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China hängt Schweizer Solarindustrie ab

Solar-Panels
Von wegen Schweizer Produkt: Immer öfters kommen die Photovoltaik-Anlagen auf den Schweizer Dächern aus dem Reich der Mitte. Keystone

China hat die Schweizer Solarindustrie überholt: Das Reich der Mitte kontrolliert heute 80% des Weltmarktes. In der Schweiz ist die Zahl der Beschäftigten im Solarindustrie-Sektor in den letzten fünf Jahren fast um die Hälfte eingebrochen.

Meyer Burger, das Flaggschiff der Schweizer Solarindustrie, gab letzte Woche bekannt, dass 180 Arbeitsplätze in Thun im Kanton Bern nach China verlegt werden. Diese Arbeitsplätze betreffen vor allem die Herstellung von Solarpanel-Maschinen – ein schwerer Schlag für die Schweizer Photovoltaik.

Diese Auslagerung mag überraschen, versteht sich die Schweiz auf diesem Gebiet doch als Vorreiterin. Doch zeichnete sich dieser Trend bereits vor fünf Jahren ab.

2011 beschäftigte die Photovoltaik-Industrie in der Schweiz 10’000 Personen. Letztere arbeiteten in der Produktion, der Installation, oder in der Forschung und Entwicklung. Nur fünf Jahre später waren es nur noch 5500 Personen.

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José Martin ist bei Swissolar verantwortlich für die Solarwärme. Er sagt, dass der Preisdruck, den chinesische Produzenten seit fünf Jahren praktizierten, verantwortlich sei für den Produktionsrückgang. Betroffen davon sei nicht nur die Schweiz, sondern auch Deutschland, das bis 2015 weltweit führend war in der Branche.

Zwar sinkt die Zahl der Arbeitsplätze in der Produktion in der Schweiz weiter. Gleichzeitig profitieren nun aber heimische Installateure, Inspektoren und andere Instandhalter von den importierten Panels aus dem Ausland. Ihre Zahl sei gestiegen und werde in den kommenden Jahren weiterwachsen, sagt Martin.

Zwei Millionen Arbeitsplätze in China

Photovoltaik-Anlagen aus China werden in grossen Stückzahlen auf Schweizer Dächern installiert. Im ersten Halbjahr 2017 importierte die Schweiz ausländische Panels im Wert von insgesamt 85 Millionen Franken – China lieferte Ware im Wert von 23 Millionen.

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Die Schweizer Industrie, die den Markt in den 1990er Jahren dominierte, kämpft also. Der Umsatz sank von mehr als 2 Milliarden Franken im Jahr 2011 auf rund 900 Millionen im Jahr 2015.

Staatliche Zuschüsse

Der Erfolg Chinas beruht auf niedrigeren Produktionskosten und billigen Arbeitskräften. Eine Schlüsselrolle spielten zudem staatliche Subventionen. Milliarden Yuan wurden zur Unterstützung des Sektors eingespeist, so dass chinesische Unternehmen den Markt dominieren können.

(Übertragung aus dem Französischen: Kathrin Ammann)

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