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Papst nimmt Rücktritt von Bischof Amédée Grab an

Bischof Amédée Grab brachte als umgänglicher Diplomat Ruhe in das Bistum Chur. Keystone

Der 77-jährige Bischof Amédée Grab tritt nach achteinhalb Jahren als Oberhirte der Diözese Chur zurück.

Papst Benedikt XVI. hat Grabs schon vor zwei Jahren eingereichte Demission am Montag angenommen, wie das Bistum Chur mitteilte.

Gleichzeitig hat Rom den Rücktritt von Weihbischof Peter Henrici, der vor bald vier Jahren 75 geworden ist, akzeptiert. Das Kirchenrecht schreibt vor, dass Bischöfe dem Heiligen Stuhl im Alter von 75 Jahren den Rücktritt anbieten. Den Zeitpunkt des Rücktritts bestimmt aber der Papst.

In der Diözese Chur beginnt damit die so genannte “Sedisvakanz”, die Zeit zwischen dem Rücktritt eines Bischofs und Neubesetzung des Amtes. Grab, der letzten Samstag den 77. Geburtstag feierte, wird bis zur Wahl eines neuen Bischofs als Apostolischer Administrator des Bistums wirken. Er verfügt über alle Befugnisse und Vollmachten eines Diözesanbischofs.

Wahlverfahren in Gang gesetzt

In der Leitung der Diözese wird sich bis zum Amtsantritt des neuen Bischofs somit nichts ändern. Die Annahme des Rücktritts durch den Papst ermöglicht es jedoch, das Verfahren für die Wahl und Ernennung des neuen Bischofs in Gang zu setzen, wie es weiter hiess.

Gewählt wird der neue Churer Bischof vom 24-köpfigen Domkapitel, das den Oberhirten aus einem Dreier-Vorschlag Roms bestimmen kann. Er rechne damit, dass das Wahlverfahren mehrere Monate in Anspruch nehmen werde, sagte Bistumssprecher Christoph Casetti.

Nachfolge: mehrere Namen im Spiel

Grab hat bereits letztes Jahr zwei wichtige Ämter abgegeben. Er trat nach neun Jahren als Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) zurück und gab den Vorsitz des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ab.

Das Rücktrittsbegehren als Bischof von Chur, das Grab vor zwei Jahren eingereicht hatte, war vom damaligen Papst Johannes Paul II abgelehnt worden. Wie Grab gegenüber dem Schweizer Radio erklärte, war der Grund dafür sein Präsidentenamt beim CCEE.

Über mögliche Grab-Nachfolger als Bischof von Chur wird seit einiger Zeit spekuliert. Genannt wurden der Churer Generalvikar Vitus Huonder (65), der Abt von Einsiedeln, Martin Werlen (44), Josef Annen (62), Leiter des Churer Priesterseminars, oder Martin Kopp (61), Generalvikar der Zentralschweiz. In Graubünden zählt zudem der Pfarrer von Surcuolm, Martin Grichting (40), zu den Favoriten.

Erstmals ein Bistumswechsel

Amédée Grab übernahm das Bischofsamt in Chur im August 1998. Zuvor hatte er die Diözese von Lausanne, Genf und Freiburg geleitet. Es war das erste Mal, dass ein amtierender Bischof das Bistum wechselte.

Der hagere Benediktiner Mönch übernahm ein schwieriges Amt. Er wolle vor allem Seelsorger sein, sagte er in seiner Predigt in der voll besetzten Churer Kathedrale bei der Amtseinsetzung.

Grabs Vorgänger, Bischof Wolfgang Haas, hatte in seiner zehnjährigen Amtszeit die Diözese tief gespalten. Der konservative Haas wurde vom Papst nach anhaltenden Protesten zum Vaduzer Erzbischof nach Liechtenstein wegbefördert.

Bischof Grab war vor seiner Zeit in Chur der Ruf vorausgeeilt, ebenfalls ein konservativer Kirchenmann zu sein, aber umgänglich und ein geschickter Diplomat. Unter seiner Leitung jedenfalls ist in den Reihen der rund 650’000 Katholikinnen und Katholiken des Bistums Ruhe eingekehrt.

swissinfo und Agenturen

Bischöfe treten üblicherweise mit 75 Jahren vom Amt zurück. Der nächste Rücktritt aus Altersgründen dürfte daher von Pier Giacomo Grampa zu erwarten sein. Grampa, der Anfang 2004 zum Bischof von Lugano geweiht wurde, wird dieses Jahr 71.

Alle anderen Bischöfe sind noch deutlich weiter von der Altersgrenze entfernt. Diesen Monat 65-jährig wird Bernard Genoud, Bischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg. Ebenfalls Jahrgang 1942 hat Norbert Brunner, Bischof von Sitten und Vizepräsident der Schweizer Bischofskonferenz.

Der St. Galler Bischof Markus Büchel, der erst vergangenen September zum Bischof geweiht worden ist, wird heuer 58 Jahre alt. Mit 56 Jahren der Jüngste ist Kurt Koch, Bischof der Diözese Basel und Präsident der Bischofskonferenz.

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