

Gamelle mit Kreditkarte bezahlen

Was die Swiss bislang nicht schaffte, will Schulthess in seinem Shop schaffen. Er holte Lorenz Meyer, Nico Schefer und Andreas Meier als Partner ins Boot und sie begannen, gute Schweizer Artikel ausfindig zu machen.

“Vor zehn Jahren musste ich Exilschweizern in Südafrika Gerber-Fondue und Pfannensiebe mitbringen”, erinnert sich Schulthess. Beide Produkte finden sich auch im neuen Shop.

Daneben gibt es unter anderem Sackmesser, Cailler-Schokolade, Villiger Kiele, Basler Leckerli, Sigg-Aluminium-Flaschen, Caran d’Ache Farbstifte, aber auch Bergkristalle, Armee-Woll-Decken, Gamellen oder Uhren von Wenger und Zeno. Abgerechnet wird in Franken, bezahlt mit der Kreditkarte, über die Internetbank Paypal oder per Scheck.

Globalisierung und Grosseinkauf

“Die Produktauswahl ist eine Gratwanderung”, erklärt Meyer. “Die Maggi-Würze gehört unterdessen Nestlé, andere Traditions-Firmen wurden ins Ausland verkauft.”

Gutes Beispiel ist Wander, Produzent der weltberühmten Ovomaltine: Wander gehört dem britischen Multi Associated British Foods (ABF). “Wichtig ist für alle Produkte im Sortiment, dass sie immer noch einen Bezug zur Schweiz haben.”

“Am Anfang mussten wir gewisse Produkte im Coop über die Strasse kaufen gehen”, erinnert sich Schefer. Das ist heute Vergangenheit, seit ein Vertrag mit einem Lebensmittel-Grossisten besteht.

Andere Unternehmen wie Victorinox (Offiziersmesser), das Heimatwerk oder Uhrenhersteller wollten von einer Online-Kooperation nichts wissen. Hier sind die Jungunternehmer auf ihre Kreativität und Branchen-Kenntnisse angewiesen.

Bestellungen von Heimweh-Amis

“Die Toblerone oder das Sackmesser gibt es heute auf der ganzen Welt zu kaufen”, sagt Meyer, “aber die schwarze Frigor-Schokolade wird in den USA nicht verkauft.”

Die meisten Bestellungen kommen denn auch aus den Vereinigten Staaten, gefolgt von Grossbritannien und Frankreich. “Viele Hausfrauen mit Schweizer Wurzeln bestellen bei uns die Produkte, die sie vermissen”, weiss Schefer. “Oft ist die Grussformel auf den Bestellungen noch auf Deutsch.”

Die Konkurrenz macht den drei Zürchern keine Sorgen. “Wir haben viele Domains gecheckt, die schon besetzt waren. Viele Online-Shops wurden aber nie aufgebaut oder sind reine Souvenir-Läden”, sagt Schefer. Ein grösseres Problem ist der Versand. “Bei zwei Dosen Kakao kostet das Porto mehr als die Ware.”

Weil sie alle daneben Vollzeit in andern Jobs arbeiten, muss das Geschäft mit den Schweizer Produkten noch nicht rentieren. “Das Projekt ist uns ans Herz gewachsen, wir sind zäh”, erklärt Schefer mit entwaffnender Offenheit.

Image: urbane Heidi-Schweiz

Die Aufmachung des Shops pendelt zwischen Heidi-Land und dem urbanen Trendquartier Zürich-West. “Wir liefern subjektive Informationen über eine Schweiz, wie wir sie sehen”, erklärt Schulthess. “Natur und Urbanität stehen bei uns nicht im Gegensatz.”

Es gehe nicht darum, eine volkstümliche Bauern-Schweiz zu vermarkten. “Es kann nicht nur Trachten und Kuh-Gürtel bei uns geben”, bringt es Meyer auf den Punkt, “auch wenn ich einen solchen zu Hause habe.”

Und deshalb stapeln sich im obersten Zimmer im Turm des Kirchgemeindehauses Musik-CDs der Techno-Vorreiter Yello oder der Mundartband Lunik neben Kisten mit Rex-Sparschälern und Ovomaltine.

Aber: “Das rote T-Shirt mit dem weissen Kreuz kommt in dieser Form nicht ins Sortiment”, sagt Schulthess. “Das ist zu plump.” Viel lieber würde er in Zukunft eine Villa am Genfersee, ein Pilatus-Flugzeug oder ein Bösch-Boot anbieten.

swissinfo, Philippe Kropf, Zürich


Swissmade ist ein neuer Online-Shop, der typische Schweizer Produkte verkauft.

Sitz ist in Zürich Wipkingen, mit Sicht aufs Trendquartier Zürich West.

Gut verkaufen sich Rex-Sparschäler und Schokolade, ein Sackmesser wurde aber noch nie bestellt.

Im Sortiment sind Sackmesser, Cailler-Schokolade, Maggi-Würze, Villiger Kiele, Basler Leckerli, Sigg-Aluminium-Flaschen, Caran d’Ache Farbstifte, Bergkristalle, Armee-Woll-Decken, Gamellen und Uhren.

Die Preise sind nicht billig, die Initianten des Webshops setzen auf Qualität, guten Service und Informationen zu den Produkten, die sie verkaufen.

Auslandschweizer kaufen bei ihnen hauptsächlich Lebensmittel, die sie im Ausland nicht finden.

Das ist besonders bei amerikanischen Hausfrauen mit Schweizer Wurzeln beliebt.

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